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Alt 27.02.2010, 16:40
mollie mollie ist offline
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Registriert seit: 08.07.2009
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Standard AW: Zuhause verstorben

ihr lieben,

meine mama ist zuhause gestorben, am 11.08.09. ich selbst war leider nicht dabei, ich kam etwa eine stunde zu spät. mein papa und mein bruder waren aber bei ihr und sie haben mir versichert, dass sie ruhig und friedlich eingeschlafen ist. mamas erkrankung, bsdk, war für uns alle eine schmerzvolle zeit und eine schmerzliche, weil hilflos gegen die krankheit stehend, erfahrung.
die diagnose bekam sie im februar, anfang märz wurde sie operiert. danach reha bie eine woche nach ostern. danach durfte sie heim, sollte sich erholen und danach mit der chemo anfangen. die chemo brachte mehr kummer als segen und so haben wir mit mama zusammen entschieden die chemo abzubrechen. ihr und uns war klar, dass sie bald wird sterben müssen. "aber ihr schickt mich nicht ins krankenhaus", das war ihr wichtig und wir versprachen ihr, dass sie zuhause würde sterben können. was wir damals nicht geahnt hatten war, dass wir es vielleicht nicht schaffen würden, sie zu hause zu pflegen und welch ein kampf es um jedes einzelne hilfsmittel geben würde. nicht, dass wir es nicht bekommen hätten...aber es dauerte wochen und so haben wir letztlich alles selbst organisiert und gezahlt (welch glück, dass wir das konnten).
die hauptlast lag bei meinem papa. ich selbst wohne 200 km entfernt, mein bruder zwar im gleichen dorf wie meine eltern aber er musste halt wie ich auch arbeiten. mein chef keine hilfe, urlaub gab es nicht. und so bin ich nach der arbeit zu mama gefahren, hab sie mit papa versorgt, bin früh morgens wieder nachhause, hab nach den mädels gesehen, zur arbeit, zu mama...und das über wochen hinweg. wir haben es geschafft, irgendwie und in solchen situationen wächst man auch über sich hinaus.
einmal noch hatten wir eine schwere entscheidung zu treffen. mama hatte sich furchtbar wund gelegen, mehrere offene stellen an rücken, steißbein und po. unser hausarzt (immer zur stelle, egal on nachts oder tagsüber) meinte, dass es fast nicht mehr möglich sei, diese wunden zuhause zu versorgen und fragte uns, ob wir mama nicht besser in eine klinik bringen wollten. mama schaute mich nur an.....dann meinen papa. sagen konnte sie nichts. papa und ich blickten uns an, dann zeitgleich meinten wir "wir packen das". wir haben es gepackt. immer weinend, weil es mama schrecklich weh tat, wenn wir sie verbunden haben aber wir haben es geschafft...papa oft allein. die damen vom pflegedientst sollten es machen, aber es war nicht so, wie wir es wollten. nicht, dass sie es schlecht gemacht hätten, sicher nicht. papa, meinem bruder und mir war es einfach zu lieblos. urlaub genommen, mein bruder und ich (hat mich den job gekostet) und von da an waren wir dafür zuständig. es war schwer, ohne frage. zu all dem kam ja auch noch, dass mama zusehends weniger konnte. waschen, füttern, das alles haben wir schon lange gemacht. irgendwann war der tag gekommen, da konnte sie nicht mehr vom bett auf den clostuhl. das war immer ihr horror gewesen, das, wovor sie die meiste angst hatte. es war meine älteste, damals 16, die der oma all ihre ängste nahm. "wo ist dein problem?", fragte sie "du bei mir, ich bei dir. einziger unterschied ist die größe der windel". da musste die oma lachen und das problem war gelöst. sicher war es komisch der eigenen mama den po zu wischen, sie zu windeln aber es war es nur beim ersten mal. danach war es einfach so, wir machten unsere witzchen. dabei war es egal, ob mein papa, mein bruder oder ich es machten oder eben auch meine tochter. es war normal, es gehörte dazu und niemand fand es befremdlich. mama war manchmal traurig, dass sie es nicht mehr alleine schaffte aufs clo zu gehen, das sah man ihr an aber sie war wohl auch froh, dass wir es machten..... als ich das letzte mal ihre windeln gewechselt habe meinte sie, dass ich es nicht mehr würde machen müssen.... sie wusste, dass ich für ein paar tage weg musste und wohl auch, dass sie sterben wird.
wenn ich zurückblicke muss ich sagen, dass ich frog bin, dass mama zuhause sterben konnte, dass sie da war wo sie sein wollte, da wo all ihre liebe zu uns und unsere liebe zu ihr sichtbar war. ich bin unendlich dankbar, dass wir ihr ihren wunsch erfüllen konnten. unendlich dankbar bin ich auch meinem papa, meinem bruder und meinen kindern. ohne sie wäre es nicht möglich gewesen. mein paps hat übermenschliches geleistet, war sich für nichts zu schade und im stillen hab ich ihm versprochen, dass auch er zuhause wird sterben können, wenn es sein wunsch ist und wir es schaffen. viel gehört dazu, nicht nur die angehörigen und ein super hausarzt, sondern eben auch das glück, dass eine medizinische versorgung zuahsue überhaupt gewährleistet ist.
ich danke gott dafür, dass es bei uns so war.
mollie
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