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Alt 13.11.2004, 06:56
Gast
 
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Standard Die richtigen Worte aus 10000km Entfernung

Hallo nach einiger Zeit mal wieder, ich habe, wie jeder, der hier Anteil erfaehrt, ziwschendrin immer wieder an Euch gedacht, aber es ist soviel passiert, dass ich einfach nicht die Zeit hatte, zu antworten. Erst mal wuerde ich gerne kurz auf jeden einzeln antworten:

@Beate
Toast mit Marmelade und usw... Das gibt es fuer Dich auch seit 18 Monaten? Ich hoffe, Du isst ab und zu einen Joghurt oder Obst? Und Beate, nein Du hast ueberhaupt nicht "gut reden". Ganz im Gegenteil, ich glaube Du weisst ganz genau, wovon Du redest. Und ich bin Dir sehr dankbar, dass Du diese Erfahrung mit mir teilst!! Wie geht es Deiner Mami denn jetzt? Macht sie eigentlich eine Therapie? Wohnst Du bei Ihr oder in der Naehe? Ich hoere aus deinen Beschreibungen, dass Du sie sehr lieb hast? Hast Du noch Geschwister?


@Jutta
Du glaubst nicht, wie oft mir seit Deinem Zitat der Taktstock vor Augen ist. (Ich hab als Kind im CVJM Posaunenchor Posaune gespielt und war in den Dirigenten mit dem Taktstock verliebt.) Dein Bild ist eine so absolut zutreffende Metapher fuer die Situation. Und so schwierig zu befolgen... Dass sie keine Details wissen will, ist mittlerweile okay. Aber das mit der Elternrolle ist jetzt aktueller.

@Gaby
Danke auch Dir fuer Deine Antwort. Ich habe mittlerweile auch die Problematik mit dem "Loslassen" erfahren. Aber weisst Du, ich glaube, Deine Situation ist so anders, dass Du Deinen eigenen Beitrag starten solltest, denn da sind bestimmt viele, die eine Situation, so wie Du sie erlebst, besser kennen als ich. Und die koennten DIR mehr helfen, als ich. Denn ich koennte mir vorstellen, dass Du auch gut ein bisschen Hilfe vertragen kannst. Wenn Du weiterhin hier bleiben willst, bist Du aus ganzem Herzen willkommen!!!!

Tja und inzwischen ist so einiges passiert. Als sie so starken Durchfall hatte und immer brechen musste, habe ich ja erst gedacht, ohje sie muessen anders essen. Dann ist das immer schlimmer geworden, und sie hat quasi jeden Wassertropfen wieder ausgebrochen. Ich hab dann schliesslich, war natuerlich Wochenende, ihren behandelnden Onkologen angerufen und der meinte, dass sie ins ortsansaessige Klinikum gehen soll. Mein Papi und meine "Ziehschwester" (ein anders Kapitel, das im Moment nicht so wichtig ist), waren bei ihr und fragten "Wie bringen wir ihr das jetzt bei?" Also hab ich mit ihr gesprochen, und versucht, ihr gut zuzureden, dass das eine gute Entscheidung waere. Sie hat so bitterlich geweint, dass ich mir gar nicht sicher war, ob das so eine gute Entscheidung ist. Es hat sich dann aber herausgestellt, dass sie eine akute und schwere Gastritis hatte, die sie sich unter der Anfaelligkeit der Chemo eingafangen hat. Im Klinikum hat dann anscheinend erst niemand so rihtig begriffen oder sie haben es nicht deutlich genug gesagt, dass sie eine Port hat, dann gab es nicht die richtigen Nadeln und dann haben sie das Ding nicht lokalisieren koeenen, weil die Mutti etwas viel Fettgewebe hat und der Port etwas tiefer sitzt als ueblich. Im Krankenhaus wollte sie kein Telefon, weil sie, so glaube ich, so schlapp war. Fuer mich war das ein Hammer, aber mittlerweile ist das okay. Habe zwar geknackt, aber auf innerlich auf (Eure) Ratschlaege gehoert. Nun ist sie wieder zu Hause und hat total geschwollene Beine.

Irgendwie dreht sich mein Leben im Moment - trotz der Entfernung - scheinbar nur noch um Mami. Jeden Tag passiert irgendwie immer wieder was Neues, nun haben sie mittlerweile so viele Medikamente zu Hause, dass sie verwirrt sind. Ich fast auch. Ich kritzel immer alles mit, was Mutti erzaehlt von den Pillen, Papi liest die Namen vor. Und bei all dem tun sie mir beide soooooo wahnsinnig leid.

Die leztzten Naechte hab ich mit dem Arzt im Krankenhaus telefoniert, mit dem Onkologen und mit der Hausaerztin, wo sie eigentlich am Freitag ein Rezept fuer Protonenpumpenhemmer abholen sollte, als Nachsorge fuer die Gastritis. Die Sprechstundenhilfe hat ueberhaupt nicht verstanden, wovon ich geredet habe, als ich versucht hab, ihr zu erklearen, dass die Mutti ein Rezept braucht fuer etwas, wo sie den Namen nicht fuer kennt... weil der Arzt im Krankenhaus sagte, oh die soll sie mal weiter nehmen. Auf die Frage, wo sie denn her bekommt, meinte er, ja da muss sie natuerlich! ein Rezept von der Hausaerztin holen. Welches Rezept braucht sie denn da ? Na fuer die Inhibatoren. In Muttis Welt sieht das so aus, dass sie 2 roetliche Kapseln mit nach Hause bekommen hat (weil ich dem Arzt erzaehlt habe, das die Hausaerztin Mittwoch nachmittag zu hat, und ihn gefragt habe, wo sie die denn dann fuer Donnerstag herbekommen soll.) 50zig tausend Kleinigkeiten, die mir alle wichtig vorkommen, und um die ich mich zu kuemmern versuche. Aber ich glaube, irgendwas laeuft da total verkehrt. Denn heute meinte die Mutti, was hast du denn mit der Frau ... eine der Sprechstundenhilfen bei der Hausaerztin. Die sagte, Du seist pampig gewesen. Ich war ueberhaupt nicht pampig, sie haben nur nicht verstanden, dass da jemand hinterhakt und sich kuemmert, weil sonst auf dem Dorf jeder immer nur nickt.

Ich bin total verunsichert. Einerseits wil ich sie nicht alleine lassen. Ich meine, das geht doch nicht, dass die Aerzte immer solche Sachen sagen, die dann aber im wirklichen Leben untergehen, und das sind ja alles Medikamente mit Kaliber. Aber andererseits geh ich der Mutti und Papi so langsam auf die Nerven, befuerchte ich. Den Aerzten sowieso.

Meine Guete, es gaeb da noch 50zig tausend andere Sachen. Aber ich muss jetzt "im Bett Rein gehen" wie ein guter Freund von uns immer sagt.

Irgendwie hab ich immer das Gefuehl, ihr nicht genug zu helfen.

Bis bald,
Nenna
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