Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 26.05.2004, 19:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard 5 Wochen auf der Intensivstation

Hallo Kerstin,
ich kann dich sehr gut verstehen, bei uns wars ja nun ähnlich und auch noch nicht so lange her.Mein Vati ist am 18.04.04 gestorben.
Ich mußte damals an seinem Bett sehr oft weinen, es überkam mich dann einfach so, hat mich regelrecht durchgeschüttelt.Der Gedanke, das er die Augen aufmacht, kam mir nicht, da die Ärzte bei einem künstlichen Schlaf die Kontrolle darüber haben, sagte man zumindest.Trotzdem habe ich mitbekommen, das sich das Gesicht manchmal verzogen hat, wenn er schmerzen hatte und wenn man mit ihm sprach, sein Puls nach oben ging. Man sagte uns, das es sein kann, daß er vertraute Stimmen hört, bzw. sein Gehirn dann einen Reflex weitergibt. Wir haben also mit ihm gesprochen. Ich selbst habe dann auch mal alle aus dem Zimmer rausgeschickt und den Mut gefunden mich von ihm zu verabschieden. Hören konnte er es sicher nicht, obwohl, man weiß es nicht. Das Unterbewußtsein ist noch nicht so weit erforscht.
Eine Patientenverfügung gab es auch bei uns nicht. Ich wäre erleichtert gewesen, wenn es eine gegeben hätte.So, mußten wir entscheiden und einschätzen, was für ein Mensch er war. Das schlimmste war immer für ihn, jemanden zu Last zu fallen und gepflegt zu werden. meine Mutti sagte mal zu mir, wenn sie ihn wieder aufgewacht hätten und er seinen zustand gesehen hätte, hätte er sich umgebracht. Diese Entscheidung war die schwerste in unserem Leben bisher, sicher die "beste" für ihn, aber es zermürbt einen total, auch jetzt noch, weil man immer trotzdem noch zweifelt und überlegt, wie wäre es anders gelaufen. Wie hoch wäre denn die Lebenserwartung von deinem Papa?Haben die Ärzte sich mal ausgedrückt?
Wie ist das denn mit dem Aufwachen bei euch, kann das denn einfach so passieren?
Zu deinem letzten Punkt, kann ich nur sagen, das mein Vati, als er noch bei Bewußtsein war, gemerkt hatte, daß es zu Ende geht. Man erinnert sich im nachhinein an viele Bemerkungen, die er gemacht hatte. Er hatte das gespürt, er hat sich von seinem neuen Auto verabschiedet, hat meiner Mutti Papierkram (Rentenbescheide, Versicherungen usw.) gezeigt, da sie sich nie darum gekümmert hatte, wollte jede sekunde mit ihr zusammen sein, sagt dann zu ihr,"wer weiß wie lange noch", usw. Lauter kleine Anhaltspunkte, auf die man nie vorher geachtet hat. Vielleich hat dein Vati auch schonmal Ähnliches gesagt oder gemacht. Was ist mit deiner Mutter, was sagt die denn? Hat dein Vati Wassereinlagerungen, an den Füßen oder im Bauch?
Liebe Kerstin, ich fühle ganz doll mit dir, glaub mir, das ist eine ganz beschissene Situation und verdammt schlimme Zeit, die ihr da durch macht.
Alles Liebe Hannabuegel@t-online.de
Mit Zitat antworten