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Alt 19.07.2007, 17:15
Gudrune Gudrune ist offline
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Standard AW: Pankreastumor - gutartig? Und dann?

Hallo Ihr Lieben, wer auch immer von Euch mitliest, ich habe mich lange nicht gemeldet, weil ich einfach nicht dazu kam. Kann am Arbeitsplatz posten, zuhause ist das eine Katastrophe, aber ich habe immer mitgelesen und mitgefühlt und habe das Gefühl, Euch alle doch ein wenig kennengelernt zu haben... was für eine fürchterliche Krankheit. Mein herzliches Beileid allen, die in den letzten Wochen einen lieben Menschen verloren haben, und mein tiefes Mitgefühl. Ich weiß, wieviel Kraft das kostet, ich habe mit meiner Schwester zusammen Ende Mai meine Mutter im Sterben begleitet, und jetzt ist bald mein Bruder soweit. Es ist ein bißchen viel. Ich frage mich selbst immer wieder, woher man die Kraft in solchen Zeiten nimmt, aber aus irgendwelchen Quellen zieht man sie offenbar, wenn man sie braucht.
Jetzt muß ich jedenfalls einfach was schreiben, denn eben habe ich in TinaNuernbergs Thread einen Beitrag von KL gelesen, der mich komplett umgehauen hat.

Zitat:" (Zitat im Zitat!)
mit der prostata hat das ncihts zu tun. er hat eben das pech, 2 krebsleiden innerhalb von 2 jahren bekommen zu haben. wobei prostata schon geheilt ist."


Genau das wurde meinem Bruder auch gesagt - hat mit der Prostata überhaupt nichts zu tun. Woher wissen sie das, wenn sie keine Gewebeprobe vom Pankreas untersucht haben??? Ich weiß nach wie vor nicht, was für eine Chemo er hatte, aber eine speziell auf diese Variante abgestimmte wohl dann eher nicht, oder??? Hab ich's irgendwo erwähnt - bei meinem Bruder war das Intervall drei Jahre, nach Diagnose des Prostatakrebs.


Zitat:"
Also verebbarer Prostakrebs zielt u.a. auch auf ein sehr hohes Bauchspeicheldrüsenkrebsrisiko. Zugrunde liegt dem wohl ein Gendefekt. (Ich habe das auch erst kürzlich hier als Anstoss gelesen, danach nachgelesen und viel dazu gefunden.) Insofern dürfte da nach menschlichem Ermessen ein direkter Zusammenhang bestehen, gerade bei so kurzen Intervallen. (ich kann wirklich nur pubmed.gov für ausführliche Hintergründe empfehlen)."


Lieber KL, ich habe gerade kurz in pubmed.gov reingeschaut, wonach muß ich denn suchen? Ich habe kein Problem mit Englisch, aber das medizinische Fachvokabular beherrsche ich leider nicht. Jedenfalls was Du da schreibst, haut mich nicht nur um, sondern macht mich so wahnsinnig wütend, daß ich schreiend die Wand hoch könnte. Heißt das, die Schulmedizin weiß mittlerweile sozusagen offiziell, daß das ein Folgekrebs ist, und man krieg immer noch gesagt, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, Sie haben halt das Pech, daß Sie ständig neue Krebsarten entwickeln?? Und es gibt dagegen eine spezielle Chemo (bei aller Skepsis, die ich gegen diese Methode generell habe, und bei Pankreaskrebs sowieso!), und die wird dann ignoriert??? Ich fass' es einfach nicht. ICH FASS' ES EINFACH NICHT!!!! Man muß doch zumindest die Information haben, um entscheiden zu können, ob man sie machen will oder nicht! Ich fasse es nicht.

