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Alt 09.03.2013, 09:49
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo! Gestern ging ich wie immer wenn ich morgens um eine Stunde später Schule habe zu Papa ans Grab. Und siehe da, die Kränze waren weg und das Grab wurde neu gemacht, ein Rahmen wurde gelegt und es wurde zu 2/3 mit Erde und zu 1/3 mit Kies befüllt und dazwischen lagen ein paar große Steine. Ich habe mich gefreut, es sah so schön ordentlich aus im Gegensatz zu den jetzt schon etwas braunen Kränzen.
Wir haben jemand in der Umgebung, einen Totengräber der das alles natürlich gegen Bezahlung macht. Da wir zwei Frauen ja keinen Rahmen selbst machen können haben wir diesen Herrn beauftragt. Nur dass es so schnell ging mit dem haben wir nicht gerechnet. Sind dann nachmittags gleich zum Grab und haben Blumen gepflanzt. Märzenbecher, Vergissmeinnicht und Primeln. Hoffentlich werden die Primeln nicht kaputt durch den vorhergesagten Schnee. Das Grab sieht so schön frühlingshaft aus, Papa gefällt das sicher!

WAren dann am Abend auf der GEdenkfeier des Krankenhauses. Es war wirklich sehr schön gemacht und es kamen auch sehr viele Leute die an einen lieben Verstorbenen dachten. Wir durften, genauso wie ihr Miri, für den Verstorbenen eine Kerze anzünden und aufstellen und es wurden viele schöne Texte gelesen. Danach haben wir uns noch mit einem Seelsorger unterhalten, er konnte uns uns zwar nicht helfen aber er hat uns zugehört.
Dort haben einige Leute dann sehr mit den Tränen gekämpft und geweint. Ich saß wieder da und konnte nicht weinen, war wieder wie erstarrt, so gefühllos als ob es mich nichts angehen würde oder als ob es mich gar nicht berühren würde.
Habe dann die ganze Nacht wieder von der krankheit geträumt und die letzten Tage in Papas leben revue-passieren lassen und wieder nachgegrübelt ob wir etwas falsch gemacht hätten oder etwas übersehen hätten.
Noch immer plagen mich die Ängste wie wohl seine letzte Nacht war und warum wir nicht bei ihm waren.
Ich hoffe der letzte Bericht ist bald beim Hausarzt und ich bekomme ihn erklärt. Wahrscheinlich wird er mir nicht alles sagen können und ich muss dann erst ins KH.
Da ich nicht dabei war in der letzten Nacht möchte ich alles wissen, was er gemacht hat, welche Medis er bekommen hat, ob er unruhig war, welche Beschwerden er hatte,... Es ist furchtbar, diese Quälerei überwiegt im Moment.
Wenn ich alleine bin, so wie heute, dann kullern die Tränen wenn ich an Papa denke. Ich glaube ich kann in der Öffentlichkeit oder wenn jemand dabei ist (und sei es nur Mama) nicht weinen weil ich Angst habe die Kontrolle zu verlieren.
Ja Miri, "der Weg" ist ein wunderschönes Lied, es hat mich auch früher schon immer berührt. Jetzt fließen die Tränen wenn ich es höre, irgendwie quält es mich aber andererseits macht es mich frei weil ich ja weinen kann.

WArum kann diese Trauer und der Schmerz nicht einfach immer konstant anhalten? WArum fühle ich mich manchmal so als ob gar nichts passiert wäre und es mich gar nicht berühren würde und dann trifft es plötzlich ein wie ein Blitz und es fließen schon vor der Arbeit die Tränen? Ich bin doch immer traurig und mein Papa fehlt doch immer? Es ist so schwierig!

Regnet es bei euch auch heute? Werde jetzt trotzdem mit dem Hund raus ins Grüne, muss halt der Regenschirm mit! Wünsch euch allen ein schönes WE! Liebe Grüße
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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