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Alt 25.01.2003, 22:04
Gast
 
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Standard Auslöser für Rezidiv/ Schuld

Hallo Marlies,
das hab ich mir auch schon überlegt. Ich habe noch einen Bruder, der ist etwas jünger als ich.
Als meine Mutter wieder krank wurde, hat sie schon manchmal gesagt, wir bräuchten sie ja nicht mehr. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie kämpft nicht mehr so wie früher, auch wenn sie noch auf jede Chemotherapie gehofft hat. Mir schien es, als würde sie zwar äußerlich kämpfen, aber innerlich hätte sie schon längst die Waffen gestreckt.
Andererseits hat sie sehr gerne gelebt, war aktiv, meistens fröhlich. Aber sie wollte nur leben, wenn sie 100%ig leistungsfähig war. Ganz oder gar nicht.

Wißt Ihr, ich glaube, worum es mir wahrscheinlich eigentlich geht, ist, eine Antwort auf die immer wiederkehrende Frage "WARUM" zu finden.
Mal habe ich Schuldgefühle, mal bin ich wütend über meine Ohnmacht, meistens kann ich nicht glauben, was passiert ist, obwohl wir schon so lange damit gerechnet haben, daß sie ihre Krankheit nicht überstehen wird.
Es ist wie gesagt 10 Monate her. Im Moment geht es mir so schlecht, daß ich auf wirklich abstruse Ideen komme.
Ich glaube, wenn sie sieht, daß ich auch nur darüber nachdenke, ob ich für ihren Rückfall verantwortlich bin, wird sie ziemlich erschrocken sein.
Schuldgefühle sind, denke ich, eine normale Trauererscheinung. Vielleicht schaffe ich es jetzt, mir nicht mehr solche Gedanken zu machen. Wie ich schon sagte: Schon als ich es aufgeschrieben habe, kamen mir meine Gedanken seltsam vor.
Es ist alles wie in einem Labyrinth. Kaum glaubt man, die schlimmste Phase der Trauer liege jetzt hinter einem, schon tut sich eine neue Mauer auf vor einem. Und alles reduziert sich auf die Frage: WARUM?

Ich hab mir schon so oft gesagt, daß diese Frage sinnlos ist. Ich denke, ich werde den Tod meiner Mutter nie akzeptieren können, in dem Sinne, daß ich nicht mehr "warum" frage. Das wird für mich immer unverständlich bleiben.

Danke fürs Zulesen.
Mia
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