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Alt 05.06.2005, 01:25
Gast
 
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hallo liebe ute,

nein, mein dad hat es "natürlich" nicht geschafft. bis auf petra loos hat hier noch niemand es mit chemo bis zu einer heilung geschaftt. leider.
DEM hausarzt wäre ich auch an die gurgel gegangen. grrrr.
unglaublich.
02/04 hatte mein dad wahnsinnig hohen zucker erstmals. wurde mit tabletten eingestellt. ende 04/04 hatte mein papi ein leichtes ziehen im bauch. ich drehte am rad, wollte ihn umgehend zu darmspiegelung/magenspiegelung schicken. papa ging erst einmal zu seiner internistin. diese gab ihm erst mal tabletten gegen reizdarm. ich glaube, sie wusste schon was los ist, wollte meinem dad aber noch unbeschwerte wochen genießen. nach 2 wochen wurden die schmerzen stärker. papa kam ins krankenhaus, in dem er 2 monate zuvor wegen zucker eingestellt wurde. die 02/04 nichts weiter untersuchten. aber auch denen bin ich dankbar, denn diese zwei monate früher wäre 2 monate weniger gute lebenszeit gewesen, 2 monate mehr mit chemo. nun ja, papa bekam dann chemo bei prof. klapdor. aber nur ca. 4 mal, dann ging nichts mehr. seit der diagnose genau anfang 05/04 wurde mein papa jeden tag schwächer. er war 69. und wollte 100 werden. arbeitet jeden tag bis dahin noch stundenweise zuhause und auswärts in der bausparberatung. seine kunden liebten ihn. er stand noch mitten im leben. von tag zu tag wurde es schlechter. zuhause, krankenhaus zur schmerzeinstellung oder wegen anderen dingen wechselten sich ab. am 16.8.05 um 00.05 uhr schlief papa auf der palliativstation in hamburg im ak barmbek umgeben von meiner mutter, meiner schwester und mir ein. die stunden zuvor sahen wir gemeinsam ein fußballspiel im fernsehen und papa trank richtiges bier. papa liebte fußball. bier weniger, alkohol trank papa sonst eher selten. irgendwann machten wir den fernseher aus. bis zum einschlafen papas durften wir miterleben, wie papa das oft beschriebene wunderschöne warme gleißende licht sah. papi war bis zum einschlafen voll ansprechbar. allerdings nur für uns, auf pfleger reagierte er nicht. papa strahlte richtig. es muss schön dort sein, wo er hinging.

ich habe tränen in den augen... aber es tut auch gut. ein sterben der eltern ist grässlich, aber ist auch normal, dass sie vorgehen. und weitere erlebnisse überzeugten mich, dass papa mich eines tages abholen wird wie auch er wochen vor seinem tod seine lange verstorbenen eltern sah.

über so etwas wird viel zu wenig gesprochen. dabei würde es so vielen helfen.

kurz gesagt erlebten wir alle phase im zeitraffer, so dass wir kaum zum durchatmen kamen. so langsam werde ich wieder ein normalerer mensch. papa fehlt unendlich doll. und doch ist die sehnsucht leichter zu ertragen als die wahnsinnige angst und sorge. gerade gestern nacht habe ich 5 mal im traum papa beim sterben begleitet. da hat meine schwester es gestern besser gehabt, sie war im traum mit campino in einer disko. meinen humor habe ich von papa. er machte bis zuletzt späße.

der bruder deines papas hat auch die diagnose? eine schwester meines papas ist auch verstorben.

du machst das bestimmt auch alles richtig.

zwei superwichtige links sind diese hier:

http://www.lebensgedanken.de/ (das lesen hier bereitet einen auf die bedürfnisse in absehbarer zeit sterbender vor)

und hier findest du hilfe zur lindernden medizin/palliativmedizin:

http://www.hospize.de/texte/adressenliste/AUSWAHL.HTM

ich wünsche euch noch eine ganz laaaange schöne zeit miteinander. zur ermutigung: bei prof. klapdor lernte ich eine frau kennen, die den sch... schon seit 3,5 jahren hat. sie war äußerst wohl genährt.

lieben gruß,

sonja
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