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Alt 07.10.2005, 20:50
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Petra Loos Petra Loos ist offline
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Standard AW: Wie geht man mit dieser Diagnose um?

Hallo Simönchen,

nun, was du schreibst finde ich einerseits bewundernswert, dass du so einen Weg gefunden hast mit dieser Krankheit umzugehen, anderseits finde ich deine Aussagen zum Teil recht hart.
Es steht außer Frage , dass BSDK eine ganz schlechte Prognose hat und leider versterben die meisten Menschen daran.
Ich stimme dir auch überein, dass der Tod oder das Sterben ein Bestandteil unser aller Leben ist, auch wenn viele dies immer noch tabuisieren.
Und die Frage nach dem WARUM, ist ohne hin müßig, bringt niemanden in solch einer Situation weiter.
Aber sich einfach mit der Situation abfinden . BSDK haben und bald sterben... damit mag ich nicht mit dir überein stimmen.
Wenn dies so ist, dann frage mich warum all dies?! Warum Monate lang Chemo? Warum nach Alternativen suchen? Warum im Internet oder sonst wo nach Infos suchen? Warum überhaupt die ganze Quälerei auf sich nehmen, wenn alle BSDK Kranke sowieso sterben?! Für ein bischen länger Leben?!
Da stimme ich nicht so ganz überein. Die meisten Betroffenen haben doch den innigsten Wunsch und die tiefe Hoffnung, dass sie es doch schaffen.
Ohne diese Hoffnung würde all dies keinen Sinn machen. Ich konnte mir wahrlich etwas besseres vorstellen , als mir fast drei Jahre lang Chemo einflößen zu lassen, mich hunde elend zu fühlen, nur um vielleicht nur ein paar Wochen länger leben zu können. Vor allen: Es gibt Phasen in der Therapie, zumindestens war dies bei mir so, das war kein schöns Leben, sondern ein Überlebenskampf.
Ohne Hoffnung von mir , aber auch der Mut und der Zuspruch von Außen, hätte ich dies nie geschafft.
Im nachhinein haben mir schon einige erzählt, dass sie oft gedacht oder sich gefragt haben : wie lang hält sie das noch aus oder wann gibt sie auf?!
Aber sie haben immer versucht mir Hoffnung zu geben.
Eine andere Sache ist die, was hätte ich meinen Kindern sagen sollen?! " Ihr Lieben ich bekomme zwar Chemo , aber sterbe trotzdem?!
Ich glaube kaum, dass dies bei meiner Familie zur Hoffnung beigetragen hätte.
Vielleicht ist das auch ein Unterschied, ob ich als junge Mutter krank werde oder als ältere Frau. Aber wer sagt denn, dass eine 50 oder 70 jährige Frau bereit ist zu sterben? Es gibt auch in einem höhrem Alter Dinge im Leben, für die es sich lohnt noch mal solch einen Kampf aufzunehmen. Ob nun mit oder ohne OP.
Du schreibst, du musst jetzt stark und tapfer sein für deine Mutter und weinen kannst du später.
Hast du sie mal gefragt, ob sie dich immer so haben möchte?! Ich hätte mir von meinem Mann gewünscht, dass er öfters mal geweint hätte. Seine Hilflosigkeit, seine Wut und seine Trauer habe ich auch so gemerkt und gespürt, nur er hat sie wenig zum Ausdruck gebracht. Er war zwar immer da, hat mir zu gehört und er war sehr verständnisvoll, aber sich selbst hat er dabei fast vergessen. Für mich war es dadurch schwer gewisse Dinge an zu sprechen. Wäre es zu einem Abschied gekommen, wäre es für mich sehr schwer geworden. Ich hätte nicht mal gewußt, wie ich begreiflich hätte machen sollen, dass ich zum Sterben ins Hospiz hätte gehen wollen.
Und alles nur , weil er den starken Part übernehmen wollte.
Den Tod zum Lebenskreis annehmen gehört auch, das Weinen davor und danach.

Liebe Grüße Petra
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Geändert von Petra Loos (07.10.2005 um 21:18 Uhr)
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