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Alt 08.10.2006, 16:06
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Muckchen Muckchen ist offline
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Registriert seit: 11.05.2006
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Standard AW: Du hast heute Geburtstag.

Mein Liebling,
heute weckte mich die Sonne. Ich habe sehr schlecht geschlafen und war erst gegen Morgen richtig eingeschlafen. Am liebsten hätte ich mir die Decke über den Kopf gezogen, denn ohne Dich sind die Wochenenden wahnsinnig leer. Ich habe mich dann aufgerafft und meine Walkingstöcke genommen und bin losgezogen. Als erstes war ich auf dem Friedhof und habe geguckt, ob Dein Grab in Ordnung ist. Ach Schatz, das ist ein Stück tote Erde. Du bist bei mir und nicht dort. Dann bin ich immer an der Werre entlang gelaufen. Der Schweiß lief mir im Nacken runter, aber es hat mir gut getan. Der Kopf ist etwas freier geworden. In den letzten Wochen ist eigentlich viel passiert und ich suche eine Aktivität nach der anderen. Manch einer denkt, dass ich mein Dasein gut meistere, aber das ist eben meine Art der Trauerbewältigung. Sie können ja nur vor den Kopf gucken! Ich versuche, vor den Tatsachen wegzulaufen. Ich brauche Dich - ich liebe Dich.

Am 11. Sept. bin ich nach Kolberg gefahren. Leider war ich als Einzige der Reisegruppe aus Lage im Hotel K.! Alle anderen waren im Etna. Das war schon blöd, denn somit hatte ich gar keine vertraute Person, mit der ich mich mal austauschen konnte. An meinem Tisch saß eine nette Frau, die allerdings aus der Ukraine kam und kaum deutsch sprach. Sie entschuldigte sich jedesmal, wenn sie mich ansprach.
Die ärztliche Untersuchung brachte mir Moorpackungen und Fußwirbelmassagen ein. Diese waren recht wohltuend.

Die Stadt Kolberg ist größer, als ich gedacht hatte. Sie hat ca. 50.000 Einwohner. Sie gefällt mir recht gut, denn es befinden sich dort sehr viele Grünanlagen mit Springbrunnen und Bänken. Es hätte Dir auch gefallen und wir hätten jede Menge Spaß gehabt. So lief ich ganz alleine durch die Straßen und wurde immer trauriger, zumal ich so viele Paare beobachten konnte.

Der Strand ist ebenfalls wunderschön. Man kann weite Spaziergänge unternehmen. Ich staunte über die vielen Schwäne am Strand und habe viele Aufnahmen gemacht, die auch alle recht schön geworden sind.

Am zweiten Tag bekam ich starke Schmerzen in der Hüftgegend. Aus der Apotheke holte ich mir eine Salbe, die allerdings keine Besserung brachte. Ich hatte starke "Startschmerzen" und hielt es besser im Gehen aus als im Sitzen oder Liegen. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren.
Die große Einsamkeit die mich umfing und dann noch die Schmerzen! Inzwischen wusste ich, dass es der Ischiasnerv war!
Denn dadurch hatte ich auch keine Lust, am Abend etwas zu unternehmen und somit saß ich vor dem Fernseher. Das hätte ich auch zu Hause haben können.

Als meine Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, geschah das Wunder. Nicht nur, dass ich nette Tischnachbarn bekam, sondern, dass es sich auch noch um eine Person handelte, die aus meiner hannoverschen Gegend kam und wir somit viele Gesprächsthemen hatten. Nein, sie fing nach relativ kurzer Zeit ein Gespräch mit mir an über Jenseitskontakte usw.. Sie empfahl mir das Buch "Jenseits-Botschaften" von James van Praagh. Warum macht das jemand? Sie konnte doch gar nicht wissen, ob mich das interessieren würde. Aber sie tat das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Das war unwahrscheinlich und ich wurde den Gedanken nicht los, dass das ein Geschenk des Himmels war und dass Du vielleicht mitgewirkt hast, denn von da ab wurden meine Schmerzen gleich viel besser und meine Stimmung stieg. Somit wurden es noch sehr schöne Urlaubstage, zumal auch Petrus sein Bestes gegeben hat.
Immer, wenn sich wieder ein Trauergedanke einschleichen wollte, dann habe ich mich damit getröstet, dass Du bei mir bist und alles genau beobachtest. Auf jeden Fall tut mir diese Annahme gut.

Am letzten Sonntag habe ich am Cherusker-Walk teilgenommen und bin die 11 km vom Hermannsdenkmal zu den Externsteinen gewalkt. Das hat ganz gut geklappt und ich habe das mal als Training für die Fahrt am 20.10. nach Dresden angesehen. Elmar will dort Marathon laufen und Sandra und ich werden walken.

Am 3.10. bin ich mit Nils nach Niedersfeld gefahren. Dort ist alles in Ordnung. Deine Wanderschuhe stehen noch im Flur und alles ist so, als wenn Du jeden Moment die Wohnung betrittst. Ich habe es noch nicht fertig gebracht, Deine Sachen fortzuräumen. Sie stören ja auch niemanden.
Am Mittwoch bin ich dann mit Nils nach Attendorn in die Atta-Höhle gefahren und am Donnerstag haben wir uns in Ramsbeck das Erzbergwerk angeschaut. 360 m unter der Erde imponierten dem kleinen Kerl natürlich sehr. Wir sind auf Opa's Spuren gewandelt. Du hättest/hast sicher Deine Freude daran.

Ach, mein Schatz, ich versuche immer, mich abzulenken. Aber bei allem was ich tue, sind meine Gedanken bei Dir. Auf unserem Anrufbeantworter ist immer noch Deine Stimme. Gabriele bekommt jedes Mal einen Schreck - aber ich lösche ihn nicht. Erstens rufe ich mich nicht selbst an und zweitens ist es ein Stück von Dir.

Mein Liebling, ich umarme Dich und schicke Dir viele liebe Gedanken und hoffe, dass es Dir gut geht. Du bist immer um mich - ich liebe Dich.

Deine Marion

Geändert von Muckchen (28.10.2006 um 16:37 Uhr)
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