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Alt 07.03.2013, 15:41
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Miri! Das mit den Tauben ist auch wieder so eine Gemeinsamkeit die mich fasziniert!
Wir haben vor dem Haus im Garten ein kleines Vogelhäuschen. Man hat vom Wohnzimmer einen wunderbaren Blick darauf. Dieses Vogelhäuschen war seit Krankheitsbeginn Papas größtes Hobby. Er fütterte die Vögel jeden Tag und bewunderte sie auch oft. Aber diese TAuben die mochte er gar nicht. Er öffnete oft das FEnster und schrie sie an damit sie wegflogen. Wir lachten dann immer und sagten er soll sich nicht so aufregen. Vor ein paar Tagen sah ich auch so eine Taube, ich glaube es war bei der Heimfahrt von der Arbeit und ich saß im Auto. Da dachte ich mir auch dass diese Taube nun ein Zeichen von Papa sei.
Beim Autofahren, wenn ich alleine zur Arbeit fahre oder heim fahre denke ich eigentlich immer über Papa nach.
Heute habe ich Mensch von Grönemayer gespielt und bin dann während des Fahrens in Tränen ausgebrochen.
Es war Freude und Schmerz zugleich. Freude deshalb weil das Weinen so gut tat, aber trotzdem der Schmerz und natürlich die Sorge wie ich wieder trocken in der Arbeit ankommen sollte.

Das mit dem Gitter macht mir schon große Kopfzerbrechen. Ich weiß, es ist nichts Schlimmes aber er hat es halt vorher noch nie gebraucht und ich mache mir dann wieder Sorgen ob er uns nicht doch in der Nacht gebraucht oder gesucht hätte wenn er unruhig war.
Werde sobald der Endbericht beim Hausarzt ist einen Termin für eine Besprechung vereinbaren. Zum Hausarzt habe ich ein gutes Verhältnis und ich denke er wird mir das alles erklären. WEnn ich dann noch immer Fragen habe werde ich im KH einen Termin holen.

Wir sind jetzt am Überlegen was wir den Krankenschwestern und seinem Arzt als Dankeschön schenken sollen. Der Arzt hat ihn die gesamten Monate immer begleitet und ihm doch immer wieder Mut gemacht und ihn nie die Hoffnung aufgeben lassen. Er hat gemacht was er konnte, retten konnte er ihn leider nicht aber er war Papa immer eine große Stütze. Auch die Schwestern waren größtenteils in Ordnung, besonders die am letzten Tag waren sehr lieb zu Papa.
Wir haben vor dem Arzt einen Gutschein in einem Restaurant in der Nähe zu schenken mit einer Dankeskarte aber was wir den Krankenschwestern schenken sollen wissen wir noch nicht. Wir wollen aber auch nichts überstürzen und erst mal abwarten und zur Ruhe kommen bevor wir wieder in diese Abteilung gehen und die Erinnerungen und Ängste wieder hochkommen. Das braucht noch Zeit.
Morgen abend ist ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen im Krankenhaus. Ich bin schon gespannt wie er wird und freue mich schon irgendwie darauf. Es werden auch Seelsorger anwesend sein.

DAs mit dem Träumen ist wirklich komisch. Ich träume auch nicht von Papa als Person sondern mir kommen nur die Diagnose und die krankheit im Traum unter aber nicht speziell in Bezug auf Papa.
Ich hoffe ich träume auch mal von Papa!
In der Arbeit soll alles wieder ganz normal weiterlaufen und niemand fragt mehr nach oder nimmt Rücksicht auf meine Lage. Ich ärgere mich schon über die Oberflächlichkeit die manchmal an den Tag gelegt wird und was für ein Drama aus lächerlichen kleinen Dingen gemacht wird. Ich denke schon, dass ich durch die Krankheit von Papa ein anderer Mensch geworden bin. Manche Leute halte ich gar nicht mehr aus weil sie mir einfach zu blöd und zu oberflächlich sind. Ich hoffe ich behalte das jetzt bei und werde nie wieder so.
Für manche Leute wird der Umgang mit mir sicher nicht mehr so leicht sein weil ich mich einfach verändert habe und für mich andere Dinge im Leben zählen.

Ich hoffe bei euch blitzt die Sonne auch so schön durch vom Himmel wie bei uns. Macht es euch schön und genießt die sonnigen Augenblicke, nächste Woche kehrt der Winter wieder ein ins Land!

Liebe Grüße
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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