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Alt 29.08.2006, 15:08
SinjaZoe SinjaZoe ist offline
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Registriert seit: 28.08.2006
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Standard Wieder eine Nacht geschafft

Hallo,

habe grade ein wenig geschlafen, bin aber immer noch saumüde, dafür halbwegs glücklich; von dem Stress, den mein Freund die Nacht zuvor hatte, war diese Nacht keine Rede. 13 1/2 Stunden am Stück habe ich alleine ihr alle Wünsche förmlich von den Lippen abgelesen, Bett mit dem Kopfteil hoch, Bett runter, Decke vor, zurück, Fenster auf und zu, etwas erzählen, dann einfach nur Hand halten, den Mund befeuchten, ausspülen, mit einem kalten Lappen Schultern, Gesicht und Arme erfrischen, die mit Wasser gefüllten Beine entlasten, umlagern, bewegen, die Füsse vorsichtig massieren, die Uhrzeit ansagen, alles um sie herum beschreiben, Haare aus dem Gesicht streichen, sie etwas zur Seite heben, Kopf neu lagern, etc., etc. - kurzum alles, was man sich vorstellen kann und vielleicht noch ein bisschen mehr.

Gegen die Angst bekommt sie nun Tranquillium (???), welches die Schwester und ich so niedrig als möglich eingestellt haben und nur angeschaltet (Tropf) haben, wenn ein leichter Angstanflug unterwegs war. Daher war gab es nur einen mittleren Angstzustand und morgens eine ziemlich blöde Panikattacke. Nach der haben wir abgesprochen, dass sie sich nicht quälen soll - die Zeiten, sagt sie, sind ja nun vorbei - und sobald etwas Angst aufkommt lieber das Mittel zugeführt werden soll. Das klappt ganz gut, dem Himmel sei dank!

Meine Schulter tut ganz schön weh und ich werde bald in vielen Bereichen Muskelkater haben! Aber es war schön! Ehrlich! Es tut so gut, wenn sie lächelt!!!
Ich habe ihr immer wieder erzählt, dass sie doch irgendwie was richtig gemacht zu haben scheint im Leben, so sehr, wie alle um sie herum sein wollen, so sehr, wie alle ihr beistehen und ihr und sich gegenseitig helfen. Dann lächelt sie immer ganz seelig und sagt, da hätt ich anscheinend wohl recht, irgendwie muss das alles im Leben ganz gut hinbekommen haben, eigentlich geht es ihr - immer die Umstände vor Augen - doch "fantastisch".
Ist das nicht klasse?

Als ich zu Hause beim meinem Engel war, habe ich trotzdem erstmal nen 1a-Heulkrampf hingelegt. Die Nerven liegen nämlich trotz dieser als super zu bezeichnenden Nacht blank. Auch hat mich der Tod von Kerstin heute Nacht sehr mitgenommen; sie war 28 Jahre alt, genauso alt wie ich! Und so tapfer! So lieb! Die Familie war bei ihr als sie sanft eingeschlafen ist. Selbst der Nachtschwester standen die Tränen sichtbar in den Augen... Sie sagt, es sei so rührend, so unglaublich klasse, wenn sich Angehörige so einsetzen wie die von Kerstin, bzw. wir, sie kenne es auch anders; viele werden mit ihrer Angst und Trauer alleingelassen - kaum vernahm ich diese Worte lief es mir schon wieder wie ein Wasserfall aus dem Gesicht! Ich weine generell schrecklich viel, seh aus wie ein Zombie mit meinen dunkel-lila Ringen und rotgeränderten Augen

An alle da draussen: Ihr habt Recht! Es geht immer irgendwie weiter! Irgendwo kommt doch immer noch ein weiteres Fünkchen Kraft her! Auch wenn man es nicht mehr für möglich hält!
Bitte schreibt weiter, es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine steht wenn alles fällt. Ich werde ebenfalls weiter berichten.
Auch Euch allen alle Kraft der Welt!!!
Sinja
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