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Alt 14.08.2007, 17:45
Kölner Leser Kölner Leser ist offline
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Standard AW: Kennt sich jemand aus mit Mikrometastasen in Lymphknoten?

Hallo Christian,

nun, 2b mit sonst 0 ist schon ziemlich früh und bei gutem Allgemeinbefinden und ausreichend Beschäftigung mit der Krankheit (und Sport, Sport, Sport, keinem Salz, wenig Fleisch, keinen Konservierungsstoffen, viel (Bio-)Gemüse:-) ) bin ich überzeugt, daß Du Dir zwar noch viele Gedanken über die Krankheit machen solltest, aber keine akute Angst mehr haben wirst in Deinem Leben.

Tja, die Standards. Der Standard ist ja nun keine adjuvante Chemotherapie zu geben.
Ich meine, das ist alles ein Wunschdenken: Wirklich gute Ärzte reissen sich etliche Stunden, jahrelang, für ein abenteuerlich geringes Gehalt, in einer Klinik bei einem anderen Arzt, der zuvor das gleiche gemacht hat, den Hintern auf. Um vielleicht später einmal, inzwischen grauhaarig und desillusioniert, noch ein wenig finanziellen Ausgleich als Chefarzt durch Privatpatienten zu haben.
Die Annahme, daß jeder Arzt so ist, ist aber nunmal falsch. In den Kreiskrankenhäusern arbeiten nunmal weniger gute Ärzte. (Warum sollte ein Mediziner mit super Examen in ein kleines Krankenhaus gehen wo er nichts lernt und keine (wissenschatliche) Karriere machen kann?) So kann
man das auf alles beziehen.
Wie in jedem Beruf gibt es gute und weniger gute Berufsträger. Und wie in jeder Branche, suchen sich die Besten den besten Arbeitgeber aus, ziehen dadurch wieder andere gute nach usw.

Wenn Du bspw. die Whipple nimmst, nach der bei Pankreas oder Gallengangtumoren operiert wird und die weit über eine Gastrektomie hinausgeht: Es gibt gerade bei Pankreastumoren (s.oben im Forum) eine große Zahl von inoperabel eingestuften Patienten, die tatsächlich in anderen Kliniken erfolgreich R0 operiert wurden. Die Komplikationsrate außerhalb der beiden großen Zentren ist so hoch, daß viele Chirurgen ablehnen zu operieren. Im Moment gibt es zwei Chefärzte in Deutschland, die diese Operationen wirklich gut, sicher und umfangreich durchführen. Die kann man nicht so einfach duplizieren. Man kann nur hoffen, daß die Ärzte, die bei ihnen jahrzehntelang lernen, dieses Wissen später in andere Regionen tragen. Einen Standard kann aber nicht einführen. Dazu kommt: Es wäre von den Fallzahlen gar nicht möglich, Kassenpatienten zu operieren. Die Privatpatienten lasten diese Ärzte schon vollkommen aus. (Ich mache auch keinen Hehl daraus, daß ich die ganze Kassenbürokratie mit Dienstwägelchen und Horden von unnützen Sachbearbeitern umgehend abschaffen würde und das Geld Schwestern und Ärzten zur Motivation geben würde).

Auch in dem Punkt stimme ich Dir also absolut zu, daß Glück (das Wissen, wo welche Ärzte sind) und vor allem auch die private (Zusatz-)Versicherung (um einen solchen Arzt konsultieren zu können) einen erheblichen Einfluß haben.
Man kann jetzt sagen, daß das ja irgendwie ungerecht ist, weil viele ja keinen Zugang haben. Aber einerseits kann man es nicht ändern, aus mehrheitlich mittelmässigen Ärzten werden nicht über Nacht Spitzenforscher die den Bedarf decken. Weiterhin hat jeder in diesem Land die theoretische Möglichkeit, sich top behandeln zu lassen, und nicht zuletzt bekommt jeder hier eine im Vergleich zu allen anderen Ländern sehr, sehr gute Behandlung, auch als Kassenpatient im Kreiskrankenhaus. Die private Zusatzversicherung kostet für den stationären Aufenthalt so wenig, daß sie sich jeder leisten kann, wenn er sie im frühen Alter abschliesst. Dann muß man eben auf etwas verzichten.

Letztlich denke ich, daß sich das selbstständig reguliert. Gute Kliniken haben gute Fallzahlen und ziehen immer mehr Patienten, andere werden verlieren, weil sie nicht gut genug sind. Die Standards würde dann der Patient selber setzen.

Das Thema ist wirklich tagefüllend und interessant. Ich muß leider noch arbeiten, schade.

(Rostock hat übrigens im Gegensatz zu München eine echt schlechte Krebsquote. Die ganzen neuen Bundesländer haben ja eine wesentlich höhere Rate an Krebserkrankungen und Sterbefällen, aber Rostock und München, bzw. Mecklenburg und Bayern ist ziemlich auseinander. Quelle: Habe ich nur als Papier, findest Du aber auch auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts ("Krebsregister"), Ihr hattet so etwas drüben ja bereits seit den 50er Jahren, bei uns gibt es das leider erst wieder seit kurzem in der umfassenden Form).

vG, KL
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