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Alt 17.01.2002, 08:32
Gast
 
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Standard wen nicht kämpft hat schon verloren?

Liebe Jana,
die Idee mit Deinem Vater alleine sprechen zu wollen, finde ich sehr gut und wichtig für euch beide. Bei meiner Mutter ist mir das damals nicht gelungen, wir hatten grosse Probleme miteinander und da sie 1990, nach Maueröffnung, im Sterben lag waren alle Verwandten aus dem Ostteil dabei. Es war ein regelrechtes Gedränge um ihr Bett (das finde ich immer fürchterlich, keiner denkt dann daran, ob sich der Sterbende bedrängt fühlt, nein es geht dann nur darum , dass die Leute sich selber sagen können, ich war noch mal da, egal, ob das dem Menschen im Bett zuviel ist oder nicht. Wie Du siehst habe ich da schon ziemlichblöde Erlebnisse gehabt bei mehreren Familienmitgliedern, die alle an Krebs gestorben sind.
Ich hatte damals nicht den Mut meine Verwandten zu bitte mich mit meiner Mutter alleine zu lassen, das hat mit schon gefehlt.
Ich war dann aber in ihren letzten 7 Stunden bei ihr, in dieser Zeit war sie aber schon so voller Morphium, dass sie nicht mehr reden konnte, habe aber im Gegensatz zu meinem Vater nicht ihren Tod direkt miterlebt, weil sie in der Nacht gestorben ist und ich mich damals nicht getraut habe in der Nacht bei ihr zu bleiben (ist sehr viel schlimmes damals vorgefallen). Bei meinem Vater habe ich mich sehr über dieses winzige Zimmer geärgert, dass er mit noch 2 anderen Patienten gelegen hat (Lungenkrebs und Knochenkrebs im Endstadium ), weil man dort überhaupt keine Privatsphäre hatte...
Als er dann einen Tag vor seinem Tod in das Einzelzimmer verlegt wurde , war er schon sehr , sehr schwach, ich wäre gerne bei ihm geblieben, aber mein Besuch hat ihn sehr, sehr angestrengt unhd ich wollte, dass er Kraft schöpfen konnte...
In der Nacht war dann schon kein Puls messbar und sie haben ihn auf die Intensiv verlegt und mir davon nichts gesagt !!! Ich hatte nur in der Nacht so ein komisches Gefühl und habe am Morgen in der Klinik angerufen, wo man mir seine Verlegung mitteilte und ich sofort ins Krankenhaus düste. Nachdem man die Beatmung entfernt hatte, hat er nur noch 2 Stunden gelebt(statt der angekündigten 24 Stunden), da konnte ich auch nur noch streicheln und die Hand halten...
Ich hoffe, meine Zeilen haben Dich nicht zu sehr geschockt.

Ja, versuche mit ihm alleine zu sein, zu sprechen , nah zu sein. Das wird euch gut tun !

Alles Liebe für Dich , Deine Familie und natürlich auch Deinen Vater !!!!

Katja
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