Thema: Ein Jahr...
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Alt 13.01.2010, 14:48
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Ein Jahr...

Hallo,

Zitat:
Zitat von Morgana Beitrag anzeigen
Ich lebe mein Leben einen Tag nach dem anderen...mal schauen, wie es so weiter geht...
(...)
Der "final exit" ist für mich unter von mir festgelegten Kriterien möglicherweise eintretender Lebensbedingungen kein Tabu. Aber...im Moment lebe ich gern, auch wenn das "neue" Leben sich noch sehr fremd anfühlt.
Ich kann eigentlich auch nicht klagen. Mal schauen, was die Zukunft bringt, in kleinen Schritten. Den Gedanken, nichts mehr zu "müssen", und die entsprechende "Ausstiegsoption" greifbar zu haben finde ich nur sehr befreiend. Die ist da, seit meine Frau schwer krank war und wir über Sterbehilfe gesprochen hatten. Wobei ich die Helium-Gasflasche doch mal neu befüllen lassen sollte, das Zeug entweicht ja im Laufe der Jahre, und nachher reicht's dann nicht mehr für Hündchen und mich (nein, nicht falsch verstehen, keinerlei konkrete Absichten, die würde ich ohnehin nicht öffentlich äußern - einfach nur schwarzer Humor)

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Nicht der Tod der Partnerin verursacht diese Schmerzen, sondern die eigene Einsamkeit.
Ja, das denke ich auch. Ich kannte meine Frau, seit ich 19 war. "Allein sein" kenne ich gar nicht mehr. Als ich nach ihrem Tod die Einsamkeit spürte, habe ich mich umgeschaut... in meinem Bekanntenkreis (die sind so ca. von 35-50 alt) gibt es einige, denen auch langjährige Partnerschaften zerborchen sind. Dafür braucht es keinen (Krebs)Tod.

Früher hatte ich das gar nicht registriert, ich war ja nicht betroffen. Habe keinen Gedanken daran verschwendet, wie es für andere ist, lange Zeit allein zu leben. Dann aber habe ich Freunde "ausgefragt", wie sie damit umgehen. Und es gibt fast keine(n), die/der gern allein lebt. Ich glaube, dafür ist der Mensch als "soziales Tier" auch nicht geschaffen. Das kann auf Dauer nicht gut sein.

Zitat:
Geht es überhaupt? Kann man je wieder so lieben? Kann ich mich in diesem Zustand überhaupt jemandem zumuten? Stelle ich Vergleiche an? Die Angst, nie mehr jemanden zu finden. Die Angst, weil man nicht mehr richtig weiss, mit einer anderen Frau umzugehen, um sie zu werben. Schliesslich ankerte man in einem relativ sicheren Hafen, all die Jahre.
Ja, all das Die Angst, niemanden mehr zu finden oder nicht (mehr) zu wissen, wie mit dem anderen Geschlecht umgehen, habe ich weniger. "Werben" konnte ich noch nie gut. Wenn es funkt, dann funkt es. Kann man nicht "beschleunigen". Glaube ich zumindest nicht, wenn ich die Erfahrungen von anderen sehe, die sich auf der Suche in Internet-Kontaktbörsen oder auf Single-Parties oder sonstwohin begeben haben.

Für mich sehe ich zwei "Probleme". Das eine ist, dass ich sehr misstrauisch bin und lange brauche, um Menschen zu vertrauen. Ich habe mich nie spontan verliebt, sondern in Frauen, die ich schon lange kannte und mit denen ich schon lange im Alltag zusammen war. Meine Frau kannte ich an der Uni anderthalb Jahre, fast täglich gesehen, auch in der Freizeit, bis es dann "funkte". Meine jetzige (die nicht will) kenne ich seit fast 10 Jahren. Und es hat auch bei der fast 2 Jahre gedauert, bis ich der völlig vertraut habe. Das Problem dabei ist natürlich, dass wir alle nicht jünger werden und in einem "eingefahrenen" Leben die Wahrscheinlichkeit, jemanden über eine so lange Zeit kennenzulernen, ziemlich gering ist. Wenn Leute im "Mittelalter" eingebunden sind in Beruf, "Restfamilie", Dorfgemeinschaft usw. - da sieht man halt immer die gleichen Leute, hat auch viel weniger Zeit. Nicht so wie damals in der Jugendzeit, wo man an Schule oder uni hunderte von Leuten gesehen hat und bei Bedarf immer spontan Zeit hatte und viel unternehmen konnte.

