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Alt 01.03.2007, 18:03
Neo Plasms Neo Plasms ist offline
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Standard AW: Mein lieber Ziehpapa

Hallo!

Zunächst einmal ist es doch sehr, sehr erfreulich, dass Dein „Ziehpapa“ operiert werden konnte und auch keine Fernmetastasen bislang nachweisbar sind.

Jörg hat völlig Recht, wenn er von einer sehr schlechten Prognose des Pankreaskarzinoms spricht und sich hierbei auf die Statistik bezieht!

Allerdings halten sich Menschen nicht immer Statistiken, sodass es vorliegend einen Grund für ein bisschen Hoffnung gibt! Oder anders ausgedrückt: Statistiken sind darum bemüht Menschen und ihre Krankheitsverläufe in ein starres Korsett zu pressen.

Bestes Beispiel für die „Widerlegung“ von sturen Statistiken ist meine Mutter: 1995 Mamma-Ca., laut Statistik eine restliche Lebenserwartung von maximal drei Jahren, 1998 dann ein Rezidiv, laut Statistik eine restliche Lebenserwartung von 2,5 Jahren, Ende 2004/Anfang 2005 dann die Diagnose eines Pankreaskarzinoms, laut Statistik eine restliche Lebenserwartung von maximal drei Monaten. Meine Mutter hat also seit der Pankreaserkrankung bisher achtmal länger überlebt, als es ihr die Statistik vergönnen wollte.
Als prozentualer Wert: Die bisherige Überlebenszeit seit der Diagnose des Pankreaskarzinoms meiner Mutter liegt somit um 800% über dem statistischen Wert! Die Frage ist doch nun, was einem anderen Patienten dieses Zahlenspiel für einen Vorteil bringt? Die Antwort muss lauten: Gar keinen, da man nicht weiß, wie sich die Erkrankung bei einem anderen Patienten entwickelt!

Jörg hat auch völlig Recht damit wenn er sagt, dass das Pankreaskarzinom bisher mehrheitlich als nicht heilbar gilt! Hinzuzufügen ist jedoch, dass die Medizin heutzutage darum bemüht ist, Krebserkrankungen zu „chronischen Erkrankungen“ „abzuschwächen“ und dies auch mittlerweile bei verschiedenen Tumorerkrankungen schafft.

Es geht somit darum, auch hier hat Jörg vollkommen Recht, eine Lebenszeitverlängerung durch verschiedene medizinische Maßnahmen herbeizuführen.

An einigen dieser Maßnahmen bestehen jedoch erhebliche medizinische, ethische und auch rechtliche Bedenken. Zu diesen Maßnahmen zählen beispielsweise sog. „lokale Chemotherapien“ in Kombination mit Operationen bei Patienten mit einem Pankreaskarzinom, mit bereits nachweisbaren Fernmetastasen. Eine solche Vorgehensweise ist bis heute nicht der wissenschaftliche Standard und wird auch nicht von den auf maligne Pankreaserkrankungen spezialisierten Kliniken durchgeführt!

Kürzlich habe ich von einer Patienten aus den USA gehört, die nunmehr seit 7,5 Jahren nach der Operation beschwerdefrei ist. Auch hier wieder die Frage, welchen Nutzen der betroffene Patient aus dieser Information schließen kann: Außer einem guten Gefühl durch eine positive Nachricht und einer damit verbundenen Hoffnung nicht sehr viel, da man nicht abschätzen kann, wie sich die Krankheit bei dem betroffenen anderen Patienten entwickelt!

Die Statistik der Überlebenszeit von Patienten mit einem Pankreaskarzinom sieht heutzutage vor allem deshalb so extrem negativ aus, weil die Mehrzahl aller Pankreaskarzionompatienten nach wie vor erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden, wenn also bereits Fernmetastasen nachgewiesen werden können und damit eine Operation nicht durchgeführt wird bzw. nicht durchgeführt werden sollte!

Bei Brustkrebserkranungen geht man beispielsweise bisher davon aus, dass man von einer „Heilung“ sprechen kann, wenn fünf Jahre nach dem Abschluss der Behandlung kein malignes Geschehen mehr nachgewiesen werden kann. An dieser Ansicht gibt es jedoch in der Wissenschaft zunehmend Kritik, so dass der „Fünf-Jahrenszeitraum“ mittlerweile in Frage gestellt werden kann.

Es macht also keinen Sinn Halt, Bestätigung oder Ablehnung in statistischen Auswertungen zu suchen. Jeder Krankheitsverlauf ist anders und entscheidend ist das individuelle Befinden des Patienten und sein ganz persönlicher Krankheitsverlauf!

Alles Gute!

Mike
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