Thema: Ist es BSDK?
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Alt 21.09.2004, 09:19
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Standard Ist es BSDK?

Hallo Gabi,

erst einmal vielen Dank für Deine netten Worte.
Du hast ja Recht. Aber es ist so schlimm, Du liest die Einweisung, und da steht dass an der Leber, an der BSD Unregelmässigkeiten und an der Lunge eine Vernarbung festgestellt wurden. Die Lunge habe ich in meinen Überlegungen total vernachlässigt, obwohl wir keine Ahnung haben wo die Narbe herkommt - Mama hat ja nie etwas an der Lunge gehabt, auch keine Lungenentzündung. Mir schoss sofort durch den Kopf, dass es BSDK sein kann, weil Mama ja seit Jahren eine chronische BSD-Entzündung hat. Und dann steht auf der Einweisung noch, dass Auffälligkeiten an der Leber festgestellt wurden. Das alles mit dem Wissen, dass meine Ma vor 10 Jahren schon den Kampf ihres Lebens geführt hat (und den fast verloren hätte), macht dich total kirre (zumindest mich). Und dann kommt Omas Leidensgeschichte wieder hoch, in der wir auch einiges mitgemacht haben. Oma ist vor Jahren gestorben. Sie hatte mal Darmkrebs und galt als ausgeheilt. Dann wurde Wasser in der Lunge festgestellt, sie kam ins Krankenhaus, wurde gründlichst untersucht, für eine Brochioskopie in ein anderes KH gebracht, mit dessen Arzt ich gesprochen habe. Und was sagt der mir? Er sagt mir dass es Krebs sei. Auf meine Frage was jetzt gemacht wird, hat er mir gesagt, dass sie wieder zurück ins andere KH kommt, in diesem war sie ja nur für die Untersuchung. Gut habe ich ihn gefragt, und was wird im anderen KH gemacht? Und er sagt ganz trocken zu mir und wortwörtlich: "Nichts, gar nichts machen wir da noch. Die stirbt!" Und dann stand ich da! Ganz alleine mit einer niederschmetternden Nachricht, langsam verstehend was der Arzt mir gerade gesagt hat. Oma ging es von Tag zu Tag schlechter. Der Krebs breitete sich so rasant aus, dass bald auch das Gehirn betroffen war und alles noch schlimmer wurde. Oma magerte von Tag zu Tag mehr ab, wollte weder essen noch trinken. Sie hatte keine Kraft, um sich aufrecht ins Bett zu setzen. Wir versprachen ihr, dass sie nicht im KH sterben muss. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie lange es wirklich dauerte, von der Diagnose bis zum Tod, ich denke es waren nicht mehr als 6 Wochen. Als dann das Ende kam, sie lag die letzten Stunden schweißgebadet und eiskalt im Bett, hatte ich mein nächstes Erlebnis. Nachdem unser Hausarzt weg war, der uns gesagt hat, dass sie es innerhalb der nächsten 24 Stunden geschafft hat, sah ich draussen unseren Pastor hergehen. Und wenn ich sage unseren Pastor, dann meine ich unseren Lieblingspastor. Er hat meine Eltern verheiratet, meine Schwester und mich getauft und wir haben alles in Bewegung gesetzt, dass er den Trauergottesdienst für unseren Opa (2 Jahre eher) durchführt, obwohl