Das andere ist, dass meine Frau und ich mit dem "sicheren Hafen" natürlich etwas hatten, was lange und hart erarbeitet war. Meine Frau wollte mich erst nach 12 gemeinsamen Jahren heiraten. Erst da hatten wir so viele Krisen durch, dass auch sie gedacht hat: ja, das hält für's Leben. Also liegt die "Messlatte" für eine "würdige" Nachfolgerin sehr hoch. Und natürlich stelle ich Vergleiche an. Und zwar sehr kritische. Weil ich mir sage: wenn ich in meinem Alter nochmal soviel "Beziehungsarbeit" leisten soll wie meine Frau und ich damals, dann nicht für irgendjemanden. Sprich: ich bin da nicht besonders "kompromissbereit". Und auch viel andspruchsvoller als früher, was die nötige Toleranz einer Partnerin gegenüber meinen vielen Macken betirfft. He, ich bin Mitte 40, ich habe meine guten und schlechten Eigenschaften, und im großen Ganzen bin ich mit mir meist so halbwegs im Reinen. Da habe ich lange für gebraucht, und das gebe ich nicht auf. Und ich will gar nicht mehr so flexibel sein, mich um einer Partnerschaft willen "umkrempeln" zu lassen. Simples Beispiel: ich werde mein Zuhause, den kleinen Bauernhof am Arsch der Welt, nicht aufgeben. Absolut unvorstellbar, in eine Stadtwohnung zu ziehen. Oder Hündchen abzugeben. Für niemanden. Weil ich genau hier hingehöre. Wenn das nicht akzeptiert wird, dann lieber allein mit Haustieren oder Rentner-WG statt 2er-Beziehung. Oder Fern- / Wochenendbeziehung. Solche Ansprüche engen die Auswahl natürlich ziemlich ein

Auch sonst stehe ich nicht besonders unter Druck. Sex interessiert mich gar nicht (Libidoverlust ist halt die klassische Nebenwirkung von Antidepressiva). Körperliche Nähe vermisse ich schon mitunter, aber auch nicht allzu oft. Ich bin eher "unnahbar" - "unkörperlich", darüber hat meine Frau sich all die Jahre beschwert, war unser größtes und chronisches Partnerschaftsproblem. Gemeinsames Schlafzimmer ist mit mir nicht, soviel Nähe macht mich nervös, dann werde ich unerträglich. Wenn ausser mir einer jede Nacht in meinem Bett schlafen darf, dann ist es die Katze. Und sonst niemand. OK, der Hund dürfte auch, wenn er nicht so groß (40 kg Klasse), dreckig und haarig wäre...

Zitat:
Ohne diesen Humor, den ich auch für mich reklamiere, wäre es einfach unerträglich. OK, lachen ist gesund also üben wir uns darin!
Eben. Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag! Mein Humor ist da eher schwarz und öfter mal Galgenhumor. Ich bin ein absoluter Fan des "frühen" Woody Allen aus den 70ern. Hat meine Frau nie verstanden (Schwäbin, kann man nichts machen...). Und was eine neue Partnerschaft betrifft, da fällt mir natürlich auch ein Woody Allen Zitat ein:

"Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Aber ich habe vorsichtshalber immer frische Unterwäsche zum Wechseln dabei."

Ich bin also vorbereitet, falls das Unglaubliche eintreten sollte

Viele Grüße,
Stefan




Viele Grüße,
Stefan

Geändert von Stefans (13.01.2010 um 15:01 Uhr) Grund: was vergessen
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