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Alt 08.05.2007, 11:38
enail enail ist offline
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Registriert seit: 25.08.2006
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Standard AW: Eine Nachricht für Pa

Hey Pa,

ich möchte dir mal wieder erzählen. ich weiß, auf diesem Wege habe ich mich lange nicht gemeldet, aber ich konnte nicht und muss erst einmal mein Leben wieder in die Hände nehmen. Muss lernen das es weiter geht, das die Zeit nicht stehen bleibt, das es nicht so immer bleiben wird.
ich steh hier und es ist als steh ich vor Deinem Grab, schau herunter und ich sehe nichts, nichts was mich an Dich erinnert, Dein Name auf dem Stein stark und fest, doch es hat nichts mit Dir mit Deinem Leben, mit Deinem Wirken, mit Deiner selbst zu tun, es sind Worte die verklingen, buchstaben die keinen Sinn ergeben, es ließt sich wie der Titel eines unliebsamen buches welches gelesen werden soll, ohne es eigentlich zu wollen.
Worte, ganze Sätze sprudeln aus mir heraus, doch ich kann sie nicht sortieren, den sinn nicht erkennen, alles wirr.
Versteh mich nicht falsch, ich denke viel an Dich, an Dein Leben an unser Zeit, an das wenige Gemeinsame. ich möchte dich nicht vergessen aber ich möchte weiterleben, nicht wie zuvor, anders aber mit eigener Entscheidung. Nicht immer für deine anderen da sein zu müssen, die starke zu mimen die verständnisvolle, es reicht einfach. ich komm dank deiner Familie einfach nicht mehr zur Ruhe, kann nicht neu beginnen, kann nicht da weitermachen wo es müßte.
nadine, herzensgut und naiv blöd, immer und immer wieder ihre Probleme ihre Sorgen, es gibt keine anderen für sie auf dieser Welt, ich habe in ihren Augen kein Recht darauf glücklich zu sein, wenn sie es nicht ist. Dein Sohn, er wird sein Leben nie in den Griff bekommen, das hast Du richtig erkannt, ich bin für ihn auch nicht mehr da, kein haltepunkt mehr, ich will es auch nicht sein, was kann ich für seine Drogensucht, was kann ich dafür das er nicht fähig ist, das umzusetzen was er möchte. Deine naja Frau, ich wechsle die Straßen wenn ich sie sehe, verschwinde in Gassen nur um ihr nicht zubegegnen, wie kann man soweit sinken.
mit deinem Tod ist alles anders, Deine Familie wird es für mich nicht mehr geben. ich habe dafür keine Kraft mehr und ich will auch nicht. Wer war oder ist für mich da, wer hat ein offenes Ohr für meine sorgen.

es bricht vielleicht für Dich eine Welt zusammen, aber ich muss jetzt einen Schlussstrich ziehen. ich liebe Dich und doch werde ich mich aus diesem Rest der Familie sang und klanglos verabschieden. soll jeder von ihnen machen was er will, ohne mich. Trauer ist wichtig und hilft beim Verstehen aber deshalb kann keiner verlangen sich für andere, die einem nichts bedeuten, die wie soll ich sagen mit einem selber nichts zu tun haben, die für Ihre Mitmenschen nicht ein stück übrig haben, warum für solche aufopfern, warum für solche ständig Tag und nacht da sein, sie unterstützen und und und. du kennst sie selber, das muss ich mir nicht mehr länger antun.

ich bin glücklich mit meiner kleinen Familie, habe einen super Job, liebe Freunde und es geht mir einfach gut. muss ich das zerstören lassen von Menschen die selber nichts allein hin bekommen. NEIN und deshalb werde ich dich nur noch allein besuchen, allein mit Dir reden, allein bei Dir sein.

alles was geschehen ist, war schrecklich. für mich unverständlich wie Menschen, die eigene Familie so was tun können. das sind die Gründe, warum ich weder mit deiner Frau, deinen Kindern und deinen Geschwistern jemals wieder Kontakt haben möchte. Wenn Du da oben auf Deiner Wolke sitzt, herunter schaust zu uns wiviele Tränen hast du vergossen als du all das sehen musstest. mittlerweile weiß ich auch warum du so lange deine krankheit geleugnet hast, du wolltest nicht aufgeben um dies alles hier zusammen zu halten um das was nach deinem letzten GAng geschehen ist niemals zuzulassen. ich verstehe es.