die Trauerfeier mit Beisetzung in einem anderen Stadtbezirk statt fand. Und zu genau diesem Pastor, der meine Oma Sonntags immer in der Kirche sah, sagte ich dass Oma die nächsten 24 Stunden nicht überlebt. Er möge doch bitte kurz zu ihr rauf gehen. Sie befindet sich zwar schon auf dem Weg und kommuniziert nicht mehr mit uns, aber würde es bestimmt mitbekommen. Und er sagt zu mir, dass er keine Zeit hat, in einer halben Stunde kommen die Möbelpacker zu ihm. Zack, und wieder stand ich da. Innerhalb von ein paar Wochen hat man mir, im Zusammenhang mit einem geliebten Menschen, zweimal einen übergebügelt.
Aber ich bin von den aktuellen "Kampfvorbereitungen" abgekommen. Ich wollte Dir eigentlich nur zeigen, dass ich auch schon mehr als genug Erfahrungen mit Krebs und dessen schlimmsten Verlauf gemacht habe. Ich muss allerdings dazu sagen, dass Oma auch nicht mehr wollte, weil sie nie über Opas Tod hinweg kam (sie starb fast genau 2 Jahre später, ein paar Stunden haben gefehlt)! Aber trotzdem habe ich mir nach Omas Tod immer wieder Fragen gestellt.
War es richtig, dass wir ihre Entscheidung unterstützt haben? Was haben wir falsch gemacht, dass sie nicht mehr wollte, obwohl wir ja noch da waren? Hätten wir uns mehr über mögliche Therapieformen informieren müssen, anstatt sie "nur" möglichst schmerzfrei zu halten? Konnten wir nicht mehr machen, weil der Krebs einen zu großen Vorsprung hatte?
Und alles das schoss mir durch den Kopf, als ich Mamas Einweisung gelesen habe. Für mich war sofort klar, wenn es Krebs ist, hat er einen Vorsprung. Da auch an der Leber Unregelmäßigkeiten gefunden wurden, dachte ich, wenn es BSDK ist, dann sind das Metastasen. Damit verband ich direkt, dass der Feind einen großen Vorsprung hat. Und ich musste mich doch sofort daran machen, denn Vorsprung aufzuholen. Ich habe doch gar keine Zeit auf das Ergebnis zu warten, ich muss alles geben und trotzdem das Beste hoffen. Dann kam dazu dass ich mich auf BSDK versuchte vorzubereiten und das KH nach dem Thorax-CT die Vermutung äusserte, dass es ein Lungetumor sein könnte. In meinem Kopf lief automatisch wieder so eine Art Film ab. Scheiße, scheiße, scheiße habe ich mir gedacht. Ich versuche den Vorsprung aufzuholen und versaue es schon auf den ersten Metern. In der Überweisung stand doch etwas von "Vernarbung an der Lunge" und ich? Ich beachte die Lunge gar nicht, bereite mich wahrscheinlich auf den falschen Krebs vor. Und es passte doch eigentlich alles. Auch hier im Forum habe ich ständig gelesen: "BSDK mit Lebermetastasen". Als nächstes ging mir durch den Kopf, wenn die einen Lungentumor vermuten, dann sind ja auch die Auffälligkeiten and der BSD Metastatsen - und nicht nur an der Leber. Das heißt, dass der Vorsprung vom Krebs wahrscheinlich noch größer ist. Da kann ich doch nicht auf die Ergebnisse warten, ich muss aufholen, aufholen, aufholen.

