Thema: Mein Vater
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Alt 12.03.2009, 16:15
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Liebe Annett,

oooh, erwischt... ich hatte mich wieder davongeschlichen...

Danke, dass Du mir die Süßigkeiten und Blumen dagelassen hast!

Es ist manchmal etwas schwer, sich genau hier aufzuhalten. Ich habe zwar hin und wieder mal einen Blick zum Fenster rein geworfen, aber diesen Raum nicht betreten mögen. Gerade jetzt denke ich nämlich oft daran, dass vor ziemlich genau einem Jahr alles anfing: eine Bronchitis, über die man sich ja keine ernsten Sorgen macht, dann plötzlich doch Krankenhaus und schon am Tag der Einweisung das Wort „Krebs“ . Die Falltüren (eine nach der anderen, aber wem erzähl’ ich das...), die meinem Papa danach geöffnet wurden (und auch mir), der Beginn der Behandlung. Wir haben doch „auf Sieg“ gespielt und nicht nur auf „Zeit“, weil wir so sehr auf einen Erfolg der Therapie hofften...WAS für einen hinterhältigen Gegner er hatte, haben wir (oder vor allem ich?) auch erst spät verstanden. Jetzt – hinterher – weiß ich natürlich, dass es nur ein Wunsch war... und doch bin ich froh, dass ich die 3 ½ Monate, die mein Vater noch lebte, hoffen durfte. Es ist unglaublich, an was für dünne Härchen man sich klammert, aber ohne jegliche Hoffnung zu leben, ist unvorstellbar.

Manchmal führt mich mein Weg an dem Krankenhaus vorbei, in dem Papa lag. Zur Chemo und ...zum Sterben. Auf der Straße ist immer noch eine Baustelle, der Radweg ist auch noch nicht fertig... ich bin ihn voriges Frühjahr so oft entlanggefahren ohne zu wissen, wie wenig Zeit mein Papa und ich noch zusammen haben würden. Es ist so lange her und fühlt sich so nah an. Ich frag’ mich, was ist „Zeit“?

Ich drück’ Euch alle, seid lieb gegrüßt,
Leuchtfeuer
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