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  #1  
Alt 08.01.2008, 20:58
hetti1973 hetti1973 ist offline
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Registriert seit: 08.01.2008
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Standard Wir sind so hilflos

Hallo,

meine Mama und ich sind so hilflos. Bei meinem Papa wurde im Oktober 06 durch Zufall Lungenkrebs festgestellt. Ihm wurde dann ein lungenlappen entfernt und es gab eine chemobehandlung. die chancen für ihn waren gar nicht so schlecht, wenn man davon überhaupt reden kann, da es keine fernmetastasen gab und der tumor komplett entfernt werden konnte. im sommer 07 ging es ihm dann für ca. 8 wochen auch schon besser und wir waren irgendwie wirklich guter hoffnungen. ab herbst wurde es irgendwie wieder schlechter und dann kamen höllische kopfschmerzen. wir brachten ihn dann ins krankenhaus und die haben ihn gleich dort behalten. er war allerdings nicht direkt in der onkologie, so daß unsere symptomeschilderungen, die taubheit auf dem einen ohr, antriebslosigkeit, wesensveränderungen etc. nicht sogleich erkannt wurden. das mit dem ohr sollte die chemo gewesen sein und der rest eine depression. man teilte ihm mit, wie toll es doch wäre, seine lunge wäre sauber, er solle den kopf mal nicht so hängen lassen. auf dem ct sei auch nichts zu sehen, außer, daß sein gehirn mehr als normal an volumen verloren hat. als er bereits 5 tage dort war, machte man noch eine lumbalpunktion. nach abnahme wurde er gleich isoliert mit verdacht auf meningitis. als weihnachten und sylvester ohne papa zuhause. mittwochs erklärte der diensthabende stationsarzt dann, die ergebnisse wären soweit da, was auslöser für die meningitis wäre, wisse er nicht so genau, da kenne er sich nicht so aus und müsse noch mal mit seinen kollegen sprechen. am donnerstag dann, kam der schlag ins gesicht. man hat in der pathologie tumorzellen festgestellt, hirnhaut und wasser voll davon, irgendwo im kopf soll sich ein karzinom befinden. so entließ man ihn vorerst mit schmerzmitteln am freitag, man würde eine woche später mit den spezialisten sprechen. ich wollte dann einen bericht haben um eine zweite meinung einzuholen. ich telefonierte mit einer onkologin (freundin meiner chefin), die mir dann bestätigte, was ich mit der diagnose meningeosis carzinomatosa bereits im internet gelesen hatte. keine heilung mehr möglich, nur linderung. das hat uns keiner gesagt, meinem papa auch nicht. seit dem er zuhause ist, liegt er mit schmerzen im bett. gestern haben wir ihn dann endlich mal zum essen hochbekommen. diese woche will mein papa erst mal keine ärzte mehr sehen und für nächste woche habe ich eine onkologiearztpraxis gefunden, die meinen vater, sofern er will, behandeln werden. mein papa weint, spricht mal davon, daß es jetzt wohl aus ist und dann aber wiederum von, die sollen mich mal gesund machen. bis zu der diagnose lungenkrebs hat er sein ganzes leben gearbeitet wie ein pferd, sich ein haus in seiner heimat in österreich gekauft, in welchem er mitte/ende 08 mit mama einziehen wollte und das rentnerleben mit ihr genießen wollte.

Oh gott, daß war jetzt alles total viel, was ich mir hier von der seele geschrieben habe aber ich habe soviel trauer und gleichzeitig auch wut in mir. und andauernd denke ich darüber nach, ob wir es ihm sagen sollen, wie wir es ihm sagen sollen. es ist der reinste horror. und es bleibt so wenig zeit. ärzte sagen unter 12 monate, es handelt sich mit behandlung wohl aber eh nur um 6 bis 8 monate. heute hat er sogar gesagt, die irren sich bestimmt, daß ist kein krebs.

ich weiß einfach nicht, ob wir es ihm sagen sollen, ich denke aber wiederum er hat das recht es zu wissen. vielleicht will er noch irgendwelche dinge machen, oder irgendwas sagen. und ich, ich will ihm auch noch so viel sagen, dafür reichen mir aber weder 6, 8 noch 12 monate für
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  #2  
Alt 09.01.2008, 22:58
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gwenda gwenda ist offline
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Beiträge: 778
Standard AW: Wir sind so hilflos

Hallo Hetti,

es tut mir leid, dass es Deinem Vater so schlecht geht. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Warte die Ergebnisse ab, bevor Ihr mit Deinem Vater darüber redet. Es würde Ihm nur die Kraft und den Lebenswillen nehmen, wenn er eine "Falsche Wahrheit" hört.
Wenn es allerdings sicher ist - das Gespräch mit ihm suchen. Vielleicht möchte er noch einiges regeln bevor er das nicht mehr kann.

