Thema: Unbegreiflich
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Alt 09.07.2016, 22:28
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Lella,

Ich habe irgendwie überlesen, dass Du mir geschrieben hast.. Freue mich!

Deine Idee mit dem Blog finde ich wirklich gut und gelungen. Ich finde, schreiben hilft nochmal enorm, alles zu verarbeiten. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich will auch nicht ständig andere damit "nerven", so richtig versteht es ja doch keiner was ich aber niemandem zum Vorwurf mache .
Ich bin gerade auf Amrum, wir fahren hier sehr häufig hin. Auch damals, als meine Mutter krank wurde. Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht mit Gelbsucht und wir sind zwei Tage später losgefahren. Ich stand stundenlang vor meinem Koffer und habe überlegt, ob ich ihn nun einpacke oder nicht, ob ich mitfahre oder nicht. Habe mich dann entschieden mitzufahren. Hier habe ich die Zeit wie in Trance erlebt. Habe pausenlos im Internet recherchiert, auch hier im Forum. Jeden Tag Telefonate mit der Klinik. Es war eine ganz schreckliche Zeit. Aber meine Mutter war noch da... Sie fehlt mir so sehr. Ich bin in einem Moment zum platzen glücklich; heute zB als wir am Strand spazieren fahren und eine Robbe im Wasser beobachten konnten. Die Weite des Meeres, die Sonne, alles das war so schön. Und dann bin ich wieder sehr sehr traurig, vermisse sie so sehr...
Ich träume hier auch wieder viel von ihr.
Meinem Bruder geht es ähnlich. Er hadert damit, dass er sie nicht wie eigentlich geplant war, an ihrem letzten Tag besucht hat, sondern den Besuch auf den folgenden Tag verschoben hat. In der Nacht ist sie gestorben. Niemand hat das doch ahnen können! Oder waren wir alle blind für die Zeichen?
Mit meinem Vater kann ich über den Verlust nicht sprechen. Er lenkt sich durch maßlose Aktivität ab. Aber immerhin säuft er nicht und ich lasse ihn so leben, wie er möchte und am besten klarkommt. Jedem seine Form der Verarbeitung.

Ich genieße die Tage hier dennoch sehr. Ich liebe diese Insel. Wir haben eine sehr schuckelige Wohnung von der man direkten Meerblick hat. Hier sitze ich in einer kleinen, windgeschützten Loggia und gucke aufs Wasser. Es tut so gut.

Du hast mal geschrieben, dass es nie wieder so wird wie früher, dass man sich aber an dieses neue Leben gewöhnen kann, es einfach Zeit braucht, ehe man sich darin zurechtfindet. Genauso empfinde ich es auch. Die Trauer wird immer zu unserem Leben dazugehören, sie wird nie vergehen. Aber wir werden einen neuen Abschnitt unseres Lebens leben. Unfreiwillig zwar, aber auch dieser Abschnitt wird glücklich sein können.

Sei lieb gegrüßt von der Jana
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Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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