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Alt 29.07.2010, 22:47
Pferdchen Pferdchen ist offline
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Standard AW: Doch die Bauchspeicheldrüse

Ihr Lieben ich wollte nun doch noch mal berichten was im letzten Winter passiert ist.

Mein Freund ist am 25.01.2010 gestorben.

Er lag fast den ganzen Dezember und Januar mit der Entzündung in der BSD im Krankenhaus. Zwei mal wurde er nach Hause geschickt...ein mal haben wir 2 Tage geschafft und ein mal nur eine Nacht...bis er vor Schmerzen schreiend wieder ins Krankenhaus mußte. Die Ärzte hatten voher nichts organisiert, der Pflegedienst auch nicht und so hat man einen totkranken Mann der hoch auf Morphium eingestellt war, ohne neue Plaster nach Hause gehen lassen wo niemand war der ihn 24h betreuen konnte. Ich hatte ja am 1.12 die neue Firma übernommen und konnte nicht einfach den ganzen Tag Zuhause bleiben...auch wenn ich alles mögliche Versucht habe.Ich bin zu Ärzten gefahren die meinen Freund noch nicht mal kannten da wir ja hier in der Gegend noch keinen neuen Hausarzt hatten und habe alles organisiert...aber bis es alles mal stand, war er schon wieder im Krankenhaus.Wenn ich dort mit den Ärzten über die Paleativstation gesprochen habe, habe ich nur zu hören bekommen das sie ihn dort noch nicht sehen würden.
Die Ärzte hatten die Wahl ihm entweder weiter die Chemo zu geben und damit zu riskieren das die Entzündung schlimmer wird, oder mit der Chemo aufhören mit dem Risiko das der Krebs explodiert. Wir haben uns für die Chemo entschieden.
Eine Woche vor seinem Tod wurde ein CT gemacht um zu sehen in wie weit sich der Tumor verändert hat. Mein Freund war zu diesem Zeitpunkt durch das Morphium schon nicht mehr klar bei Verstand so das ich mit dem Arzt gemeinsam die Bilder angeschaut habe. Wir waren uns beide voher sicher das er gewachsen sein muß und Metas im Bauchraum sind da er dort sehr viel Wasser in der Bauchdecke hatte. Zu unserer Verwunderung war dort aber nichts und der Tumor war auch nicht weiter gewachsen. Trotzdem ging es immer weiter bergab mit ihm...ich durfte noch 2-3 gute Tage mit ihm erleben an denen er auch recht klar gewesen ist. Samstags war er kaum noch ansprechbar was ich aber wieder auf das Morphium geschoben habe, Sonntag hat er "geschlafen" und war auch nicht wach zu bekommen, machte aber einen ruhigen und friedlichen Eindruck und ich hatte das Gefühl, dass er zwischendurch meinen Händedruck erwiederte...Montags morgen um 5:45 Uhr schellte mein Telefon ich soll schnell kommen es geht zu Ende.
Die letzten 10 Minuten in seinem Leben durfte ich bei ihm sein, er hat auf mich gewartet. Seine Organe/ Lunge haben nicht mehr gearbeitet...

Er hat bis zum Schluß nicht daran gedacht das er es nicht schaffen könnte und dieser Gedanke hat mich sehr getröstet.
Danach wollte ich hier erst mal nicht mehr ins Forum, wollte nicht mehr mit dem Thema irgend etwas zu tun haben.
Ich denke es war eine Art Selbstschutz denn das ich diese Zeit überstanden habe, wundert mich heute, nach 6 Monaten, selber.
Die Krankheit von meinem Freund, der Umzug in ein neues Bundesland, die Übernahme der neuen Firma, meine ganzen Tiere...die Pferde am Haus und dann dieser schlimme Winter...sein Sterben...man funktioniert irgend wie nur noch.

Es ist aber genau so, wie ich es hier oft gelesen habe: man verabschiedet sich nicht erst wenn der Mensch gestorben ist...man verabschiedet sich schon viel früher. Das ist mir in den Minuten nach seinem Tod klar geworden denn ich fühlte zu meinem Entsetzen eine Art Erleichterung. Erleichterung das er sich nicht mehr quälen muß aber auch eine Erleichterung für mich. Ich weiß das er mir darüber aber nicht böse ist.
Wenn ich heute zurückblicke kommt es mir oft vor wie ein böser Alptraum, irgend wie total unreal, ist das wirklich alles passiert?
Ich war seit dem auch nicht an seinem Grab. Ich habe ihn in seiner Heimatstadt, 250km entfernt beerdigen lassen. Dort leben seine 3 kleineren Kinder, sie sollen die Möglichkeit haben zu dem Grab ihres Vaters zu gehen wann immer sie wollen.

Ich weiß gar nicht warum ich das heute abend hier alles schreibe, irgend wie war es mir ein Bedürfnis.

Was soll ich euch allen hier wünschen? Viel Glück? Gesundheit? Schutzengel? Positve Gedanken? Durchhaltewille? Gute Ärzte?
Ich wünsche euch einfach alles erdenklich Gute!

Michaela
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