Liebe Grüße

Sigrid
__________________

Die Hoffnung stirbt zuletzt -
Sie starb am 18.06.08 genau ein Jahr nach der Diagnose
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  #3  
Alt 10.01.2008, 07:38
hetti1973 hetti1973 ist offline
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Registriert seit: 08.01.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Wir sind so hilflos

doch, das ergebnis ist abschließend. ich habe zwei onkologen die ergebnisse aus dem krankenhaus vorgelegt und mit ihnen gesprochen, irgendwie mit der hoffnung, daß mir einer sagt, da ist was machbar. beide haben mir gesagt, alles was man jetzt noch machen kann, ist zu lindern und ein lebensqualität zu erhalten, so lange es geht. die prognose liege bei unter einem jahr. bei der besprechung im krankenhaus geht es eben auch nur darum, wie man jetzt lindern soll, wobei es hierbei auf eine bestrahlung hinauslaufen wird, damit die starken kopfschmerzen besser werden. ich habe gestern mit meiner mutter besprochen, daß wir nach den weiteren gesprächen mit den ärzten es ihm sagen müssen, sofern es die ärzte nicht tun. ich habe tage lang darüber nachgedacht und denke, er hat ein recht darauf. wenn er gute zeiten hat, will er bestimmt noch mal was machen, was er vielleicht immer aufgeschoben hat, oder eben vielleicht irgendwas noch loswerden.
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  #4  
Alt 10.01.2008, 18:37
Anuschka1102 Anuschka1102 ist offline
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Registriert seit: 23.12.2007
Beiträge: 37
Standard AW: Wir sind so hilflos

liebe hetti..

ich denke du hast gute entscheidung getroffen.
natürlich hat er das recht zu wissen wie es um ihm steht,er soll die möglichkeiten haben mit seinem leben abzuschlissen und sich darauf vorbereiten,wo möglich noch einige sachen erleidigen,vielleicht was erleben und zum letzt sein letzten willen zu aussern.
ich wünsche euch für den tag viel kraft.
kann dir noch ein buch emphfelen was ich bekommen habe als mein papa gestorben ist.der ist für die angehörigen aber auch für den sterbenden geeignet.
"den tod durchschauen" von barry long

lg anna
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  #5  
Alt 15.01.2008, 19:48
hetti1973 hetti1973 ist offline
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Registriert seit: 08.01.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Wir sind so hilflos

Hallo,

heute waren wir mit meinem papa bei einem onkologen in einer privatpraxis. dazu haben wir uns entschieden, weil ich denke, die haben einfach mehr zeit als die ärzte im krankenhaus. der arzt ist ein bekannter meiner chefin und war ausgesprochen nett. er hat über eine stunde mit uns gesprochen und meinem papa auch ein paar mal gesagt, daß er ihn nicht heilen kann, sondern nur versuchen kann für eine gewisse zeit seine lebensqualität zu verbessern, na ja und eben mehr zeit. die letzten tage habe ich meinen papa kaum gesehen, weil er ja nur schläft. als wir heute mit ihm zum arzt sind, war ich total erschüttert, wie rasant es bergab geht. er ist total verwirrt. wir mußten ihm mehrfach sagen wo wir hin fahren, er fragte mich nach einer kollegin, die schon seit jahren nicht mehr bei uns ist und er kann kaum laufen. wenn wir ihn helfen wollen, fährt er uns an, wir sollen das lassen. beim arzt hat er eigentlich gar nichts verstanden. wir haben ihm gesagt, der arzt hat ihm mehrfach gesagt, er solle die tropfen wegen der kopfschmerzen nehmen, er wird davon nicht abhängig (das ist seine angst, weil er sein leben lang nie schmerzmittel genommen hat) und zuhause hat er behauptet, der arzt hat gesagt, er solle die nicht nehmen. meine mama nimmt oft seine hand oder versucht mit ihm zu kuscheln. er dreht sich dann weg von ihr. ich habe ihr gesagt, daß er das nicht so meint und merkt, sie solle das abweisen nicht so an sich rankommen lassen, daß liegt an der krankheit. es ist so schwer für sie, aber ich kann sie auch nicht wirklich trösten, es gibt nichts was ich ihr sagen könnte, was es leichter macht oder tröstet. am montag beginnen wir mit der therapie, ich bete dafür, daß sie anschlägt und die ihm mit meiner mama verbleibende zeit dadurch noch mal zu einer weiteren kostbaren erinnerung werden kann. das es ihm vielleicht sogar so gut geht, das sie noch mal vielleicht einen gemeinsamen urlaub zu ihrem haus in österreich machen können, wo sie mitte oder ende diesen jahres ganz hinziehen wollten und endlich das leben ohne arbeit genießen wollten.

ich wünsche allen hier viel kraft und zuversicht.

liebe grüße
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  #6  
Alt 16.01.2008, 10:23
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gwenda gwenda ist offline
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Registriert seit: 05.01.2008
Beiträge: 778
Standard AW: Wir sind so hilflos

Hallo Hetti,

schlimm, wenn man erfährt dass ein geliebter Mensch krank ist und er sehr schnell abbaut. Das kenne hier sicher viele Betroffene.

Das mit der Zärtlichkeit ist bei uns auch so. Nach der ersten und zweiten Chemo hat mein Mann noch die Nähe gesucht. Das ist mit der Zeit aber immer weniger geworden. Jetzt nach der 7. gibt es außer Händchen halten keinen Kontakt mehr. Ich denke aber, das ist ok. Deine Mutter soll es auf keinen Fall persönlich nehmen. Es hat nichts mit ihr zu tun.

Liebe Grüße

Sigrid
__________________

Die Hoffnung stirbt zuletzt -
Sie starb am 18.06.08 genau ein Jahr nach der Diagnose
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