Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 04.05.2008, 10:08
Mel_1 Mel_1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Mein Papa braucht Hilfe !!!

Hallo Stefan,

ich finde, jeder Mensch sollte immer wissen, wie es um ihn steht, da jeder das Recht haben sollte, das zu regeln, was noch zu regeln ist.
Für uns war es immer klar, dass wir den genauen Stand wissen wollten.
Wir hatten nicht viel Zeit bis zum Tod, aber diese haben wir sehr intensiv genutzt um über alles zu reden, Erinnerungen aufzufrischen usw.
Wir leben heute in einer modernen Kommunikationswelt, da kann man keinen vorenthalten, wie es um ihn steht.
Glaub mir Stefan, jeder weiss tief in sich, wenn es langsam aber sicher zu Ende geht.

Ist es nicht die nackte Angst vorm Tod, die solch Postings wie von Dir auslösen?
Jeder Mensch muss sich früher oder später damit auseinandersetzen, ob man will oder nicht.

Es gibt halt Erkrankungen, die einen so schnellen Verlauf haben, dass Ärzte solch Aussagen machen.
Es ist die reine Statistik, die hier angewand wird.
Natürlich kann kein Arzt sagen, wann man stirbt , soweit sind wir ja nun noch nicht.
Aber sie müssen ja eine Aussage treffen, um den Patienten die Chance zu geben, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen.

Die Hoffnung darf immer erst zuletzt sterben, das ist auch klar.

Kleines Beispiel: meine Mutter hat letzten August erfahren, dass sie einen kleinzelligen Bronchialkarzinom hat.
Ich bin zu den Ärzten und hab ein intensives Gespräch mit ihnen geführt.
Der Chefarzt meinte, der Befund ist so schrecklich ausgeprägt, dass man die Lebenserwartung auf 3-6 Monate setzen kann.
Meine Mutter macht Chemo....immer und immer wieder und lebt heute noch ein gutes Leben.


Stefan...der einzige Trost den man als Hinterbliebener haben kann ist nur der....es geht schnell und der Patient muss eben nicht lange leiden, muss nicht sehen, wie er von Tag zu Tag weniger wird und sich mit Chemos quälen.

Mein Mann hätte das nicht gewollt, nur noch ein Pflegefall zu sein oder halt einfach nichts mehr tun können und somit nutzlos zu sein.

Mein Mann ist jetzt ein halbes Jahr tot, ich fange jetzt langsam an, das alles zu verarbeiten.
Es ist eine sehr schwere Zeit, aber ich halte mir immer vor Augen, wie es wäre, wenn er sich hätte weiter so quälen müsste.
Immer das Punktieren, immer das Blutabnehmen, immer Hilfe benötigen.
Nein das wollte er nie und ich glaube ganz fest, dass es ihn da wo er jetzt ist sehr gut geht.


Es gibt übrigens eine Stelle wo Du genug Hilfe und Infos bekommst.
Das ist die Deutsche Krebshilfe, die sind auch für Angehörige da, reden mit ihnen und klären auf.
Es gibt dort Ärzte, die beraten usw.


Kopf hoch....wir sind dazu geboren, um zu einem Zeitpunkt, den wir nicht beeinbflussen können, wieder zu gehen.
Wenn man geht, hat man Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen und bleibt ein Teil von ihnen.

LG
Mel
Mit Zitat antworten