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Alt 23.02.2009, 08:36
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Unverständnis und Fragen....

Liebe Britta,
ich kann so gut nachvollziehen, dass dir ein wichtiger Teil von dir selbst fehlt ... Wenn ich an eure tiefe, innige Beziehung denke, die nicht nur Mutter-Tochter-geprägt war, sondern wohl auch von ganz besonderer Freundschaft, kommen mir selbst die Tränen ...
Eine solche Beziehung zu meiner Mutter hatte ich leider nie - sie hat sie auch nicht zugelassen, nicht mal, als ich noch klein war ... Aber dennoch fehlt sie mir unheimlich, selbst ihr "Geläster" über Gott und die Welt, ihre manchmal unerträgliche Ingnoranz (ehe mich jetzt jemand falsch versteht: das ist nicht böse gemeint, sondern sachlich - sie war wirklich so: alles, was nicht in ihr kleines Weltbild passte, war falsch - eine Eigenschaft, die vielleicht auch durch ihre Kriegserlebnisse als kleines Mädchen verstärkt wurde), ihre Sticheleien ... Selbst mein Vater meinte das häufiger, obwohl er sie wirklich sehr geliebt hat und sicher auch noch immer liebt ...
Und so wie zu ihren Lebzeiten die Erinnerungen an die weniger schönen Momente meiner Kindheit und Jugend überwogen, so kommen jetzt nach und nach die schönen Erinnerungen durch ... Leider nicht so viele, wie es sich ein Kind wünscht, aber es gab dennoch einige - und das ist das, an das ich mich halten werde, was in meiner Erinnerung bleiben soll ... Vermutlich ist das der Grund, weshalb ich noch immer jede Nacht von meiner Mutter träume - aber diese Träume erschrecken mich nicht, also sind sie wohl gut für mich ....

Bei mir sind es übrigens die Mittwoche - und ich tu mir jedesmal schwer, mich zum Reiten aufzuraffen. Aber ich hab festgestellt, dass mir die beiden letzten Male so unendlich gut getan haben: die Bewegung, die Konzentration, die Arbeit mit dem Pferd (nicht umsonst DER Seelentröster aller kleinen Mädchen) ... In diesen Stunden liegt der Mittwoch, an dem meine Mutter ging, so weit zurück - das Leben ist für wenige Stunden wieder normal ...

Ich weiß nicht, welche Art von Tanz du ausübst (ich könnte mir bei dir Jazz-Dance gut vorstellen), aber vielleicht hilft es dir auch abzuschalten. Meine Tochter macht Square Dance (für eine 23jährige relativ untypisch, aber sie findet's toll - mir würde es auch gefallen) und sagt immer, sie würde da so gefordert (vor allem von der Konzentration her), da bliebe kein Raum für irgendwelche anderen Probleme. Nun hat sie zum Glück keine solchen Probleme wie du und andere hier - aber sie ist im Job sehr gefordert, oft frustriert, in gewisser Weise sind auch Existenzängste da (welcher Arbeitsplatz ist heute noch wirklich sicher?), machte sich auch Sorgen und Gedanken um meine Eltern ....

Wenn du nicht schlafen kannst - warst du schon mal deswegen beim Arzt? Diese Schlafprobleme können sich manifestieren und chronisch werden, wenn man nichts dagegen tut - bei mir fing's vor über 13 Jahren bei der ersten Krebserkrankung meiner Mama an, und ich hab zu lange nichts dagegen getan; deswegen ist es jetzt schwierig zu therapieren.
Hast du eine Vorstellung, weshalb du nicht schlafen kannst? Klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich denke, es macht einen Unterschied. Hast du Angst, einzuschlafen, weil du dann von deiner Mama träumen könntest? So, wie Kinder Angst haben, weil im Traum die Monster kommen ... Oder kannst du nicht einschlafen, weil die Gedanken rasen, sich überschlagen ... Wenn's das letztere ist (es gibt sicher noch unendlich viele andere Möglichkeiten), könnten dir vielleicht Mittel wie Hoggar Night, Vivinox sleep stark oder auch homöopathische Mittel wie Neurodoron helfen - einen Versuch wäre es sicher wert. Aber wenn die Schlaflosigkeit durch Angst kommt, brauchst du meiner Meinung nach sofort professionelle Hilfe - da bringt das "selber herumdoktorn" wohl nichts. Ich hab damals leider versäumt, das herausfinden zu lassen ...

Ich wünsche dir von Herzen, dass du etwas zur Ruhe kommen kannst - dass die Trauer in dir (so verständlich sie ist) nicht überhand nimmt, dir keine Luft zum Atmen mehr lässt ...

Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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