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Alt 20.08.2004, 16:57
Gast
 
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Standard Diagnose erhalten - Wann Ausmass ersichtlich?

Hallo Andrina,
die meisten Betroffenen gehen davon aus, dass man tunlichst weiter die Enzyme nehmen sollte. Ich habe mal im Diskussionsforum des AdP (Arbeitskreis der Pankreatektomierten = Bauchspeicheldrüsenoperierten, www.adp-dormagen.de) am 21. April 2004 den Thread eröffnet "Trotz Whipple-OP - keine Enzyme mehr?". Sieh mal dort im Archiv nach, dann kannst Du Dir ein Bild von der Meinungsbildung dort machen. Ich komme gut auch mal ohne Enzyme aus, es geht mir dabei nicht schlecht. Allerdings: Durchfallgefahr steigt und erkennbar ist die Fettverdauung dann unzulänglich.

Kreon enthält Verdauungsenzyme für Fett, Eiweiß und Kohlehydrate, wobei der Fettstoffwechsel bei den Bauchspeichdrüsenoperierten am ehesten gestört ist, und damit auch die Aufnahme wichtiger fettlöslicher Vitamine (A,D,E und K), die möglichst ergänzend gespritzt werden sollten. Es ist sicher ratsam, einmal einen Vitaminstatus bei Deinem Vater zu machen. Ich lasse mir ansonsten noch alle 2-3 Monate Vitamin B 12 spritzen, nehme in größeren Intervallen Selen und Zink und das wars dann in meinem Fall auch schon, also keine Mistel und andere Präparate.

Weiterleben wie bisher? Na ja, also nach so einer gravierenden Erkrankung und einer so schwerwiegenden Operation hatte ich durchaus ein Bedürfnis nach "altem" Alltag und Rückkehr in die "Normalität" ... Ich hatte erstmal die Nase voll vom Ausnahmezustand. Natürlich ist es trotzdem nicht wirklich so, wie es einmal war, solange das Damoklesschwert dieses Krebses noch über einem schwebt. Tatsache ist - in meinem Fall - ich bin selbstständig tätig und kann mich schon aufgrund meiner damit einhergehenden laufenden wirtschaftlichen Verpflichtungen nicht ohne weiteres anderen Dingen widmen. Deshalb wie bei Deinem Vater: ausgefüllt, oftmals auch sehr stressig und einfach zu viel, selbst jetzt nach 3 1/2 Jahren (bin schon wieder bei 50 Stundenwoche aufwärts angelangt). Ich weiß aber inzwischen, dass ich nicht mehr diese Art von Raubbau mit meinen Kräften und - auch und vor allem - mit meiner Lebenszeit treiben darf. Deshalb plane ich für das kommende Jahr nach Möglichkeit eine deutliche Reduktion meiner beruflichen Aktivitäten. Vielleicht so 4 Tage und den 5. nur optional, dann wäre ich wenigsten "nur" bei einer 40-Stundenwoche. Das lässt sich leider erst mittelfristig so planen. Aber, das als Anregung an Deinen Vater, ich bin der festen Überzeugung, dass man sich von beruflichen Dingen (egal in welchem Job) nicht so dominieren lassen darf, dass alles und alle andere(n) darüber vernachlässigt wird, in der Hoffnung, dass ja noch mal bessere Zeiten kommen. Weiß man leider nie!

Ich lebe allerdings sehr viel mehr in der Gegenwart und lebe vor allem sehr viel bewusster die Beziehungen zu meinen Mitmenschen, die intensiver geworden sind oder - auch das - in einigen Fällen unwichtiger geworden sind. Ich habe keine Lust mehr, aus reiner Höflichkeit viel Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir und denen ich im Grunde nichts zu sagen haben. So gesehen bin auch egoistischer geworden. Ich glaube schon, dass es wichtig ist, nach einer solchen Erkrankung sorgsamer mit sich selbst umzugehen, wir sehen ja gerade auch hier im Forum, wie blitzschnell sich alles von einem Moment auf den anderen ändern kann.

Nachdenkliche Grüße, Lea
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