Lieber papa,
immer mehr begreife ich, dass wir „den kampf verloren haben“…so habe ich bisher nicht gedacht, weiss nicht warum.
ich weiss nicht, ob ich an das leben nach dem tod glauben kann…wenn nicht, wie soll ich damit klar kommen, dass man sich vielleicht nie, nie mehr wiedersieht….?
Deine letzten monate gingen zu schnell vorbei…ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, wie schnell die krankheit dich da auflöste…manchmal denke, wenn es langsamer gegangen wäre, hätte ich mich eher abfinden/vorbereiten können. Ich würde nun viel mehr an deine qualen denken und im tiefsten innern denken, dass der tod erlösung für dich war…warum kann ich das nicht? (vielleicht weil du eben nicht sterben wolltest, ich weiss…)
Ich frage mich oft, wie ich mich besser hätte vorbereiten können, gedanklich; wie ich damit auch bewusster mit dir am ende hätte umgehen können….einer der wenigen klaren momente war ganz am schluß, als du im krankenhaus lagst, und es zu hause ohne dich so leer war. Das war damals für mich wie ein vorgeschmack, wie es sein würde ohne dich…es war ganz klar und ganz schrecklich. Aber das war einer der seltenen momente. Ich konnte mir einfach meistens nicht vorstellen, wie es ohne dich sein würde…. Gleichzeitig konnte ich mir damals nicht mehr vorstellen, wie es sein würde, wieder einen normalen alltag zu leben…unbeschwert jeden tag geniessen, im park spazieren zu gehen, ohne sorge, angst und qual um ein leben…ich habe mir damals so sehr gewünscht, dass diese zeit bald wieder kommt…nun versuche ich’s, aber nichts ist wie vorher…man kann nicht dahin zurückkehren, wo man mal war…ohne dich ist alles anders geworden.
ich vermisse dich schrecklich...
deine tochter