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Alt 09.09.2004, 14:54
Gast
 
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Standard bin gesund, fühle mich alleingelassen

Liebe Doozie,

ich kann den Widerspruch in Dir sehr gut verstehen.
Mein bester Freund ist im Juni an Krebs verstorben und ich
hatte nicht mehr die Möglichkeit, ihn während seiner letzten zwei Monate zu begleiten (außer ab und an telefonisch). Wir haben uns oft vorgenommen, gemeinsam spazieren zu gehen, aber wenn es soweit war, blockte er oft ab. Er wollte vielleicht nicht, daß ich sehe, wie schlecht es ihm manchmal geht, denn er war ein Kämpfer und wollte stark sein und niemanden belasten.

Vielleicht stößt er Dich weg, weil er es nicht ertragen kann, daß außer ihm noch jemand leidet. Ich kenne ihn nicht und kann es nicht beurteilen. Aber ich verstehe Deine Gedanken so gut. Du hast völlig recht: man muß es manchmal so nehmen, wie es ist. Du kannst ihn nicht zwingen, daß Du seine Begleitung auf dem jetzigen Weg sein wirst. Du kannst nur abwarten, was passiert (was nicht immer die einfachste Alternative ist). Mir hat es geholfen, meinem besten Freund zu schreiben. Einfach so, ein paar Gedanken in Worte fassen.
Möglicherweise würde Dir das helfen. Du brauchst ihn ja in den Zeilen nicht unter Druck setzen, sondern schreibst einfach, daß Du viel an ihn denkst, ihm alles Liebe wünschst und daß Du an ihn glaubst. All das, was Du ihm manchmal gerne sagen würdest und mit ihm ausleben würdest.

Leider weiß ich selbst nicht, was der beste Weg ist. Heute denke ich manchmal, ich hätte einfach hinfahren sollen zu meinem Freund, ihn in den Arm nehmen sollen und ihm das sagen sollen, was mir in der Seele brannte. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden, das macht mir sehr zu schaffen und läßt mich innerlich auch keine Ruhe finden. Letztendlich bin ich froh darüber, ihm immer wieder per SMS kleine Botschaften geschickt zu haben, in denen ich ihm schrieb, daß ich an ihn glaube und er es schafft usw. ! Es hilft mir, daß er wußte, daß ich an ihn denke und in Gedanken bei ihm bin. Ich hoffe, er wußte das bis zum Ende. Auch als er im Koma lag.

Du liebst Deinen Freund noch sehr. Das macht die Situation nochmal anders, als in meiner Angelegenheit ("nur" bester Freund). Da ist es sicher noch schwerer, "stark" zu bleiben.
Manchmal ist es aber besser, jemanden der gehen will, gehen zu lassen. Er muß aus freien Stücken zu Dir kommen, wenn er das möchte. Laß ihm etwas Zeit. Heute hat er seinen großen Tag und wer weiß, vielleicht mag er Dir davon erzählen. Oder Du schreibst ihm und fragst, wie es war?!

Ich wünsche Dir alles Liebe, Doozie, und viele positive Gedanken! Und wenn Du magst, schreib uns doch hier ab und an. Das lenkt ab und tut gut (ich spreche aus Erfahrung ).

Liebe Grüsse,

Deine Vida
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Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondenschein,
ungestört von Furcht,
die Sterne und die Nacht entdecken.
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