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Alt 06.10.2003, 10:35
Gast
 
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Standard zwei Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Elena,
wenn Deine Schwiegermutter 2/3 Magen nicht mehr hat, dann dauert es vielleicht etwas länger, bis sie gefunden hat, was sie verträgt, auf was sie dann auch Lust hat. Sie muss ja wohl jetzt mehrere kleine Mahlzeiten am Tag esssen, und sie muss das selbst herausfinden, was ihr wieder Spass am Essen bringt. Ich weiss von einer Nachbarin (sie hat nur noch 1/5 des Magens), dass das am Anfang sehr schwierig ist. Trotzdem geht es. Ihre Krebs-Op. ist nun 3 Jahre her, und sie fühlt sich wohl und kann fast alles essen, Kreon muss sie zu jeder Mahlzeit nehmen, wie mein Mann auch. Zu den Nachsorgeuntersuchungen würde ich auf jeden Fall gehen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Falls doch mal etwas gefunden werden sollte, kann man das ja doch eher wieder in den Griff bekommen. Die Angst verschwindet auf keinen Fall, aber man kann damit leben, und mit der Zeit verblasst alles etwas, es sieht dann nicht mehr so schwarz aus, wie am Anfang nach der Op. oder der ersten Reha.Mein Mann ist jetzt 56 Jahre alt, also war er 54 Jahre, als es anfing. Im September mit Übelkeit (angeblich waren es meine gesuchten Pilze, wir machten noch Spass darüber), dann erst mal nichts mehr. Dann Anfang November leichte Übelkeiten, Ende November stärkere Übelkeit und extremes Hautjucken, ja , und dann wurde die Haut gelb. Der Hausarzt liess Blut untersuchen (Leberwerte über 800), sofort Einweisung ins Krankenhaus, nach Untersuchungen erste Op. (Stent wurde gelegt, ohne Probleme, dass die Galle abfliessen kann). Dabei stellten sie fest, dass auf dem Gang zur BSD die Haut etwas zystisch sei, sie vermuteten das, was dann auch kam. Noch mehr Untersuchungen. Nach 5 Tagen 2. Op. nach Whipple. Ein unendlich grosser nie zu verstehender Schock, man kann nicht mal klar denken. Jeden Tag wartete mein Mann, dass ich um 14.00 Uhr die Tür hereinkam, und ich war immer pünktlich da, wollte nicht, dass er noch mehr Angst bekommt. Dann waren da die "Augen-Blicke", die uns sagten, wie gross doch Liebe sein kann. Wir kamen uns näher, als wir die letzten 25 Jahre zueinander standen. Weihnachten und Silvester blieb er im Krankenhaus. Unser Ältester kam über Weihnachten aus HongKong nachhause geflogen, um bei seinem Vater zu sein, wir wussten doch alle nicht, wie es weitergeht. Und jetzt ist das alles schon fast 2 Jahre her, man lebt damit,weil man auch leben will. Die Nachsorgeuntersuchungen sind auf jeden Fall wichtig. Am Anfang war es für uns schwierig, dort zu dem Onkologen zu gehen. Im Wartezimmer viele Leute ohne Haare oder im Rollstuhl, das war sehr deprimierend. Man kann im Leben mehr aushalten und verkraften, als man denkt. Ich denke, es ist so, Deine Schwiegermutter steht am Anfang der Genesung, und es braucht wirklich lange Zeit, bis man mit allem einigermassen wieder auf der Reihe ist, das Essen, das Physische, wie das Psychische. Man braucht einfach viel Geduld,und das ist bestimmt nicht nur so eine Redensart. Die körperliche Schwäche geht nicht so schnell vorbei, aber es g e h t wieder mit der Zeit. In dieser Phase hat man eine riesengrosse Hoffnung auf Leben. Ich wünsche Deiner Schwima alles Liebe und viel Kraft.
LG Elke55
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