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Alt 05.01.2007, 06:53
Steffen Steffen ist offline
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Ort: Hannover
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Standard AW: Jetzt komm ich auch noch dazu...

Hallo Tanja,

Du lebst momentan in einer absuloten Krisensituation, das mußt Du Dir klar machen. Das es Dir in dieser Situation schlecht geht, ist nicht schön, aber normal. Ich weiß auch, dass Worte nicht viel helfen können. Mir ging es in den akuten Situationen häufig auch schlecht und ich dachte, dass ich es nicht schaffen würde. Erst im Laufe der Zeit habe ich gespürt, dass mein Leben weiter geht und, zum Teil intensiver. Einer der Gründe, warum wir Menschen mit der Krankheit und dem möglichen Sterben von lieben Menschen so schlecht umgehen können, ist die eigene Angst vor dem Sterben. Wir haben es verlernt oder nie gelernt, dass der Tod zum Leben dazugehört. So zeigt uns jede Krankheit bei nahestehenden Menschen besonders die Grenzen unseres eigenen Lebens auf. Das macht angts und ohnmächtig, schlaflose Nächte und körperliche Beschwerden. Ich möchte Dir nochmals raten, Dir professionelle Hilfe zu holen, so schnell wie möglich. Es ist, das weiß ich aus Gesprächen mit Ärzten und Kranken und Sterbenden, für die Betroffenen ganz schwierig und belastend zu sehen, wie die Angehörigen leiden. Neben den eigenen Schmerzen und der Angst kommt es dann zu Schuldgefühlen. Ganz wichtig, ich meine hiermit nicht, dass wir Angehörigen unsere Gefühle verstecken sollen, aber wir müssen mit uns vorsichtig umgehen, damit wir helfen können. Und wenn uns das selbst nicht gelingt, brauchen wir eben auch Hilfe.
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben definiert jeder anders.
Ich bin durch meine Erfahrung sensibler im Umgang mit anderen Menschen geworden.
Ich freue mich, wenn die Sonne scheint.
Meine Wahrnehmung ist tiefer geworden.
Ich weiß, dass ich nicht verrückt werde in schwierigen Zeiten.
Geld, teure Uhren, Autos und Klamotten, das neuste Handy - alles schön, habe und hätte ich auch gerne - machen aber, wenn überhaupt nur sehr kruzfristig glücklich.
Ich freue mich, dass es meiner Tochter gut geht.
Ich habe gute, ehrliche Freunde.

Frag nicht, woher wir die Kraft hatten, schau bei Dir selber. Ich wisst seit dem 17.12. von der Krankheit und heute ist der 06.01.2007 - Du lebst noch und bist noch nicht wahnsinnig geworden. Ich weiß, Dein Leben ist beschissen und das mit dem Wahnsinnig werden kann ja noch kommen.

Ich wollte immer alles genau über die Krankheiten und den aktuellen Stand wissen. Ich wollte nicht verdrängen, denn das bringt nichts. Ich finde es aber durchaus in Ordnung, wenn Du nicht alles genau hinterfragst, Du spürst schon ziemlich genau, was los ist. Nur, belüg Dich nicht selbst.

Machs gut.

Steffen
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steffenas
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