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Alt 24.07.2012, 19:54
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Darmkrebs im Entstadium

Liebe Cuxland,

ich bin eigentlich aus einem anderen Forum, selbst betroffen - nur andersherum: vom Eierstock auf den Darm. Meine Situation ist palliativ, d.h. nicht heilbar, und so mußte ich mich mit dem Sterben auseinandersetzen.
Zuerst wollte ich immer von allen Ärzten UNBEDINGT wissen, wie lange noch ...
Bis ich gemerkt habe, das bringt nichts: es ist bei mir wie bei Deiner Oma: ich lebe jetzt, ich möchte, dass es mir jetzt gut geht und genieße jeden Augenblick. So solltest Du es mit deiner Oma halten.

Es ist ein Geschenk, dass sie da ist, dass sie die OP gut überlebt hat, dass sie die Chemo jetzt schafft.
Ihr Wunsch nach Hause zu kommen ist so nachvollziehbar und richtig.

Weißt du: wenn sie laut Statistik eine Wahrscheinlichkeit hat, zu 90 % innerhalb Zeit x zu sterben (solche Statistiken gibts ja), dann sagt das doch auch, dass sie zu den 10% gehören könnte, die viel viel länger überleben.
Und am besten lebt man damit, zu glauben, man könnte das sein. Sonst würde man sich ja die Zeit "kaputt" machen, die man tatsächlich noch lebt.

Darauf zu hoffen und daran zu glauben, dass man eine von denen ist, die es "relativ" lang schaffen, ist der Dreh-und Angelpunkt. Denn dann lebt man intensiv und voller Dankbarkeit.
Fern von Angst und Pessimismus. (beides gehört dazu, ich weiß und erlebe das, aber die angst und die Sorge müssen einen genau umgrenzten Raum und Zeit bekommen und nicht das Leben bestimmen) ....

Vielleicht klingt das alles etwas pathetisch, aber es ist mein persönlicher Versuch, dich zu

Ich glaube für Dich als Angehörige ist es wichtig, Deiner Oma noch alles zu sagen, was Du möchtest: dass Du dankbar bist, eine so tolle Oma zu haben, und dass Du bewundernswert findest, wie sie kämpft.

Viel Schlafen, wenig Reden, nur Rumliegen und sehr ruhig sein - sind Begleiterscheinungen der Chemo. Der Körper arbeitet auf Hochtouren.
Es dauert auch noch eine ganze Weile, bis das besser wird. Ich lag bei meiner letzen Chemo ungelogen jedesmal 10 Tage komplett im Bett, die ersten tage habe ich es nicht mal zur Toilette geschafft. Trotzdem habe ich das Krnakenhaus verweigert !! Ich wollte nicht weg von meinen beiden Kleinen (3 und 4 Jahre alt)....

Ich wünsche Euch eine erfüllte, frohe Zeit miteinander, erfreut Euch am gegenseitigen Dasein.
Noch eine Idee: Vorgelesen zu bekommen ist ganz toll unter Chemo, weil man selbst nicht lesen und auch kaum fernsehen kann (Konzentrationsschwäche).
Manchmal tun Gerüche auch sehr gut: frische Pfeferminze, eine frisch aufgeschnittene Zitrone, Lavendel oder Rosmarin in der Hand zerrieben ...
Hat mein Mann für mich gemacht, fand ich ganz ganz toll.

Ich habe übrigens auch meinen Vater mit Adenokarzinom in den Tod begleitet, deshalb kenne ich beide Seiten ....

Sei lieb gegrüßt
Birgit
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