Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 03.11.2012, 19:41
mai-regen mai-regen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.03.2012
Beiträge: 262
Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,
als ich deine Zeilen las,standen mir plötzlich die Tränen in den Augen und ich musste schlucken.Zuerst hatte ich dein vorheriges posting gelesen,da hat du es so treffend auf den Punkt gebracht " Wir durften uns von geburt an ihrer sicher wissen. und nun soll es auf einmal weg sein. es macht hilflos, auch wenn man schon erwachsen ist.ein kostbarer schatz ist nicht mehr da." Das ist etwas,was mir erst für mich so falsch vorkam.Und da alle meine Freunde bis auf eine ihre Eltern noch haben,war es schwer,dass zu verarbeiten.Himmel nochmal,wir sind erwachsen,haben selber Kinder,stehen auf eigenen Beinen,und dann stirbt die Mutter oder der Vater.....und man möchte sich wie als Kind an sie klammern,versteht die Welt nicht mehr,stellt sämtliche Wertigkeiten in Frage ( Ich hab z.B einen total stressigen Beruf,den ich aber gern mache,fragte mich plötzlich aber,wofür ich mich da eigentlich abstrample,wenn es doch SO endet...),das Entsetzen ist riesig,man kann nicht schlafen,nicht denken,nur funktionieren....
Und dann fand ich dieses Forum,lauter erwachsene Söhne und Töchter,manche schon Grossmütter,mit den gleichen Ängsten,der gleichen Verzweiflung,der gleichen Trauer.Das tat gut,so konnte ich es besser annehmen.
Ich sehe dich vor mir,am Grab,unter Tränen an den verblühten Rosen zupfen.Dein Schmerz ist ein Geschenk an sie,deine Tränen sind es.Unsere Mütter waren gute Menschen,sie haben uns geboren,versorgt,geliebt und auch wenn wir ihnen manchmal Kummer machten( ich sag nur Pupertät...) war die Tür,war ihr Herz immer offen.Sie sind den Schmerz wert und die Tränen.Obwohl sie uns sicher nicht gerne leiden sehen...
Weisst du,Tine,wenn mich die Trauer überkommt,nehme ich sie an.Miri schrieb hier mal,sie setzt sich mit ihr an einen Tisch.Der Tag,an dem ich keine Trauer mehr um meine Mum fühle,wird der Tag sein,an dem meine Kinder beginnen,um mich zu trauern....
Letztendlich wird man durch den Tod der Mutter aufs schärfste mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert.Nicht hypothetisch,sondern ganz konkret.Ich musste feststellen,dass mir der Gedanke hilft.Bei allem Schmerz,auch meine Zeit hier läuft ab,und keiner weiss,wieviel Sand noch in unserer Sanduhr ist,in der unseres Partners,der Geschwister,der Freunde,der unserer Kinder....
Das hilft mir,trotzdem froh zu sein,dankbar für die,die ich noch haben darf,für die Zeit,die ich noch bleiben darf.....und dann,daran glaube ich unerschütterlich.....werden wir uns wiedersehen,wo auch immer.
Ich schick dir liebe Grüsse.
__________________
Meine Mum,Lungencarcinom Stadium 4 mit Metastasen
Immer an deiner Seite !

In Liebe gebettet voraus gegangen am 06.05.2012


Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten