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Alt 07.08.2005, 21:04
Gast
 
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Standard Eierstockentfernung statt Zoladex ?

Hallo Babsi,

deine Verunsicherung kann ich gut verstehen ! Ich habe vor einem Jahr auch stundenlang vorm Internet gesessen und mir die Informationen gesucht, die ich von den Ärzten nicht oder nur spärlich bekommen habe. Für uns ist das ja alles totales Neuland, für die Ärzte tägliches Brot.

Aber du wirst sehen, mit der Zeit kriegst Du den Überblick über die verschiedenen Therapie-Optionen. Und auch der Schock, den die Diagnose Brustkrebs ausgelöst hat, wird sich legen, aber das kann dauern. Bei mir hat das wirklich fast ein Jahr gedauert!

Bist Du brusterhaltend operiert worden?
Wie lautet Deine Tumor-Klassifikation?
Hab ich das richtig verstanden, dass Du keine Chemo bekommst?

Ich versuche mal eben, für dich ein bißchen Ordnung in die ganzen Begriffe der AHT zu bringen:
AHT = Anti-Hormon-Therapie

Zoladex, Enantone, Trenantone: sind alles Spritzen, die über die Hypophyse die Eierstöcke in den Ruhestand schicken, also den künstlichen Wechsel herbeiführen. Mann nennt sie auch GnRH-Analoga, die Begriffsdefinition findest Du bei u.g. Link.
Zoladex: normalerweise 1-Monatsspritze, gibt es auch als 3-Monats-Depot
Enantone = 1-Monatsspritze, Trenantone = 3-Monatsspritze, haben beiden den gleichen Wirkstoff, der aber ein bißchen unterschiedlich zu Zoladex ist.
Manche Frauen kommen mit Zoladex zurecht, andere besser mit Enantone/Trenantone. Ausprobieren!
Grundsätzlich halte ich es persönlich für besser, erst mal mit einem 1-Monats-Depot zu beginnen, dann kann man sehen, wie man reagiert und später immer noch auf ein 3-Monats-Depot wechseln, wenn man es verträgt.

Zusätzlich gibt es dann wie gesagt zwei Alternativen: Tamoxifen oder Aromatasehemmer.

Unter folgendem Link kannst Du auch viel darüber lesen:
http://www.brustkrebs-info.de/patien...stat=open#oben
Er ist allerdings nicht ganz komplett, es fehlen einige neuere Präparate wie Aromasin, aber vom Prinzip her wird dort alles gut erklärt.

Tamoxifen ist das gebräuchlichste und besterforschte Anti-Östrogen, es blockiert die Östrogenrezeptoren im Körper und eben auch auf eventuell verbliebenen Tumorzellen, damit die Östrogene dort nicht mehr andocken und keinen Wachstumsreiz mehr ausübern können. Denn Östrogene und ggf. Progesteron sind meist wie "Dünger" für Tumorzellen bei Brustkrebs.
Aber Tamoxifen hat die unangenehme Eigenschaft, in der Gebärmutter und in den Eierstöcken nicht anti-östrogen, sondern östrogen zu wirken, und deshalb kann es dort dann unerwünschtes Zellwachstum bis hin zu Krebs geben, wenn auch in wenigen Fällen.

Aromatasehemmer wirken völlig anders:
Wie ich in meiner letzten Antwort geschrieben habe, wird im Körper einer Frau auch dann noch weiter Östrogen in geringen Mengen produziert, wenn man in den Wechseljahren ist, egal ob künstlich oder natürlich: nämlich im Fettgewebe und in den Nebennieren. Diese Östrogenproduktion findet mittels eines Enzyms statt, das Aromatase heißt. Und die Aromatasehemmer hemmen nun eben dieses Enzym, damit die Östrogenproduktion völlig unterdrückt wird. Und dann braucht man auch keine Rezeptorblocker wie Tamoxifen mehr, denn wenn kein Östrogen mehr da ist, braucht man auch nix blockieren.
Die gängigen Aromatasehemmer heißen: Arimidex, Aromasin und Femara.
Aromatasehhemmer wirken besonders bei fortgeschrittenem Brustkrebs gut, d.h. bei bestehenden Tumoren bzw. Metastasen, weil auch im Tumor selbst ein Aromatase-Stoffwechsel stattfindet. Und der wird dann unterbunden, -> kein Östrogen -> kein Tumorwachstum.
Seit kurzer Zeit werden Aromatasehemmer auch für den adjuvanten Einsatz (d.h. rein vorbeugend nach Entfernung des Primärtumors, ohne dass Metastasen da sind) empfohlen, weil sie eben weniger "gefährliche" Nebenwirkungen haben wie Tamoxifen (keine Wirkung auf Eierstöcke und Gebärmutter und keine Krebsgefahr dort).
Aber sie sind (wie alle potenten Medikamente) beileibe nicht frei von Nebenwirkungen, sondern sie entfalten andere, wie z.B. Knochenschmerzen, Osteoporose, Gedächtnisstörungen, usw.
Außerdem sind Aromatasehemmer fast um das 10-fache teurer als Tamoxifen, deshalb werden sie von den Ärzten nicht so gerne als Anfangsmedikament verschrieben, bzw. dürfen bei Kassenpatientinnen nur verschrieben werden, wenn Tamoxifen nicht vertragen wird. Das weiß ich aber nicht so ganz genau, weil ich privat versichert bin.
Für die Pharma-Unternehmen sind Aromatasehemmer natürlich auch interessanter als das "billige" Tamoxifen.

Es stellt sich für uns Betroffene auch immer wieder die Frage, inwieweit der weibliche Körper zu einem ordentlichen Funktionieren nicht doch ein Minimum an Östrogenen benötigt. Aber da gibt es von Seiten der Ärzte keine verbindlichen Antworten dazu. Der ganze Hormonentzug verursacht auf jeden Fall teilweise erhebliche Befindens-Störungen durch die Hitzewallungen, Depressionen, usw, die von Frau zu Frau unterschiedlich mal mehr oder weniger stark auftreten.
Das wurde u.a. mal in diesem Thread diskutiert:
http://www.medizin-forum.de/phpbb/vi...t=&partner=bki

Du findest viele Infos dazu in den Foren vom Krebs-Kompass und dem EMdizin-Forum über die Suchen-Funktion.

Babsi, ich hoffe, jetzt schwirrt dir der Kopf nicht zu sehr.
Das ist alles keine leichte Entscheidung, eigentlich kannst Du es nur ausprobieren, was du verträgst.
Und du siehst, es gibt jede Menge Alternativen, wenn du mit einem Medikament gar nicht klar kommst.
Aber lass Dir ruhig ein bißchen Zeit wenn du meinst, und sammel Infos, - es kommt sicher nicht darauf an, ob du 2 Wochen früher oder später damit anfängst.

Alles Liebe
von der Goldmaus
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