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Alt 01.12.2013, 20:10
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HelmutL HelmutL ist offline
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Zitat:
Zitat von Odelbie Beitrag anzeigen
Ich frage mich immer, was die Forscher in all den vielen Jahren getrieben haben .
Es ist soooo bitter.
Früher gab es Herzinfarkt, Autounfälle. Das war`s dann auch. Und es gab die Menschen, die ein hohes Alter hatten und starben. Heute, es gibt keinen STOP vor Kindern, Vätern,Müttern,Oma und Opa.
Hallo Grit,

bei allem berechtigtem Schmerz und aller Trauer, so denke ich, du weißt sehr wohl, dass das nicht stimmt. Ich kann das, was Simi schreibt, nur unterstreichen und könnte so einige Beispiele aus meinem Umfeld hinzu fügen. Es gibt und gab noch nie eine Garantie auf ein langes Leben.

Was heißt das überhaupt: ein langes Leben? Noch vor 100 Jahren hatte ein normaler Mensch im Alter von 60 oder 65 seinen Zenit längst überschritten. Heute will selbst mit 85 oder 90 Jahren niemand mehr sterben: man ist so jung wie man sich fühlt. Der Tod ist nicht mehr anerkannt in unserem Wahnsinn, alles und jedes besiegen zu können/müssen/wollen. Der Tod ist aus unserer Zivilisation gestrichen. Man schaue sich nur um: alles jung, alles easy, alles stark im Beruf, in der Werbung, im privaten Leben. Wir haben den Sinn dafür verloren, dass das Leben per se tödlich ist, früher oder später, und dass wir das höchstens ein bisschen dehnen können.

So eine Krankheit ist keine Strafe. Wofür und wer sollte uns strafen wollen? Gott? Der hätte viel zu tun und so wichtig sollte man sich als Einzelner nicht nehmen. Welche Schuld sollte ein kleines Kind auf sich geladen haben, dass es so etwas verdient hätte? Krebs ist ein natürlicher Vorgang in unserem Körper. Unabhängig vom Alter. Wir verstehen (noch nicht) was da genau vor sich geht. Tausende Menschen auf der ganzen Welt arbeiten Tag für Tag daran. Langsam, doch erfolgreich und leider noch lange nicht am Ende der Erkenntniskette. Was die Häufigkeit betrifft ... das hier ist ein Krebsforum. Die Hinterbliebenen hier sind zu 100% Hinterbliebene wegen Krebs. Wie sonst? Das täuscht. In 'normalen' Hinterbliebenen-Foren sieht das total anders aus.

Wie soll man die Länge eines Lebens messen? In Jahren? Sollte man sie nicht besser messen in der Tiefe der Spuren, die unsere Verstorbenen in unseren Herzen hinterlassen haben?

Diese Spuren zu finden, sie zu bewahren, zu ehren, dankbar zu sein, dass sie existieren und gleichzeitig das eigene Leben an zu nehmen und die Enttäuschung zu überwinden, dass das Leben nicht nach unseren Wünschen läuft ... das ist das Ziel der Trauer.

Eine schwere Aufgabe und schwer zu verstehen.


Liebe Grüße,

Helmut
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