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Alt 26.05.2004, 12:08
Gast
 
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Standard 5 Wochen auf der Intensivstation

Heute Nachmittag fahre ich wieder ins KH zu meinem Vater. Ich komme immer schlechter mit der Situation zurecht. Immer öfters muss ich an seinem Bett weinen, es schüttelt mich und ich kann kaum aufhören. Es geht mir nicht darum, dass ich meine Gefühle nicht zeigen will. Aber ich denke immer wenn er denn mal die Augen aufmacht und wache Momente hat, wie schlimm muss es dann sein in das tränenüberströmte Gesicht seiner Tochter zu blicken.... denn auch wenn ich nicht weiss inwiefern er sich über seinen Zustand im Klaren ist: dann muss er doch erschrecken und denken "so schlimm ist es also"... ich weiss nicht ob jemand versteht was ich meine. Ich will ihn einfach nicht damit BELASTEN, zumal er sich ja nicht äussern und nichts fragen kann. Der Gedanke, dass er mitbekommen wird was in den nächsten Tagen evtl. mit ihm passieren wird macht mich wahnsinnig. Und er kann nichts dagegen tun, nicht mal was dazu sagen. Gestern haben mein Bruder und ich überlegt ob man versuchen sollte ihn zu fragen was er will. Es gibt keine Patientenverfügung. Natürlich weiss niemand was er wirklich versteht, d.h. ein Kopfschütteln oder Nicken gibt uns keine Sicherheit ob er es wirklich verstanden hat. Und dann: wir wollen zwar das Richtige tun und wenn es geht nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden. Aber selbst wenn wir die Angst überwinden und versuchen mit ihm zu sprechen wie es weitergehen soll, muten wir ihm in seinem Zustand nicht zuviel zu? Ist es egoistisch, nur damit wir uns hinterher keine Vorwürfe machen müssen, weil dann wäre es ja seine Entscheidung gewesen? Aber nach 2 Stunden oder so geht man wieder und er bleibt mit den Gedanken und den Ängsten ganz allein und stumm zurück. Muss man es ihm nicht ersparen, die Gewissheit wie schlimm es jetzt ist? Oder weiss er es schon? ... Ich bin nicht gläubig aber ich habe schon überlegt ob ich mal den KH-Seelsorger ansprechen soll, evtl. auch als Beistand für meinen Vater, obwohl der mit der Kirche auch nie was am Hut hatte. Und dann denke ich auch wieder: WENN er klar genug im Kopf ist, welche Ängste muss es dann in ihm auslösen wenn wir da mit einem Priester anrücken würden, auch wenn es "nur" zum Gespräch bzw. Trost ist.... Ich drehe mich im Kreis und weiss nicht was ich tun soll.
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