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Alt 13.07.2006, 20:51
Schesti Schesti ist offline
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Registriert seit: 03.07.2006
Ort: Schweiz
Beiträge: 1
Standard Du wirst immer bei mir sein

Genau heute vor drei Wochen, am 22. Juni 2006, an diesem Tag waren wir 5 1/2 Jahre ein Paar, ist mein Lebenspartner an Leberkrebs verstorben. Wir hatten noch so viele Pläne, wollten am 1. Juli unsere gemeinsame Wohnung zusammen beziehen, hatten neue Möbel gekauft und freuten uns auf die Zukunft.........

Doch dann hat diese heimtückische Krankheit innerhalb so kurzer Zeit all unsere Träume zunichte gemacht. Am 12. April 2006 ist er von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat sich eine Woche später nicht gut gefühlt (Husten, Fieber etc.). Ein Arztbesuch hat lediglich ergeben, dass die Blutwerte nicht in Ordnung sind und dies vermutlich von einem Virus kommt. Wieder eine Woche später - der Hausarzt war selber in den Ferien - hat sich der Gesundheitszustand meines Freundes so verschlechtert, dass er sich schliesslich am Freitag 12. Mai selbst ins Spital eingeliefert hat. Nach fünf Tagen Untersuchungen am 17.05.2006 dann der Hammer: Hepatitis C mit Leberzirrhose und Leberkrebs mit Metastasen in Lunge und Lymphdrüsen. Geschätzte Lebenserwartung 1 Monat bis 1 Jahr, mit palliativer Chemo möglicherweise 2 Jahre. Und dies alles einem Mann, der früher Spitzensportler war, nun selber Nachwuchstrainer und seit ich ihn kannte eigentlich nie gross krank war!!! Und die ganze Sch*** aufgelesen durch verunreinigtes Blut durch Hepatitis C bei einer Bluttransfusion bei einer Operation vor 25 Jahren! Nach kurzer Bedenkzeit dann sein Entschluss zur Chemo, zuerst musste aber ein Port eingepflanzt werden. Da seine Blutwerte so schlecht waren wurde die OP immer wieder verschoben, dann endlich am 1.6. lief die Chemo, wie hat er sich darüber gefreut. Nach dem zweiten wöchentlichen Untersuch am 14.6. kam er freudenstrahlend retour und meinte, sein Onkologe sei doch erstaunt, wie sich seine Blutwerte nach nur zwei Wochen Chemo bereits recht gut seien. Am gleichen Abend dann nach kurzem Unwohlsein Blut erbrochen und eine Stunde später nochmals Blut auch aus dem Darm. Ich hatte sofort den Krankenwagen gerufen und er wurde umgehend im Spital auf die Intensivstation verlegt. Dann die Mitteilung vom Arzt, geplatzte Varizen in der Speiseröhre. Bei der zweiten Endoskopie am nächsten Tag wurde dann an vier Orten zugemacht. Der Zustand meines Lebenspartners hat sich dann ein wenig verbessert. Am Freitag 16.6. hatte er Geburtstag, er wurde 43 Jahre alt. Nach der Diagnose war sein grosser Wunsch, an seinem Geburtstag in die Kirche zu gehen, um eine Kerze anzuzünden. Leider war er so schwach, dass er es nicht mal in die Kapelle des Spitals geschafft hat...... Am Sonntag in der früh wurde ich vom Krankenhaus angerufen, es gehe ihm nicht gut, er verlange nach mir und er blute wieder. Wieder Intensivstation und Endoskopie. Am Mittag wurde mir und seinen Eltern von den behandelnden Ärzten dann beigebracht, dass der blutende Ort nicht lokalisiert werden könne, nur noch ein Wunder könne helfen. Am Montag wieder zurückverlegt auf die Normalstation, wo mir dann vom Pflegepersonal angeboten wurde, ich könne auch über die Nacht bleiben. Vom Montag bis zu seinem Todestag am Donnerstag war ich fast ununterbrochen bei ihm, habe ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen und versucht, ihm seine Schmerzen erträglicher zu machen. Er war so voll Wasser, er hatte fast 30 kg mehr als sein Normalgewicht.

Er konnte und wollte mit niemandem über seinen Zustand sprechen. Nur einen Tag vor seinem Tod hat er zu mir gesagt: Warum sagst du zu mir "Lass los", ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich weiss dass ich sterben muss, aber eigentlich bin ich doch nicht so krank. Am darauffolgenden Morgen war er die ganze Zeit unruhig und hat angefangen zu halluzinieren. Zwei seiner besten Freunde sind am Nachmittag gekommen, einen hat er erkannt und sagte zu ihm: Hallo, schon lange nicht mehr gesehen, bist du gekommen um mich zu holen? Auf seine letzten Freund hat er gewartet bis um 21.00 Uhr, als dieser und sein Vater dann eine halbe Stunde später gegangen sind, hat er einfach aufgehört zu atmen und hat noch beim Sterben auf die Zähne gebissen. 6 Tage nach seinem 43. Geburtstag, nur 1 Monat und 5 Tage nach der Diagnose Krebs ist er gestorben, die Zeit mit ihm zusammen war doch viel zu kurz.

Ich habe jeden Tag das Gefühl, dass er wieder zur Türe hereinkommt oder mich anruft. Jeden Augenblick vermisse ich ihn, an jedem Ort habe ich Erinnerungen an ihn, sehe seine Sachen, seine Briefe, seine SMS, seine Fotos, es riecht sogar noch nach ihm. Ich liebe dich über alles, du wirst immer in meinem Herzen sein.
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