Liebe Gabi,
ich hoffe, dass Du noch bei mir bist und nicht schon den Thread gewechselt hast, denn ich habe auch etwas Gutes zu verkunden. Gestern wurden eine Sono und ein CT vom Bauchraum und dem Herzen gemacht. Das Herz ist i. O., an der BSD wurden ausser der chronischen Entzündung keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt und die "max. 22 x 13 mm" große Auffälligkeit an der Leber ist kein Zeichen für Metastasierung. Vielmehr geht man davon aus, dass es sich um ein altes Abdomen handelt. Es gibt keine Hinweise auf Knochenmetastasen oder Lymphknoten-Auffälligkeiten. Allerdings ist das ganze noch nicht von der Ärztin bestätigt worden. Wir wissen es nur, weil meine Frau KrkSchw an dem KH ist und Zugriff auf die Röntgen und CT-Befunde hat. Und das ist doch schon einmal ein gutes Zeichen. Oder wie siehst Du das? Sorge hat uns nur gemacht, das die Sono ca. 1 Stunde dauerte und der eigentliche Arzt noch einen 2. Kollegen dazu geholt hat, die sich dann beraten haben. Aber keiner hat meiner Mutter irgend etwas gesagt. Sie sind der Meinung, dass das Aufgabe der Stationsärztin ist. Das finde ich auch einen Hammer. Warum sagt man meiner Mutter nicht, wenn es etwas Gutes zu berichten gibt? Oder hätten die ihr schlechte Nachrichten geben müssen und haben es deshalb nicht getan? Aber dann denke ich mir, dass die Sono und das CT unter oraler und intravenöser KM-Gabe doch die gleichen Organe untersucht haben. Nur dass das CT doch viel mehr sieht und genauer ist. Und dazu stand doch gestern um 16:30 Uhr nur Gutes im Rechner. Aber auch von dem Befund/der Beurteilung hat man meiner Mutter gestern gar nichts gesagt. Liegt das daran, dass die Ärztin um 16:00 Uhr Feierabend hat? Oder haben wir irgend etwas an dem Befund falsch gedeutet? Ist alles gar nicht harmlos? Haben wir irgendwelche lat. Ausdrucke falsch interpretiert? Schließlich bin ich ja Laie und meine Frau "nur" KrkSchw, die seit Jahren auf einem ganz anderen Fachgebiet arbeitet. Dann denke ich wieder, alles Quatsch. Schließlich hat meine Frau den ersten CT-Befund ja auch richtig übersetzt und mir das gleiche gesagt wie die Ärztin, nur eher. Hätte ich meiner Mutter nicht sagen sollen, was ich von meiner Frau gehört habe? Denn ich habe es ihr gesagt. Als ich gestern Abend bei ihr war, war sie so niedergeschlagen, da dachte ich mir, dass ich es ihr sagen muss. Schließlich war mir nach der Nachricht meiner Frau ja auch ein wenig besser. Und es hat auch bei meiner Mutter funktioniert. Habe ich wieder einen Fehler gemacht? Du siehst, schon wieder gehen diese ganzen Fragen los. Ich habe Angst. Angst alles falsch zu machen. Angst, zu spät zu sein. Angst den Kampf und meine Mutti zu verlieren. Und dabei habe ich mir doch vorgenommen, positiv zu denken. Aber ich habe auch Angst, durch positives Denken Zeit zu verlieren. Zeit, die mir am Ende fehlen könnte.
Meine Frau fährt gleich ins KH, um bei meiner Ma zu sein. Um hoffentlich die Bestätigung der Ärztin zu dem gestrigen CT zu bekommen. Und wir hoffen ja auch, dass es heute die Ergebnisse der Broncho vom Freitag gibt. Sie will dann da sein, um sich mit meiner Mutter zu freuen wenn es doch nur ein Entzündungsherd an der Lunge ist, oder ihr beizustehen, wenn sich der Verdacht auf Krebs bestätigt. Meine Frau ist toll, das muss ich hier auch einmal sagen. Gestern Abend um 22:00 Uhr Feierabend gemacht, heute hat sie Nachtwache und trotzdem fährt sie gleich ins KH. Weil meine Schwester und ich keinen Urlaub nehmen konnten. Und auch morgen will sie bei der Chefarztvisite dabei sein, obwohl sie morgen früh aus der Nachtwache kommt.
Ich hoffe so sehr, dass gleich mein Telefon klingelt, meine Frau anruft und sagt: "Schatz der Befund von gestern wurde durch die Ärztin bestätigt, keine Metastasen irgendwo. Und auch das Ergebnis der Bronchoskopie belegt nur eine Entzündung."

Mitlerweile habe ich einen so langen Text geschrieben, dass wahrscheinlich niemand mehr mitliest. Entschuldigung, aber ich konnte irgendwie nicht stoppen.

Liebe Grüße
Mirko
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