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Alt 17.12.2006, 12:27
claudia helfrich claudia helfrich ist offline
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Registriert seit: 03.12.2006
Beiträge: 23
Standard AW: Ich weiss nicht mehr weiter !!!

Hallo Silke,

erstmal auch einen lieben Gruße von mir. Unsere Geschichten gleichen sich leider fast aufs Haar. Mein Vater (62) wurde vor 4 Wochen mit Gelbsucht ins Krankenhaus eingeliefert. Vor 3 Wochen haben wir dann die Nachricht erhalten: BSDK, Tumor 6 cm, Inoperabel wegen der Herzschwäche meines Vaters.

Vielleicht helfen Dir die Erfahrungen, die ich in der Zeit gemacht habe.

Zunächst war es von med. Seite bei meinem Papa wichtig, dass die Gelbsucht weggeht, damit keine Sepsis entsteht. Bei meinem Vater wurde dazu vor 2 Wochen ein Stant in den Gallengang gesetzt. Nach nur 2 Tagen war die gelbe Gesichtsfarbe weg und sein Appetit kam zurück. Mein Vater durfte dann auch gleich nach Hause, was ihm sehr viel bedeutet hat. Jetzt kann er nur kleine Portionen essen, die bekommen ihm besser. Er hat zum Glück Appetit und freut sich auf jede Mahlzeit. Vielleicht kannst Du ja bei deinem Papa herausfinden, ob er wirklich keinen Hunger hat oder sich nur vor Schmerzen fürchtet, die ihm das Essen danach bereitet...Männer sind manchmal schlecht darin, zuzgeben, dass es Ihnen nicht gut geht...mein Papa ist darin ein Meister, vorallem mir gegenüber. Am Anfang saß bei ihm der Schock über die Diagnose auch sehr tief. Das hat ihm auch den Appetit am Anfang genommen. Wir haben dann wieder angefangen, viel gemeinsam zu essen, z. B. Abendbrot. Einfach, weil es sich in Gesellschaft besser isst,...und wenn Dein Papa nur etwas isst, weil Du es für ihn extra gekocht hast, aus schlechtem Gewissen quasi, ist das ja schon ein Anfang.

Meine Eltern gehen jetzt jeden Tag ein bisschen spazieren, nachmittags, mit einer Tasse Kaffee und ein paar Plätzchen als "Belohnung" danach.
Ich denke, dass es wichtig ist, dass unsere Papas mit Essen keinen Zwang verbinden, um nicht schwächer zu werden, sondern schöne Erlebnisse, wie z.b. mit der Familie zusammen zu sein.

Mein Papa hat übrigens erst vor 2 Tagen damit angefangen, mit mir direkt über seine Krankheit zu sprechen. Das war ziemlich hart für mich am Anfang, weil ich immer das Gefühl hatte, dass der Krebs zwischen uns steht. Meine Infos zu seinem "Zustand" bekam ich nur von meiner Ma und mit meinem Papa hab ich mich nur über alltägliche Dinge unterhalten. Mittlerweile hab ich begriffen, dass er einfach erstmal für sich klar kommen musste, bevor er mit uns Kindern darüber sprechen konnte.

Ich hab meiner Ma von diesem Forum erzählt und den tollen Leuten, die sich hier helfen....und den Erfahrungen, die viele gemacht haben. Meine Ma hat das ganze meinem Papa erzählt...und seitdem glaubt er wieder ein bisschen mehr an sich und an das Leben, dass noch vor ihm liegt. ....vielleicht erzählst Du Deinem Pa auch mal von all dem hier.

Ich werde meine Eltern gleich mal besuchen gehen und ne Tasse Kaffee mit Ihnen trinken.
Nimm Dir doch einfach heute auch eine schöne Kleinigkeit für Eich beide vor...einfach so, weil heute der 3. Advent ist...und nicht weil er krank ist.
Es tut Papas immer gut zu sehen, wenn es den Töchtern gut geht und sie an was Spaß haben.

Ich drück Dich ganz fest.....weil ich weiss, wie schwer das ganze ist...aber denk immer daran. ....Dein Papa lebt jetzt....jetzt hast Du Zeit mit ihm.....wir wissen doch auch nicht, was mit uns morgen passiert.

Also, halt die Ohren steiff!!!

Liebe Grüße
Claudia
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