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Alt 28.10.2009, 11:29
Annett59 Annett59 ist offline
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Standard AW: Krebs als Chance

Ihr Lieben,
ich lese hier seit kurzem mit.
Danke, Helmut für Deine so treffenden Worte, und das nicht nur in Deinem letzten Beitrag!
Auch Dir, Stefan, möchte ich danken, dass Du mit Deinen Beiträgen so authentisch und klar das rüberbringst, was Viele nie so formulieren könnten, aber dennoch ähnlich empfinden.

Wer von unserer Geschichte gelesen hat, der weiß, dass es mir jetzt schwerfallen MUSS, hier ein paar Zeilen zu schreiben.
Ich tu es dennoch:
Ich kann mich mit dem Thema dieses threads identifizieren, sofern ICH das für MEINE ganz spezielle Lebenssituation so erlebt habe.
Daran habe ich gerade sehr zu knabbern, das könnt Ihr euch vorstellen, obwohl ich als Christ das, was in meinem Leben passiert, VERSUCHE, in einem "Gesamtzusammenhang" zu sehen, der sicher auch OHNE, dass ich das "WARUM NUR???" bis zum Tod erkennen kann oder werde, einen "SINN" ergibt, zumindest in Bezug auf meine innere (seelische) Entwicklung.

Ich werde das jahrelange Leiden und 8-tägige Sterben (in meinen Armen) meines geliebten Kindes NIE VERSTEHEN KÖNNEN, geschweige denn als POSITIV erleben.
Es ist "einfach nur" unfair und brutal, und sein Tod hat mich in eine Lebenskrise gestürzt, wobei ich nicht weiß, ob ich sie je überwinde bzw. "bestehen" werde (oder gar etwas Positives für meine Restlebenszeit daraus erwachsen lasse...), letzteres wäre mein Wunsch.
Aber nicht wenige Menschen finden nie wieder die Kraft, ihrem restlichen Leben als Hinterbliebene noch irgendetwas "SINNvolles" abzugewinnen, wieviele vom Krebs hinterrücks überrumpelte und zum Aufgeben gezwungene Menschen haben weder Zeit noch Kraft, sich "mit den Chancen einer solchen Erkrankung" zu beschäftigen.

Wie gern hätte ich seit der Diagnosestellung mit meinem Sohn getauscht, ER wollte leben, die Welt verändern, war ein "wahrer lebensbejahender und menschenverändernder Ritter".
NEIN, ich MUSSTE brutal zusehen, wie seine Hoffnungen in all' den Jahren letztlich sukzessive zerstört wurden.

Was JETZT aus mir wird? Das kann ich absolut (noch?) nicht sagen. Aber ich weiß, dass mein Herz zum Großteil "verbrannt" ist und "zerbrochen" wurde in dieser Leidenshölle.

Die Frage: Sehe ich durch die Krebserkrankung für MICH die Chance, IRGENDETWAS zum Positiven zu verändern (im zerstörten Leben des Betroffenen, der Angehörigen) oder DANACH (auf dem "Trümmerfeld" der Hinterbliebenen) kann nur jeder für sich GANZ persönlich innerlich bewegen und beantworten.
Jede Verallgemeinerung und jeder Rückschluss auf das Leben des Anderen ist nicht nur anmaßend und überheblich, sondern schlichtweg (auch und vor allem im christlichen Sinn) LIEB-LOS.

Ich hoffe für MICH, dass ich auf meinem "Acker" irgendwann noch ein winziges Samenkorn finde, das seine Chance sieht, in MEINEM zerstörten "Lebensgarten" aufzugehen und zu einer positiven Veränderung in meiner letzten Lebenszeit (und damit hoffentlich auch für meine Mitmenschen SINN-gebend) beizutragen.
Nachdenkliche Grüße
Annett
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