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Alt 19.06.2008, 16:59
kiwi08 kiwi08 ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Zitat:
Zitat von ninanani Beitrag anzeigen
Hallo kiwi08,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich im Moment fühlen musst.

Mein Freund hat im Januar diesen Jahres die Diagnose Hodenkrebs bekommen.
Er hat jetzt 4 Chemozyklen PEB hinter sich und soweit sieht alles gut aus. Er macht jetzt bald seine Reha und wird dann hoffentlich Ende August seine Ausbildung weitermachen.

Nach der Diagnose hat mir dieses Forum hier sehr geholfen, weil ich hier auf Gleichgesinnte getroffen bin, die selber genau wussten was wir durchmachen. Klar, mit Freunden und Familie zu reden hilft auch sehr, aber wirklich verstehen kann das nur jemand, der es selbst erlebt. Und die meisten in unserem Alter (er ist 28, ich bin 25) haben eher andere Dinge im Kopf, als sich mit Krebs auseinanderzusetzen.

Wie ich mich nach der Diagnose gefühlt habe, kann ich gar nicht so genau beschreiben. Klar, einerseits war das ein Schock, aber andererseits auch so eine Art Erleichterung, dass nun endlich Klarheit herrscht. Er ist ja vorher schon 4 Monate wegen unerklärlicher Rückenschmerzen und diverser anderen Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt und keiner wusste warum. Habe mir die ganze Geschichte damals im hier im Hodenkrebsforum von der Seele geschrieben. Wenn du magst, lies es dir einfach mal durch.
Und irgendwie hatte ich im Unterbewusstsein so was in der Art geahnt, deshalb war ich eher ziemlich "cool" dabei.

Hab sowas in der Art gedacht wie "OK, dann wirds halt rausgeschnitten und gut". Ich habe keine Sekunde daran gedacht, aufzugeben.
Umgehauen hat es mich ein wenig, als wir dann erfahren haben, wie sehr der Tumor schon gestreut hatte. Da war ich einfach nur sauer auf die Ärzte, die das alles schon viel eher hätten erkennen können. Richtig Angst hatt ich eigentlich nie oder ich hab sie erfolgreich verdrängt.
Die Chemos hab ich versucht, als etwas gutes anzusehen, da sie meinen Freund ja geholfen haben (nach dem 2. Zyklus waren die Metastasen schon kaum noch vorhanden). Das hat er sich auch immer gesagt und deshalb gings ihm zumindest psychisch relativ gut dabei.
Gegen die Übelkeit bekam er Tabletten und so hielt sich das auch in Grenzen. Nur körperlich war er immer sehr kaputt.

Ich kann dir nur raten, sei für deinen Partner da, aber vergiss dich nicht dabei. Zusammen schafft ihr das!! Lass deine Gefühle zu und ganz wichtig: reden, reden, reden!! Friss nix in dich hinein! Wenn du die Möglichkeit hast, rede mit einem Onko-Psychologen!

Und wie taffissima schon sagte: du wirst dich daran gewöhnen, dass sich die Prioritäten verschieben. Während andere in meinem Alter darüber nachdenken, wo wohl am Wochenende die angesagteste Party ist, kreisen deine Gedanken um Tumormarker, Blutwerte, das nächste Kontroll-CT etc.
Aber (und das ist durchaus positiv) man lernt das Leben zu lieben (durch die Krankheit habe ich meiner Meinung nach erfahren, was es bedeutet, erwachsen zu sein) und sich an absurden Kleinigkeiten zu freuen.
Du glaubst gar nicht, wie ich mich gefreut hab, als mein Freund nach seiner ersten Chemo zum ersten Mal wieder mit richtig Appetit in nen Burger von McD gebissen hat

Wenn du magst, kannst du mich gerne anschreiben hier!


@tafissima:
Die Metapher ist echt schön und wirklich sehr passend!


Fühlt euch gedrückt,
Nina
Hallo Nina !
Ja ja die lieben Ärzte, das habe ich jetzt schon oft gehört, dass viele es nicht erkennen und dann ist auf einmal der Körper voll mit Metastasen. Mein Mann hat es selbst gefühlt, er hat nie Schmerzen gehabt und er selbst wusste sofort das es nichts Gutes ist. Sofort beim ersten Besuch beim Urlogen stand die Diagnose schon fest : Hodenkrebs. Aber wir haben das erst gar nicht realisiert, was da nun noch alles auf uns zu kommen wird. Nach der Op, Entnahme des linken Hodens, kam nach dem CT raus das ein Lymphknoten vergrößert ist. Er bekommt jetzt drei Zyklen der PEB-Chemo, aber wir befinden uns gerade erst am Anfang, eine Woche stationär hat er geschafft, zwei folgen noch. Ich hoffe das er es dann geschafft hat.
Wie waren denn bei euch die letzten Untersuchungen ? Alles in Ordnung.

Alles Liebe und vielen Dank für deine Antwort!!!Ich drück dich und hoffe das für euch bald wieder alles Normal und "Langweilig" wird.
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