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Alt 15.09.2014, 15:31
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: seromuzinöser Borderlinetumor am rechten Eierstock

Hallo liebe Ecki,

ja, diese lange Therapeutenliste habe ich in der Reha auch bekommen und saß dann sehr rat- und motivationslos davor. Angst vor Ablehnung, Absagen, langen Wartezeiten, Bittsteller eben: es machte mich fast noch kränker, mich überhaupt damit zu beschäftigen. Habe dann mehr als ein halbes Jahr nach der Diagnose benötigt, bis ich mich aufgerafft habe bzw. bis der Leidensdruck groß genug war. Und eine meiner Rest-Hirnzellen kam dann auf diese E-Mail-Idee. Auch auf meine E-Mails kamen ein, zwei 'unterirdische' Reaktionen, aber auf dem Bildschirm ist das viel besser verkraftbar als in einem Telefonat, da kommt ja noch der Tonfall, die eigene Aufregung usw. ... hinzu. Aber es genügt, wenn EINER/EINE verständnisvoll, engagiert, interessiert, empathisch ... reagiert. Die meisten reagierten recht professionell. Sie gaben an, mit welchen Methoden sie arbeiten, auf welche Problemlagen sie spezialisiert sind. Je mehr Du Dich damit beschäftigst, um so klarer wird Dir werden, was für DICH das Richtige sein könnte. Da ich schon Therapieerfahrung hatte, wusste ich zumindest, was ich nicht mehr wollte. Z.B. Verhaltenstherapie, das kratzt für meine persönliche Situation zu sehr an der Oberfläche und wäre mir in meiner Krebs-Lebens-Schock-Starre nicht im Ansatz gerecht geworden. Ich musste dann auch fünf Monate auf reguläre Termine warten, da er keinen Platz mehr in seinem Kassenbudget mehr hatte. Das ist leider überall so, weil die Kassen einfach nicht genug Therapeuten zulassen. Und die Krankenkasse hat sich geweigert, meinen Antrag nach §13 SGB V überhaupt zu bearbeiten. Sogar eine Ablehnung haben sie verweigert, denn gegen die hätte ich ja klagen können. Zur Überbrückung habe ich dann einige Termine privat bezahlt, und fünf Sitzungen kann jeder Therapeut als sogenannte probatorische Sitzungen IMMER abrechnen. Hier geht es darum, herauszufinden, ob mit dem Klienten überhaupt eine sogenannte therapeutische Beziehung aufgebaut werden kann. Ohne die geht gar nichts.

Was das Adoptieren angeht, miuss ich leider dem Engelchen recht geben. Da ich und mein zweiter Ehemann ja schon aus erster Ehe Kinder hatten (ich eins, er drei), wären wir auf einer Liste eh ganz nach hinten gerutscht, außerdem waren wir glaub ich auch schon weit über der Altersgrenze, ist die nicht irgendwo Mitte dreißig???. Mein Mann hatte zuvor meinen Sohn per Stiefkindadoption angenommen. Schon das war ein Staatsakt, für den er ebenfall ein Gesundheitszeugnis benötigte. Obwohl das Kind ja schon fünf Jahre in seinem Haushalt verbracht hatte, während derer sich seltsamerweise niemand von der Obrigkeit für seinem Gesundheitszustand interessiert hatte, sondern hauptsächlich für seine Steuerzahlungen. Wir fanden das ziemlich abstrus, weil es NICHTS an der konkreten Situation oder dem Aufenthaltsort des Kindes änderte, sondern eben nur die juristische Beziehung. Mein Mann sagte dann mal, dass er doch - wenn er tatsächlich krank wäre - doch auch gerade aus DIESEM Grund z.B. das Kind per Adoption annehmen wollen könnte. Bei einer Fremdadoption mag man da ja argumentieren können mit der langfristigen Perspektive, aber innerhalb einer eh schon bestehenden Patchwork-Familie? Warum nicht alle Kranken gleich entmündigen, dann machen wir weniger Arbeit Da braucht's mal ne Sammlung Grusel-Smileys.

Für uns wäre eine Adoption keine Option gewesen. Mein Wunsch ging darum, MIT meinem Mann ein gemeinsames Kind zu haben, da ich mit meinem Sohn eben lange, lange alleine war. Deshalb - wie Engelchen ja schon schrieb: es ist ALLEIN wichtig, was sich für DICH richtig anfühlt.

Ach, und dann noch ein letztes Wort zum Glück und zum Jammern. Hier wird kein 'Sack' für zu klein oder zu leicht befunden, um sich nicht darüber mal ausweinen zu dürfen. Unsere Empfindungen machen die Größe des 'Sacks' aus, nicht die Zahlenkombination der Diagnose. Deshalb, ob Du "Glück" gehabt hast? Das ist wohl relativ. Und wenn Du es innen drin so empfindest, ist es so. Und dann ist es auch gut so und Du darfst es für Dich so annehmen. Aber Dir vorschreiben, eine "1A" Diagnose als Glück empfinden zu 'müssen', das darf niemand!! Denn müssen tun wir gar nix.

Liebe Grüße
Charl0tte

Geändert von Charl0tte (15.09.2014 um 15:38 Uhr)
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