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  #1  
Alt 17.09.2008, 15:54
charlottchen charlottchen ist offline
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Registriert seit: 17.09.2008
Beiträge: 2
Standard Mein Papa

Jetzt ist es schon 12 Tage her, dass mein Papa beim Hausarzt umgekippt ist und von dort ins Krankenhaus gekommen ist. Sehr schnell stand der Verdacht auf Lungen-CA im Raum. Heute nun die Bestätigung nach dem wohl üblichen Strauß an Untersuchungen: kleinzelliges Lungen-CA, Stadium: extensive disease mit Metastasen in der Leber. Ich glaube mittlerweile dank googlen und einer schnellbesorgten Broschüre der Dt. Krebsgesellschaft zu wissen, was das bedeutet.

Bin sehr verzweifelt, auch oder gerade weil mein Papa so stark und hart gegen sich selbst zu sein scheint, so wie er es immer war - jetzt auch. Ein lebenlang haben wir uns nur gezofft - wahrscheinlich auch, weil wir uns einfach viel zu ähnlich sind. Vor einem Jahr ist er in meine Nähe gezogen. Und erst wenige Wochen bevor sich alles änderte, haben wir festgestellt, dass wir uns ja eigentlich ganz gut verstehen können.

Ich habe große Angst vor dem, was jetzt kommt. Es steht so vieles noch unausgesprochen zwischen uns - und doch scheint das alles so unwichtig. Dabei ist doch jetzt gerade das Wichtigste, dass er kämpft - für sich und für mich, denn ohne ihn werde ich mir sehr verloren vorkommen... Was kann ich zur Unterstützung tun? Wie mit ihm umgehen, der nie etwas an sich ran ließ und dessen größte Sorge es war und ist als "Weichei" zu gelten?

Gerade hat er die erste Chemo angefangen - und schon will er mich schonen und möchte nicht, dass ich ihn besuche...

Entschuldigt, wenn ich zwischendurch so zusammenhangslos schreibe, aber in meinem Kopf fahren die Gedanken einfach Achterbahn. Und wenn ich dann noch an meine Ma denke, die vor einigen Jahren den Kampf an eben diese Krankheit verloren hat, wird mir noch schwerer ums Herz.

Bin einfach nur tief-tief-traurig und ratlos.

Charlottchen
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  #2  
Alt 17.09.2008, 17:07
SUSAN69 SUSAN69 ist offline
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Registriert seit: 18.01.2008
Beiträge: 49
Rotes Gesicht AW: Mein Papa

Hallo,

es ist wirklich schwer, wenn man erfährt das ein Mensch den man liebt diese Krankheit hat....
Ich kann es voll verstehn wie beunruhigt du nun bist, denn ich habe das alles miterlebt bei meinem Vater....
Ich gebe dir den Tip...immer wenn dir danach ist hier einfach zu schreiben, denn hier sind sehr viele nette Menschen...egal wie und was du schreibst , lasse deinen Gedanken freien lauf...
Ich hoffe das ihr alle Stark seit für die Zeit die nun kommt....
LG Susan
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  #3  
Alt 17.09.2008, 17:55
Benutzerbild von Lilian101
Lilian101 Lilian101 ist offline
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Beiträge: 126
Standard AW: Mein Papa

auch ich wünsche dir ganz viel Kraft und Liebe..
du bist hier nicht alleine...schreib was dich bewegt...
die krankheit hat meinen mann ruhiger gemacht...er hat nicht viel gesprochen..aber all das was ich wissen wollte hat er mir beatwortet..
vielleicht findet ihr ja doch einen Weg euch auszutauschen..

ich drück dich ganz lieb..
lg Simone
__________________
geboren.am 17.09.1970
verstorben am 27.08 2008 Cup-Syndrom
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  #4  
Alt 18.09.2008, 07:08
star_way star_way ist offline
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Beiträge: 95
Standard AW: Mein Papa

Hallo Charlottchen,

auch mein Papa ist eine sehr starke Persönlichkeit, der eigentlich nie irgendwelche Schwächen gezeigt hat - zumindestens nicht vor uns. Aber, als er anfing zu leiden, hat er auch mal zu gegeben, dass es ihm nicht gut geht, dass er Schmerzen hat. Als er dann seine Therapie anfing, ist er ein paar mal fürchterlich zusammen gebrochen und ich stand sehr hilflos davor, weil uns auch noch 250 km trennen. In dieser Zeit war unser Streit vergessen und ich habe mich nie gescheut ihm Fragen zu stellen. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten - er antwortet, oder er sagt mir er will nicht reden.
Zum Glück hat er immer geantwortet, auch wenn er mir sagte, dass es ihn nervt 10 Mal am Tag das selbe zu erzählen. Ich sagte ihm dann, beschrenke es doch nur auf die Familie...
Mittlerweile haben wir wieder einen sehr guten Kontakt miteinander.
Das wünsche ich Dir auch - auch die Kraft alles, was nun folgt durch zu stehen. Besuche ihn, wenn Du möchtest und sage ihm, warum Du es möchtest!!! Weil Du ihm nahe sein möchtest und ihm beistehen möchtest - ich denke er wird es verstehen. Während solcher Krankheit gibt es den Ausdruck "Weichei" nicht!!!! Das solltest Du ihm versuchen zu erklären

Ich möchte auch den anderen hier recht geben, Du wirst hier immer auf Menschen treffen, die DIr zu hören und Dir mit Rat oder einem Knuddler beiseite stehen und wo Du einfach nur mal heulen, schreien, jammern und irgendwann auch mal lachen kannst

Ich drücke Dich und wünsche Dir viel Kraft!!!!!!
__________________
Lieben Gruß
Sandra
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  #5  
Alt 24.09.2008, 06:30
Benutzerbild von Sünje
Sünje Sünje ist offline
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Registriert seit: 27.08.2008
Ort: Hamburg und Dithmarschen
Beiträge: 34
Standard AW: Mein Papa

Hallo ihr Lieben,

liebe Charlotte, ich habe deine Geschichte gelesen und gedacht das wäre meine. Ich hatte auch sehr viele Unstimmigkeiten mit meinem Vater und wir haben uns nie "so" prächtig verstanden. Wie man sich so mit seinem Vater halt versteht wenn die Mutter die Nr. 1 ist.

