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Alt 07.09.2008, 12:48
Ypsi Ypsi ist offline
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Registriert seit: 19.12.2006
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen Ihr Lieben oder besser gesagt schönen Sonntag-Mittag,

bin zurück von meinem einwöchigen "Ausflug" mit Cheffe, ziehmlich geschafft und möchte mich bei euch melden.
Ja, wie immer tut es mir einfach gut, die neuesten Entwicklungen hier niederzuschreiben...
Paps geht es weiterhin schlecht, er hatte letzte Woche nur einen guten Tag und das war der Tag der Chemo. Soweit ich weiß, bekommt er da entsprechende Schmerzmittel. Der Weg zum HA zur Blutabnahme und -auswertung fäll ihm immer schwerer, aber er bittet den HA nicht, Hausbesuche zu machen. Ich verstehe das nicht, ich habe ihm das schon dreimal gesagt. Will er sich was beweisen? Ich mache mir Sorgen, dass er auf dem Weg dorthin irgendwann einfach umkippt. Verdammt, das muss doch nicht sein.
Genauso wenig wie die folgenden, schlechten Nachrichten sein müssen: Meine Ma hat mir gestern Abend mitgeteilt, dass sie ab sofort nichts mehr für ihn tun wird und ihn nicht mehr sehen will.
Puh. Da musste ich erstmal durchatmen. Was ist passiert?
Sie hatte ja für die letzte Woche alles übernommen, einkaufen, putzen, pflegen (soweit er es zulässt). Er hat am Montag mit der Nachbarin gesprochen und wohl auch mit seinem Arzt (das weiß ich allerdings nur von der Nachbarin), dass er sich Gedanken gemacht hätte und auf jeden Fall zu Hause bleiben möchte ("ich will zu Hause sterben") und von meiner Ma und mir gepflegt werden möchte. Er macht sich also schon Gedanken darüber, wie es denn nun weitergeht. Gleichzeitig lehnt er aber - von meiner Ma darauf angesprochen - jegliche Pflege von Dritten, also Pflegedienst, rigoros ab. "wozu hab´ ich euch denn?" Wir können schon jetzt nicht alles leisten, was nötig wäre; daher ja der Antrag auf Pflege.
Was tue ich, wenn er die Pflege ablehnt und niemanden ins Haus lässt?
Zudem kommt das weiterhin leidige Thema der finanziellen Situation bzw. der Vorsorgedokumente. Für meine Ma und mich wird finanziell einiges auf uns zu kommen. Ich werde ja irgendwann 50% dieser vermaledeiten Wohnung erben. Meiner Ma gehören die anderen 50%. Die Wohnung ist wie gesagt, immer noch verschuldet, d.h. der Wert ist geringer als die Höhe der Schulden. Sollte er gar nichts in Sachen Vorsorge (z.B. eine Testament) machen, wird dieser ganze Kreislauf mit Nachlassverwaltung etc. auf uns zukommen. Für ihn ist die Sache kein Thema "Du kannst das Erbe ja ausschlagen". Damit würde meine Ma noch schlechter als ohnehin schon dastehen, da sich alles ja furchtbar in die Länge ziehen wird und sie letztlich eben für alle Schulden aufkommen werden wird. Natürlich bin ich auch dann noch da. Aber dies alles könnte er uns ersparen.
Das ist sicherlich hart, aber ich bin wütend, dass er so wenig Verantwortung zeigt. Er schnippt mit dem Finger und erwartet, dass meine Ma da ist, obwohl sie geschieden sind. Für sie aber einen Finger zu rühren und mit ein, zwei Unterschriften, ihre Zukunfstangst ein wenig zu schmälern, lehnt er strikt ab. Und das mit dem Finger schnippen, meine ich so. Meine Ma ist ein kleines, zartes Persönchen. Er ruft sie an "du, ich hab´ nicht mehr genug Bier, kauf´ mir bitte welches" (ich hatte vorletzten Freitag zwei Kästen gekauft), sie schleppt den schweren Kasten und am nächsten Tag (das hat er ihr erst hinterher gesagt), kommt ein Freund von ihm zu Besuch. Menno, da kann man doch mal den starken Freund bitten, anstatt meine Ma... aber das ist seine Art, sie niederzumachen... das hat er bis zur Trennung so gemacht. Sie kann in dem Moment halt nicht "nein" sagen, weil er eben so krank ist.
Er weiß, dass er nicht mehr gesund wird. Die Diagnose ist nun über zwei Monate her und wie beschrieben, geht es ihm immer schlechter.
Es tut mir Leid, falls ich jemanden mit meinem Worten verletzte... es muss einfach mal raus
LG
Ypsi
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