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Alt 13.03.2011, 11:33
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Dorathea Dorathea ist offline
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Standard AW: Mein Mam 77Jahre liegt auf der Intensiv mit Magen und Speiseröhrenkrebs!!!

Hallo Dofrapet.

DAs auf und ab mit den Werten, gerade bei starken Ödemen (Die Wasseransammlungen), ist normal. Was nicht bedeutet, dass es leicht ist, das unter Kontrolle zu kriegen.
Das Wasser drückt auf alle Organe und kann Atemprobleme verursachen.


Anmerkung:

Ödeme sind Wasseransammlungen. Wasser fließt ins Gewebe und kann vom Herzen nicht mehr abtransportiert werden.

Nicht zu verwechselt mit einer sog. "Aszites". Die Aszites ist zwar auch eine Wasseransammlung (Wassersucht), aber hat mit der Leber zu tun.



Das Lagern deiner Mutter wird bzw ist problematisch, aber das "wenden" alle 12 Stunden wird deswegen gemacht, weil das Op Gebiet noch frisch ist und, um sie nicht zu sehr körperlich zu überanstrengen.
Es ist eine Gratwanderung und der Grat ist gerade für Pflegende sehr schmal.
Die Gefahr DEkubiti (Wundgeschwüre) zu verursachen durch die lange Liegedauer, ist sehr sehr hoch, falls sie noch keines hat (An Fersen, Steißbein, Ellbogen, Schulterblättern meist zuerst). Lagerung mit hinblick auf die Opwunde, die Ödeme, die Herzerkrankung.. oh weh. Ich möchte nicht tauschen.




Die Gabe von Sauerstoff zur Unterstützung klingt immer Problematisch und schlimm für Angehörige.

Stell' es dir so vor:
Sie liegt flach im Bett, oder mit leichter Oberköper hochlagerung, damit das Wundgebiet nicht zu beantsprucht wird.
Dazu noch die Lungenentzündung.
Die Lungen müssen belüftet werden, damit die Lungenentzündung sich nicht verschlimmert und zu schwereren Komplikationen führt.
Um das zu gewährleisten wird mehr Sauerstoff gegeben.
Der Luftröhrenschnitt wäre eine weitere Erleichterung, um Sauerstoff in die Lungen zu befördern, gemeinsam mit Medikamenten gegen die Lungenentzündung bzw "Aerosolen" und Inhalationsmitteln, die direkt über die Atemluft beigemischt wird.
Ein weiterer Vorteil wäre, dass über die Beatmung mit einem Luftröhrenschnitt eine bessere Versorgung gewährleistet wäre. Mundpflege ist da so der Gedanke, der mir in den Kopf schießt, denn gerade bei Patienten im künstlichen Koma ist das sehr sehr wichtig.


Auch ist es für manche, auch ich habe es so empfunden, angenehmer ihren ANgehörigen mit einem Luftrährenschnitt zu sehen, als wenn die Schläuche über den Mundraum gehen. Man kann eine DEcke bzw ein Tuch drüberlegen und es ist weg.. das Gesicht ist frei von Klebern, SChläuchen und Salben und damit ein großer psychischer Störfaktor beseitigt.


Der Luftröhrenschnitt hat keine Auswirkungen später auf deine Mutter. Die Wunde verheilt (es ist ein kleiner Stich), und es wird davon nichts mehr zu sehen sein.


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Eine meiner Lieblingspatientinnen sagte mir einmal, dass sie, auch wenn sie im Koma war, einiges mitbekommen hat in ihrem "Traum". Ich finde den Gedanken sehr beruhigend, dass der Mensch, der mich so lange begleitet hat, hört was ich ihm sage.

Und so denke ich auch dass deine Mutter hört was du sagst und es im Unterbewusstsein mitbekommen wird. Es ist doch auch beruhigend, das zu tun, oder wie empfindest du es?

Ich wollte immer mit meiner Oma oder meinen Patienten reden, denn für mich ist die Person, die dort liegt, egal ob Familienangehöriger oder Fremder, ein Mensch.
Eine Persönlichkeit und keine Hülle.

Sprich mit ihr, erzähl' ihr von deinem Tag oder von Dingen die sie gern mochte.
Auch wenn sich das nun schwer anhört, vieleicht solltest du auch darüber nachdenken, all das zu sagen was du immer sagen wolltest.

Kein Abschied, aber alles für den Fall der Fälle vorbereiten. Denn letztendlich entscheidet deine Mutter was sie möchte, und nicht die Ärzte oder du als Tochter.


Ein klärendes Gespräch, in welchem du alles loswirst, was du loswerden willst. Im Guten.
Es kann dir gut tun.



Ich wünsche dir und deiner Mutter alles Gute


Thea
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