Einzelnen Beitrag anzeigen
  #225  
Alt 15.01.2010, 09:23
cypher61 cypher61 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.01.2010
Ort: NRW
Beiträge: 76
Standard AW: Rektumkarzinom und nun ?

Hallo Nokl,

ich habe letzten Oktober meine neoadjuvante RCT gehabt, 28 Bestrahlungen plus zwei Kurse 5-FU. Auch ich habe etwas gelitten (Proktitis, Mukositis, etc.) aber das geht nach der Behandlung schnell vorbei. Und ich bin der Meinung es lohnt sich - wollte hier kurz erläutern, warum.

Zitat:
Zitat von Nokl Beitrag anzeigen
So wie ich das verstehe, nachdem ich die Arbeit gelesen habe, wird die evtl. gute, körpereigene Tumorabwehr durch die neoadjuvante RCT geschwächt, sodass leichter eine Metastasierung entsteht.
Ich habe diese Diss auch gelesen und mich davon auch etwas verunsichern lassen. Wenn man das ganze etwas genauer betrachtet, spricht allerdings mehr für die RCT als dagegen.

1) Es handelt sich lediglich um eine These, die aufgestellt wird. Unterstützend wird lediglich eine einzige Studie angeführt, bei der angeblich ein Einfluss auf das 5- bzw. 10-Jahres Überleben gegeben war. Details dazu bleibt uns die Arbeit aber schuldig. Und was hinzukommt: Ich habe bislang keine weitere Referenz für diese These gefunden. Demgegenüber jedoch eine Vielzahl an Quellen, die für eine neoadjuvante RCT sprechen.

2) In allen anderen Studien, insbesondere den grossen Studien (wie etwa CAO/ARO/AIO-94) wurde ein negativer Einfluss der RCT hinsichtlich der Metastasierung nicht nachgewiesen. Und ich denke wir können davon ausgehen, dass es auffällt, wenn ich mehrere tausend Patienten bestrahle und diese eine höhere Metastasierungsrate aufweisen als Patienten, die keine Bestrahlung bekommen. Es fehlt also ein statistischer Beleg für die aufgestellte These.

3) Es mag sein, dass die Bestrahlung das Gewebe so verändert, dass die Immunabwehr geschwächt wird. Völlig unklar ist jedoch nach wie vor, welche Rolle diese Immunabwehr genau bei der Bekämpfung der Krebszellen spielt und welchen Einfluss das auf die Metastasierung hat. Unbestritten (weil statistisch gut belegt) ist, dass nach neoadjuvanter RCT die Rate lokaler Rezidive wesentlich kleiner ist als ohne. Insofern dürften zumindest bzgl. der lokalen Kontrolle die Vorteile der RCT überwiegen.

4) Ein weiterer Vorteil der präoperativen RCT ist die Verhinderung der Dissemination vitaler Tumorzellen unter der OP. Auch das muss man einer möglichen Schwächung der Immunabwehr gegenüberstellen. Was mehr Gewicht hat, wissen wir nicht. Sicher ist jedoch, dass man nicht isoliert eine Schwächung der Abwehr feststellen und daraus folgend automatisch eine höhere Metastasierungswahrscheinlichkeit ableiten kann. Krebs ist eine komplizierte Gemengelage - da spielen immer mehrere Dinge eine Rolle.

Bei den ganzen Dokumenten die man so findet ist es schwer, den Überblick zu behalten und die guten von den schlechten zu trennen. Ganz besonders die Statistiken sind für uns Laien oft schwer zu interpretieren. Ich habe aus meinen Bookmarks alles rausgeworfen, was mich verrückt gemacht hat und bewahre nur die schönen Statistiken für mich auf

In diesem Sinne wünsche ich Dir alles gute und nicht soviel Ungemach bei der
weiteren Behandlung.

Viele Grüsse
Frank.
__________________
Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
Mit Zitat antworten