ich weiß das du immer bei uns sein wirst, bei deiner familie und bei mir. ich weiß das es dich traurig macht, ich weiß wie gern du auf uns alle stolz gewesen wärst. doch egal wo du bist, ich möchte das du weißt das ich dich liebe und es auch immer so sein wird. Dich liebe ich, nicht den rest, meine Gedanken sind bei Dir nicht bei Ihnen, ich bin für dich da nicht für sie.

vielleicht liegt es daran das ich ein einzelkind bin, immer auf eigene Beine gestellt, das ich so hart ihnen gegenüber bin. vielleicht ist es auch nur selbstschutz, vielleicht bin ich auch einfach nur egoistisch. für all das was ich mir geschaffen habe in meinen leben habe ich mehr als hart gearbeitet, habe ich viele Jahre auf alles verzichten müssen und wie du weißt auch viel ertragen. Faul ja stinkendfaul laufen sie durchs leben, jammern aber ändern tut keiner was von ihnen, das, ja das muss ich so sagen ist ja wohl nicht mein Problem, entschuldige die harten worte ist eure Erziehung, euer Einfluß.

genug der Vorwürfe.
es ist nicht schön von mir sowas zu sagen, doch die Wahrheit muss raus. zu lange habe ich darüber hinweg gesehen, schluss damit.

cih glaube auch nicht das ich hier noch lange so öffentlich schreiben werde, wahrscheinlich wird dies hier meine letzten Zeilen für dich sein. ich habe schon begonnen ein büchlein anzulegen. Kindheitserinnerungen stehen schon darin, Begebenheiten an die ich mich noch als kleines Kind erinnern kann. auch von Oma und Opa habe ich für dich schon darin geschrieben. von meinem Wunsch das Du und Ma wieder zusammen kommen, obwohl ich ganz genau wußte es wäre nie dazu gekommen. ihr habt euch trotz trennung gut verstanden, konntet über alles reden, seid für einander da gewesen. auch von der zeit als Stefan noch ein Baby war und Karin noch nicht so gelinde gesagt eine .. nein ich sag es nicht. alles erinnerungen die schön sind, die meine Gedanken an Dich wärmer und die Zeit zurück fliegen lassen. diese möchte ich behalten, so möchte ich an dich denken, so möge es für immer bleiben. Aus diesem Grund schließe ich jetzt hier ab und bitte dich auch wenn es mir genauso wie dir schwer fällt, zu akzeptieren das ich mit ihnen nichts mehr gemeinsam haben möchte. Meine Erinnerungen behalte ich, sie können die ihren behalten. in diesem Sinne taußend küsse für Dich und du wirst immer mein geliebter Pa bleiben. hier an diesem ort werden wir uns wohl nicht wieder hören, ich kann es nicht mehr ertragen deshalb muss ich beenden.

all die lieben, die hier lesen werden sei gesagt, es gibt nicht nur Trauer die verbindet sondern leider auch die, die voneinder trennt.
gebt nicht auf, der Tod ist nie das Ende es gibt ein danach, welches hängt von euch und eurem Glauben ganz allein ab.
mit eurem Verlust seid ihr nicht allein, hier sind so viele denen es ganz genauso geht, schenkt euch gegenseitig die Kraft und den Mut das gemeinsam durch zustehen. Einen geliebten Menschen zu verlieren bedeutet ein stück von sich selbst zu vermissen.
ich wünsche euch allen hier bleibt tapfer, verliert nie den Mut und eure Stärke
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Manchmal vermag uns ein durch den Asphalt brechender Löwenzahn die tägliche Frage nach dem Sinn des Lebens eindrücklicher und überzeugender zu beantworten, als eine ganze Bibliothek philosophischer Schriften.
Verfasser unbekannt
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