[Petra_S]

Hallo Nadinsche!

Wie oft denke ich über diesen, von dir gewählten Titel nach...

Ja, wir haben "UNSER" Leben verloren - Stolli musste gehen, als es doch für euch erst beginnen sollte. Das gemeinsame Leben konnte es nicht mehr geben. Wie wäre es wohl geworden, wenn er nicht krank gewesen wäre oder wieder gesund geworden wäre? Müßige Gedanken, ich weiß - zu mal man es nicht genau wissen kann, aber aus der Erfahrung und dem gegenseitigen Kennen heraus schon. Jeder von euch stand in den Startlöchern des eigenen Lebens - des eigen - verantwortlichen Lebens, als junge Frau - losgelöst vom Elternhaus, mit eigenen Wünschen und Vorstellungen. was glaubst du - ist das Leben so geworden wie er es sich für euch vorgstellt und gewünscht hat? Du bist eine sehr liebevolle, begeisterte Mutti für den süßen Paul Mika, selbstbewußt und auch deine Selbstständigkeit durch den Beruf untermauernd gehst du deinen nicht immer leichten Skorpionweg... Ob er wohl mit Fältchen in den Augen registriert, dass du auch heute noch an seine Worte vom letzten Gespräch (en) im Krankenhaus denkst, seine Lebensbotschaft aus endlosen Nachtgesprächen, die er euch vorgelebt hat, verstanden hast?! Wie du dich um seine Mutter kümmerst, sie als Pauls "Oma" nicht allein in der Welt stehen lässt, nun da sie ohne ihren einzigen Sohn alt werden muss! Bestimmt ist er sehr stolz auf dich, sicher... "Unser" Leben gibt es nicht mehr, doch jeder von uns baut sich mutig voller Erinnerung an "unsere Zeit" sein Leben neu auf und wir machen es garnicht schlecht, denke ich. Wir haben unsere Werte nicht verraten, sind unseren Träumen und moralischen Prinzipien treu geblieben, haben uns nicht an das Leben und seine Widrigkeiten verkauft, mutig gehen wir die Herausforderungen und Probleme an, jedes seiner Weiber nach ihrer Art. Deine Schwestern leben auch ihren Traum, haben das durchgekämpft was sie sich für ihr Leben gewünscht haben, schlagen sich wie du mit den Stolpersteinen des Lebens herum, um dann letztendlich immer zu wissen sie sind wie du in der Liebe "unseres Lebens" geborgen...

Ja auch ich, die nie dachte wieder einen Sinn im Leben für mich als Mensch zu finden, ich meine nicht als Mutter-Tochter-Oma-Mensch - sondern als Frau Petra, auch ich habe mich wieder aufgerappelt und versuche da mit mir weiter zu machen, wo ich als Mensch Petra aus der Bahn geworfen wurde. Ja, das Sterben, die Krankheit unseres liebsten Stollis hat mich verändert. Ich habe gelernt, wie kurz die Lebenszeit sein kann, bin noch unduldsamer geworden gegenüber Sinnlosigkeiten, "Zeitfressern aus dem guten Ton heraus - weil es sich so gehört" usw. Ich versuche mit konstruktiven Ideen und der sich immer wieder stellenden Entscheidung was wirklich wichtig ist für meinen inneren Frieden mit mir selbst, mein Leben bestmöglichst zu leben - so wie wir "UNSER Leben" früher gemeinsam gelebt haben. Und ich weiß dass ich vieles "UNSEREM Leben" verdanke, das gibt mir die innere Liebe, Wärme, Vertrauen und Hoffnung weiter zu machen. Ich kenne unseren Weg aber ganz genau, das macht es mir leichter und ich weiß, ich gehe ihn weiter in unserem Sinn, nach unseren moralischen Werten und mit ehrlicher Liebe in mir. Irgendwie auch dankbar, dass ich diesen Weg in dieser irdischen Welt hier nicht allein gehen muss, dass ich einen lieben Menschen neben mir weiß, der mich unterstützt, in allem was ich tue, bei allem was auf mich zu kommt und auch in meinem Bestreben noch Einzelmensch Petra zu bleiben. Verrücktes Leben!

Mit den besten Wünschen und lieben Gedanken an "unser aller Leben" - Deine Mutti