Liebe Sylvia,
es ist ja schon alles schwer genug! Da darf man ruhig hoffe, dass man wenigstens einen Raum hat, wo man ein wenig aufgefangen wird. Und wenn er virtuell ist! Soll noch mal jemand das Internet verteufeln! Es hat auch viele gute Seiten!
Ja, mir ging es ebenso wie dir und um ehrlich zu sein, ich kämpfe bisweilen immer noch mit meiner neuen Position in der Familie. Nicht nur, dass ich stark, erwachsen und vernünftig für meine Tochter sein muss, um ihr einen Halt zu geben. Ich muss das jetzt auch für meine Mutter sein. Erst recht, seitdem mein Papa nicht mehr bei uns ist. Bei einigen Dingen war mir klar, dass ich sie übernehmen müsste (offizielle Angelegenheiten mit Versicherungen, Anträgen, etc). Aber auch im emotionalen Bereich... Vor nicht allzu langer Zeit konnte ich mich bei meinen Eltern immer ausweinen. Ich wusste, dass ich diesen Ort hatte, an dem ich mich zusammenrollen und klein und schwach sein durfte. Da brauchte ich mich nicht anstrengen, ich wurde einfach geliebt, weil ich ich war. Nun bin ich diejenige, die meiner Mama Halt gibt, sie in Ruhe wiegt und alles regelt. Davor habe ich mich mein Leben gefürchtet: was passiert, wenn eines Tages einer von den beiden nicht mehr ist? Leider ist dieser Zeitpunkt viel zu früh gekommen und man kann sich nicht wirklich darauf vorbereiten. Aber es stimmt, man wächst mit seinen Aufgaben.
Wie geht es deiner Mama jetzt? Hat sie die Magen-Darm-Infektion überstanden? Kann sie schon wieder ein wenig feste Nahrung zu sich nehmen? Ich hoffe es!
Fühle dich in den Arm genommen,
Miriam