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Alt 10.03.2016, 14:57
Nichtaufgeben! Nichtaufgeben! ist offline
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Standard AW: Ungewissheit Hipec / Pipac

Ja, liebe Rachel,
um den eigenen Mann bangen zu müssen ist das Schlimmste, was man mitmachen muss. Den direkten Vergleich habe ich ja gehabt. Kinder haben wir nicht, deshalb ist er der wichtigste Mensch in meinem Leben und wir lieben uns seit 23 Jahren.
Am Anfang der Diagnose hatte ich Hilfe durch meinen Bruder, der 1. Psychiater ist und 2. selbst Erfahrungen mit dieser Erkrankung hat, da seine erste Frau einen Hirntumor hatte mit späterem Rezidiv. Er hat mir immer erklärt, es als Marathonlauf zu sehen. Die eigenen Kräfte einteilen und nicht den ganzen Lauf, sondern die nächste Etappe zu sehen. Diese Sichtweise hat uns geholfen. Schritt für Schritt abarbeiten und nach jeder Etappe eine kleine Belohnung. Essen gehen, kleine Reisen, große Reisen, Ausflüge etc. Ach, es hat sehr geholfen! Wenn ich jetzt immer bis ans Ende blicken muss, also 5 Jahre tumorfrei zu bleiben... Dass würde ich nicht packen vor Angst. So heißt es nun. In 2 Wochen wollen wir wieder nach Schottland. Das wollen wir packen! Danach ist wieder nächste Kontrolluntersuchung. Danach belohnen wir uns mit PaulMcCartney-Konzert. Nächstes Ziel... So können wir es schaffen. Allerdings weiß ich nicht, was wird, wenn Metastase oder Rezidiv im Bauchfell auftritt. Aber dann wissen wir, die "gesunde" Zeit haben wir genossen!!
Wenn Minimalinvasiv operiert wurde, nehmt bitte unbedingt Hipec mit!!! Bei meinem Mann wurde bei der ersten OP großer Bauchschnitt gemacht und genau geguckt. Erst bei der 2.OP Hipec ist dann aufgefallen, dass auch Zwerchfell schon betroffen war und konnte operiert (Tumor entfernt) werden. Das wäre nicht aufgefallen, wenn nur die erste OP gemacht worden wäre.
Außerdem hat mich Gedanke unheimlich beruhigt, dass der ganze Darm von außen mit Chemolösung gespült wurde und Organe auch. Galle wurde auch rausgenommen- zur Sicherheit, sie war nicht befallen.
Meinem Mann geht es nach einem Jahr wieder gut. Er arbeitet in seinem Laden und hat natürlich keine so geregelte Verdauung und manchmal Bauchschmerzen. Aber nie sehr schlimm, eher lästig für ihn. Narbenschmerzen... Er hat ja Quernaht komplett über den Bauch und Längsnaht.
Chemo hat er einigermaßen gut vertragen. Durchfall, Bauchschmerzen hatte er. Aber immer im Rahmen. Ich weiß nicht, wie Chemoschema hieß. Erst alle 3 Wochen Oxaliplatin und dazu Tabletten Capecetapin(?). Gegen die hat er allergisch reagier mit großen Hautbeulen. Danach Umstellung auf 48h Pumpe und Oxaliplatin alle 14 Tage. Insgesamt 6 Monate.
Während der Chemo waren wir in Salzburg und in Schottland. Also es gab auch gute Tage.
Am schlimmsten ist die Angst.
Die Ärzte haben immer begrüßt, dass ich bei jedem Gespräch und Untersuchung anwesend war. Weil man als Angehöriger einfach besser aufnehmen kann.
Es gibt so viele unterschiedliche Ärzte. Welche, die sofort immer das Schlimmste annehmen fand ich am Schlimmsten. Weil man doch sowieso solch eine Angst hat. Und Ärzte, die immer wieder erwähnt haben, wie fortgeschritten der Krebs doch war. Das wissen wir und wir machen uns da auch nichts vor. Wir laufen nicht mit rosaroter Brille durch die Gegend. Aber:Ich will DAS nicht mehr hören, wie fortgeschritten es doch war. Der Tumor war T3...
Dann gibt es gaaaanz liebe Ärztinnenund Ärzte. Die uns aufgebaut haben und uns auch genau erklärt haben, warum wir hoffen dürfen. Die hatten sich tatsächlich auch am besten eingelesen und waren topvorbereitet. Die habe ich allein deshalb schon geliebt, weil sie uns als Menschen behandelt haben.
Ganz liebe Grüße,
Nina
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