Ich habe meinen Bruder heute in Heidelberg im Hospiz untergebracht, weil er jetzt wirklich nicht mehr allein zuhause bleiben kann, und ich kann ihn dort nicht versorgen und hatte keine ruhige Minute mehr, wie ich ihn antreffe. Und für ihn war es auch belastend, weil ihm jeder Handgriff und jede Bewegung Mühe macht und eigentlich schon zuviel ist. Die Chemo hat er miserabel vertragen, die Blutwerte gingen in der Keller, er bekam Bluttransfusionen und wurde trotzdem immer schwächer, Übelkeit und Widerwille gegen Nahrung wurden stärker, außer Obst (besonders Heidelbeeren und viele Äpfel) hat er kaum was zu sich genommen, und heute hätte die zweite Staffel angefangen. (Der CT-Bericht davor war übrigens bereits niederschmetternd, Tumor innerhalb von zwei Monaten um 2cm gewachsen, Verdacht auf Lebermetastasen, Verdickungen der Magenschleimhaut - ??). Letzte Woche hat er sich nach einem Termin beim betreuenden Arzt des Hospizes entschlossen, alles abzusagen, auch die Infusionen und die künstliche Ernährung, die gerade angeleiert war. Die Infusion hat ihn sehr belastet, Geglucker im Bauch und Druckgefühl, ansonsten keine Besserung. Man wollte ihm einen Port bzw. einen Hickman legen, das hat er auch abgelehnt. Er will schlicht und einfach nicht mehr. Dabei muß ich "von außen" betrachtet und nach allem, was ich hier im Forum lese, sagen, er hat bei allem noch ein ungeheuerliches Glück(!), denn nach wie vor hat er keine Schmerzen bzw. er hat die Schmerzen mit relativ harmlosen Mitteln, die er regelmäßig nimmt, im Griff. 4x tgl. Tropfen - habe den Namen vergessen - und Novalgintabletten 4x tgl. je 2. Er hat auch noch (?) keine Gelbsucht - er wird einfach immer weniger, kann sich auch nicht mehr auf ein Buch, Zeitung, geschweige denn Fernsehen konzentrieren - aber im Hospiz hat er immerhin zwei Tassen Nudelsuppe gegessen und danach sogar noch eine kleine Portion Quark mit Früchten... Ich habe meinen Augen kaum getraut, und schon hebt die Hoffnung auf Rückkehr von ein bißchen mehr Lebensqualität in dieser letzten Phase ihr Haupt.

Was ich mit am Schlimmsten finde ist, daß man nach einer solchen Diagnosestellung so unglaublich wenig Zeit hat, sich wirklich umfassend zu informieren - das ist bei Prostatakrebs nun wirklich anders, wenn's nicht gerade die superaggressive Variante ist - und daß, wenn man nicht sofort das Richtige tut, man eigentlich kaum noch eine zweite Chance hat. Hätte ich im Mai, als die Diagnose kam (zwei Tage, nachdem meine Mutter einen Schlaganfall erlitten hatte und im Koma lag) gewußt, daß es am Luganer See die Homöopathische Klinik Santa Croce gibt, die den Ruf hat, in inoperablen Fällen die Leute mit einer bis zu 100% gesteigerten Lebensqualität nach Hause zu schicken, hätte ich überhaupt die Zeit und den Nerv gehabt, mich darum zu kümmern, hätte ich kurzfristig einen Termin für meinen Bruder bekommen, hätte ich... hätte ich... Sch...!!! Vermutlich wäre es auch dann für eine Heilung zu spät gewesen, aber vielleicht wäre meinem Bruder dieses Dahinkümmern erspart geblieben. Hätte... wäre... es ist, wie es ist, und ich versuche es zu akzeptieren und das für meinen Bruder Beste zu tun, aber durch den zitierten Satz ist das wirklich alles nochmal total aufgerührt worden.

Ich gehöre zu denen, die möglichst alle Infos haben wollen, um gewappnet zu sein und zu wissen, was auf mich zukommt, und das Forum hat mir dabei sehr geholfen. Euch allen ganz herzlichen Dank dafür. Wenn ich irgendwem irgendwas Gutes tun kann außer Kraft, Kraft, Kraft schicken, dann laßt's mich wissen, ich werde es versuchen, so gut ich kann, und so zeitnah ich kann. Ein bißchen flexibler bin ich jetzt und kann auch mal vom Büro aus posten, wie gerade eben.

Alles Liebe Euch allen,
Gudrun
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