Im Frühjahr 2006 kam dann die Diagnose Colon-CA mit Metastasierung in die Leber. Darauf folgten OP´s und Chemotherapien, die bis heute noch anhalten.
Man kann sich nicht vorstellen was und wie sich alles ändern kann wegen so einer Krankheit.

Ich liebe meinen Vater über alles und tue auch alles für ihn. Ich wohne 100km entfernt, fahre aber jedes Wochenende nach Hause. Ich muss dazu sagen das ich Einzelkind bin und keine Beziehung habe. Das erleichtert die Situation mit dem fahren ungemein.

Es ist natürlich anstrengend und hat mich auch sehr viele Freundschaften geopfert, aber ich denke mir mal das es dann keine wahren Freunde waren.

Ich habe tierische Angst vor dem was noch alles passiert. Man kann richtig mit ansehen wie der Mensch zerfällt. Wir haben gerad am WE Bilder angeschaut von 2006 und jetzt. Es ist ein komplett anderer Mensch.

Ich bin Arzthelferin und verstehe das natürlich noch besser als ein Laie. Das tut schon weh.

Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt... Knuddel deinen Papa so oft du nur kannst.

Lieben Gruss
Sünje
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  #6  
Alt 30.09.2008, 07:59
star_way star_way ist offline
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Registriert seit: 31.07.2008
Ort: Wendland
Beiträge: 95
Standard AW: Mein Papa

Hallo charlottchen,

wollte nur mal hören, was es denn neues gibt bei Deinem Papa??!!!
Melde Dich doch mal wieder
__________________
Lieben Gruß
Sandra
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  #7  
Alt 18.12.2008, 19:12
charlottchen charlottchen ist offline
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Registriert seit: 17.09.2008
Beiträge: 2
Standard AW: Mein Papa

Hallo, Ihr Lieben! Liebe Sandra, liebe Simone, liebe Susan, liebe Sünje!

Danke für Eure mir wirklich Kraft gebenen Worte und: Entschuldigung dafür, dass ich mich jetzt erst wieder melde.

Fast ein Viertel Jahr ist ins Land gegangen. Mein Papa macht gerade die 4. Chemo durch. Rote und weiße Blutkörperchen spielen total verrückt. Und mein Papa sagte heute zu mir: "So langsam glaube ich, es steht ernster um mich als ich bisher dachte...!"

Ich gebe zu, ich musste schon sehr stark schlucken... Wusste nicht, was ich darauf sagen sollte - habe einfach geschrieben.

Viel ausgetauscht haben wir uns noch nicht - aber dennoch merke ich, dass mein Papa sehr dankbar dafür ist, dass ich für ihn da bin - trotz all dem anderen Kram, den ich als selbständige Einzelkämpferin zu managen habe.

Umso schöner und überraschender sind solche Moment, wie der Moment als ich nach ihm zu Hause bei ihm nach dem Rechten schaue, er sich vor mich hinstellte, schwer atmend die Arme ausbreitete, mich umarmte und dann sagte: "Was sollt ich machen, wenn es Dich nicht gäbe!" Weder solche Gesten, noch solche Sätze habe ich von meinem Papa jemals gehört. Und alleine der Gedanke lässt mich jetzt hier schon wieder aus dem Stand heulen - hoffe nur, es kommt kein Kunde rein.

Merke, dass ich ziemlich fertig bin - akuter Schlafmangel und einige eigenen Erkrankungen nagen an mir... Aber was soll mein Papa da sagen, bei seiner Geschichte...

Es ist gut, Euch hier angetroffen zu haben und bin auch sehr froh, hier die Möglichkeit zu haben zu schreiben und zu sagen, was mich bedrückt.

Und jetzt steht auch noch Weihnachten an. Habe meinen Papa zu uns nach Hause eingeladen - bisher hat er sogar zugesagt, wenigsten Heiligabend mit meinem Mann und mir zu feiern ("Es ist ja wahrscheinlich mein letztes.").

Die restlichen Weihnachtstage sollen wir zu meinem 600 km entfernt wohnenden Schwiegereltern fahren. Mein Papa besteht darauf. Mir ist bei dem Gedanken gar nicht wohl. Und wenn ich an Silvester denke, erst recht nicht. Vor einem Jahr hatten mein Mann und ich die Reise zu einem langjährigen Freund und Geschäftspartner meines Mannes nach Frankreich gebucht - nur 2 Nächte - aber nicht stornierbar.

Mein Papa hat solche Feierlichkeiten wie Silvester immer gehasst und bisher war es immer so, dass wir uns nach spätestens 5 min ganz böse in den Haaren hatten und ich anschließend ob der verbalen Schläge in die Magengegend jedesmal krank war. Und dennoch, oder genauer gerade deshalb fühle ich mich jetzt hin und her gerissen. So wie ich das jetzt sehe, werde ich wohl mitfliegen, aber ich habe große, große Angst vor dem, was alles in dieser Zeit dann passieren kann.

Jetzt fehlen mir gerade die Worte um weiter zu schreiben.

LG
Euer Charlottchen
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