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Alt 05.03.2012, 20:37
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Nicole,

Lungenkrebs und Hirnmetastasen... da muss ich unweigerlich an eine Bekannte und an meinen Cousin denken. Beide haben es nicht geschafft. Aber von Mona habe ich jetzt gelernt, dass jede Krebserkrankung anders verläuft und das ist ja auch logisch, jeder Mensch ist unterschiedlich... Also kann ich im Endeffekt nichts Schlaues von mir geben.

Helena fand ihren Geburtstag okay! Ich bin ja morgens mit Kuchen, auf dem 14 Kerzen brannten, in ihr Zimmer geschlichen und habe (etwas schräg) gesungen. Sie hat alle Kerzen ausgepustet und musste dann mitkommen zu ihrem Geburtstagstisch und Geschenke auspacken. Na ja, und den Zahnarzttermin habe ich halt selbst vertüddelt. Ich hätte schon längst gehen müssen... Da habe ich noch so einige Fachärzte, die ich jetzt abarbeiten muss. Ich denke, dass Helena sich nicht vernachlässigt fühlt. Sie weiß ja, dass momentan alles ein wenig anders läuft.

Alles Liebe

Liebe Anja,

danke für deine lieben Zeilen! Ja, irgendwie ist es dumm, dass ich mir wünsche, von meinem Vater zu träumen. Wären es solche Träume, wie du sie hattest, dann würde es mich auch nicht freuen. Wie schlimm, da musstest du immer und immer wieder diese letzte Zeit im Traum erleben.

Ich habe gestern die CD "Bretonne" von Nolwenn Leroy von einer Freundin geschenkt bekommen und mich gefreut wie ein kleines Kind:-) Seitdem höre ich ununterbrochen diese Musik und das tut so gut! Ich liebe die Bretagne und würde mich am liebsten sofort ins Auto setzen und hinfahren. Brest, Le Conquet, Concarneau, Quimper, Le Crozon, himmlisch! Mein größter Wunsch war es, meinen Eltern die Bretage zu zeigen. Ich hatte schon zahlreiche Häuser ausgesucht und hätte gern eines gebucht, aber die fortgeschrittene Krankheit meines Papas hat uns keine Chance gelassen. So hatte ich mich dann mit meinen Eltern für Dänemark entschieden zu Ostern. Aber nicht einmal das war uns vergönnt... Dabei hat mein Papa das Meer so geliebt. Und ich hätte so gern ein einziges Mal einen Drachen mit ihm steigen lassen. Nun werden drei Generationen Frauen die Woche am Hennestrand verbringen und sich den Wind um die Nase brausen lassen. Und wahrscheinlich werden wir den Mann, den Vater und den Opi extrem doll vermissen und es werden viele Tränen fließen. Aber wir werden hoffentlich auch viel lachen, zusammen kochen, lange Strandspaziergänge unternehmen, lesen, uns unterhalten, malen und schreiben. Helena hat mir zum Geburtstag ein Buch geschenkt und dass ich mit ihr eine Geschichte schreiben soll... Und das habe ich auch vor!

Es tröstet mich schon zu wissen, dass der Schmerz mit der Zeit weniger grausam zupackt. Nicht, dass er verschwindet, aber man kennt ihn dann bereits und kann ihn begrüßen wie einen alten Bekannten. Weißt du, was ich auch ganz schrecklich finde? Mein Papa kannte all meine Fehler und Schwächen ebenso wie meine Stärken und er hat mich geliebt, einfach, weil ich ICH bin. Und dafür musste ich gar nichts tun sondern durfte einfach sein. Mit ihm ist auch diese Liebe für seine Tochter gegangen. Nun gibt es nur noch einen Menschen, der mich so ähnlich liebt, meine Mama. Und wenn sie auch eines Tages gehen muss, dann... Oje, jetzt fange ich schon wieder an mich zu verheddern... Dabei rette ich mich immer so "gut" über den Tag.

Ganz liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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