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Alt 10.05.2009, 13:08
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Sadie Sadie ist offline
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Registriert seit: 19.06.2007
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Standard AW: Mein Schwiegerpapa

Hallo Steffi,

hier kannst du unsere Geschichte in Kurzfassung lesen:

http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=34172

Gut geht es mir nicht wirklich. Gerade jetzt fehlt er mir besonders. Dazu musst du wissen, dass mein Mann 2005 mit 39 eine sehr schwere Hirnblutung hatte mit nur geringen Überlebenschancen. Er lag 4 Wochen auf der Insensivstation im künstlichen Koma und hatte in der Zeit 4 schwere OPs am offenen Hirn. Keiner konnte mir sagen, ob er überlebt und wenn, in welchem Zustand er dann sein würde. Mein Schwiegerpapa war der Mensch, der am allermeisten für mich da war. er war es, der im KH angerufen hat, wenn mir der Mut fehlte. Er war es, den ich anrufen konnte, wann auch immer, und der zu mir gekommen ist (Manchmal kam ging er mitten von der Arbeit aus einer wichtigen Leitungssitzung und fuhr 20km, nur um mich in den Arm zu nehmen). Mit ihm konnte ich einfach über alles reden.
Unser Sohn war damals 6 und wurde von meinen Eltern betreut, weil ich den ganzen Tag im KH war. Meine Eltern tuen alles für mich, wir haben ein gutes Verhältnis, aber wirklich meine Ängste und Gefühle verstehen, das fällt ihnen schwer. Er konnte es.

Mein Mann musste alles wieder lernen, allein atmen, schlucken, sitzen, laufen, Blasen- und Darmkontrolle, essen ...... Inzischen ght es aber wieder arbeiten, obwohl unser Leben nicht mehr so ist wie vorher und auch nie wieder sein wird. Es war ein langer steiniger Weg mit vielen Rückschlägen und KH-Aufenthalten.

Zeitgleich mit dem Tod seines Vaters sind seine Leberwerte extrem gestiegen. Letzten Dienstag wurde eine Biopsie der Leber gemacht. Gestern musste ich ihn in die Notaufnahme bringen und er wurde sofort stationär aufgenommen.
Mir fehlt der Mensch, der als einzigster mich gefragt hat, wie es mir geht. Bei dem ich mich angelehnt habe, der mich in den Arm genommen hat und getröstet hat. Natürlich ist es so, dass mein Mann krank ist und nicht ich, aber mich betrifft es doch auch. Wo soll ich hin mit meiner Trauer, meiner Angst, meiner Panik vor erneuten Rückschlägen? Meine Eltern meinen dazu: "Sei doch froh, es hätte alles viel schlimmer ausgehen können." Natürlich haben sie recht und ich weiß das auch. Der Tag, an dem mein Mann zum erstenmal wieder einen ganzen Tag selbstständig geatmet hat, war der glücklichste Tag in meinem Leben. Aber ich kann für den Rest meines Lebens nicht allein deswegen glücklich sein, weil er allein atmet.
Verstehst du, was ich meine? Oder klingt es zu sehr nach Selbstmitleid?

GLG Sadie
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[B]D. (mein allerliebster Schwiegerpapa) - Prostatakrebs und Hirnmetastasen
Du wirst immer in meinem Herzen sein!
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