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Alt 23.06.2008, 16:57
wago46 wago46 ist offline
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Daumen hoch AW: Profil: Kehlkopfkrebs "User" stellen sich vor....

Mein Name ist im Internet wago46, ich bin gestern 62 Jahre geworden und lebe seit dem 06.09.1999, 02.00 Uhr in Spanien ohne Kehlkopf, Kehlkopfdeckel, Speicheldrüsen, Lymphdrüsen im Halsbereich, Stimmbänder und etwas Rachenfleisch. Ich atme durch ein Loch im Hals. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie, nicht vor der Operation und auch nicht danach, mit Krebs befaßt. Ich war 4 1/2 Wochen in Alicante Spanien im Krankenhaus, davon 5 x auf der Intensivstation und wurde die ganze Zeit mit einer Magensonde ernährt. Das Ärzteteam, welches mich operiert hat, hat in fast 8 Stunden ganze Arbeit geleistet. Nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, habe ich, auch wieder in Alicante, 35 Bestrahlungen mit der höchsten Belastungsgrenze erhalten. Dann bin ich 3 Jahre alle drei Monate zur Kontrolluntersuchung mit Computertomopraphie gegangen, vom Ende des dritten Jahres bis zum fünften Jahr jedes halbe Jahr und ab dem 5 Jahr jedes Jahr eine Kontrolluntersuchung, immer mit großer Blutuntersuchung und Computertomopraphie. Am 06.09.2008 bendeich Krebsfrei mein 9 Jahr.
Jetzt möchte ich nur kruz mitteilen, wie ich mit der Diagnose Krebs umgegangen bin und warum ich heute ein glückliches und zufriedenes Leben führe:
Frage nie nach der Diagnose, warum ich. Es ist der größte Fehler und verleitet sehr schnell zum Selbstmitleid.
Nehme die Kriegserklärung Krebs an stelle dich ihr und nehme den Kampf auf.
Mache dich frühzeitg mit den Einschränkungen vertraut, dann können die Einschränkungen dich nicht überraschen.
Werte dein Leben durch die Krebsoperation nicht herab, betrachte dich nicht als Eingeschränkt und schon garnicht als Beschränkt, denn du wirdt oft erleben, dass die Menschen eine Halsoperation mit einer Gehirnoperation verwechseln.
Halte dir stets vor Augen, es gibt viele Menschen, die weit aus Kranker sind als du. Ich habe mich immer gefragt, willst du mit einem Rollstuhlpatienten für die Wiedererlangung der Stimme und ohne Loch im Hals tauschen? Meine Antwort: Nein.
Ich trage seit 8 1/2 Jahren die Atmungsöffnung im Hals (für mich wie oben schon angeführt das Loch im Hals) offen und ohne Bedeckung durch ein Tuch oder Platte.
Weiter kann ich seit fast 9 Jahren, normal Essen und trinken. Nur mit der Lautstärke beim Sprechen hapert es etwas, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür Krebsfrei bleibe.
Die Rülpssprache hatte ich auch gelernt, aber aus Liebe zu meiner Frau habe ich darauf verzichtet, da es für sie fürchterlich war und sie keine Mühe hat, mich auch auf Entfernung zu verstehen.
Die einzige negative Erfahrung die ich gemacht habe, sowohl in Deutschland, wie auch seit der Operation 1999 in Spanien:
Es gibt drei Sorten von Menschen wenn ich spreche:
Menschen die sich bemühen mich zu verstehen und dann auch verstehen
Menschen die mich nicht verstehen. Manchmal denke ich, ich bin nur von Schwerhörigen umgeben.
Menschen die mich verstehen, aber nicht verstehen wollen, weil sie ja sonst Rede und Antwort stehen müssten.
Aber auch das ist zu ertragen.
Einen Vorteil durfte ich geniesen, da ich nach der Operation nicht mehr sprechen konnte, weder Deutsch noch Spanisch, mußte ich, da ich in einem spanischen Krankenhaus lag, Alles in Spanisch aufschreiben. Aber, der Mensch schafft Alles mit etwas Einsatz und gutem Willen.
Ein Nachteil, obwohl ich mit der Radiotherapie nie Probleme hatte (keine Schmerzen oder Unwohlsein) trafen mich doch. Die Spätfolgen wie Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule, Verengung des Spinalkanals und ein bißchen mehr kamen erst nach 6 Jahren.
Da ich keine Schmerzen habe sondern nur etwas Taubheit in beiden Händen, ignorier ich einfach die Angelegenheit und werde mich dann darum kümmern, wenn sie Aktuell sind.
Alles in Allem, ich habe zwar Krebs gehabt, habe Alles an Energie dagegen eingesetz und brauche kein zweites Mal Krebs. Ich habe ein hervorragendes spanisches Ärzteteam gehabt und die Menschen, die so um mich auf dem Operationtisch gekämpft haben, will ich nicht enttäuschen.
In erster Linie jedoch, ist der Kampf für mich und meine Familie.
Ich hoffe, mit dem kleinen Beitrag, konnte ich einigen Betroffenen helfen.
Wago 46

Geändert von wago46 (23.06.2008 um 17:05 Uhr)
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