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Alt 17.11.2008, 15:40
Sandra78 Sandra78 ist offline
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Standard AW: Tabuthema Krankheit - Was nun?

Hallo zusammen,

ich verstehe dich vollkommen, aber deine Mutter braucht Zeit (die sie vielleicht nicht mehr hat, zugegeben) um ihr Schicksal zu akzeptieren und darüber reden zu können. Stell dir vor, jemand sagt dir, du mußt bald gehen. Vielleicht willst du alles geregelt haben, vielleicht bist du ein anderer Typ, der lieber offen über alles sprechen will und vorallem KANN. Aber das kann nicht jeder. Aus Angst, aus Wut, aus Verzweiflung oder warum auch immer. Das Verhalten deiner Mama zeigt, dass sie sich innerlich mit ihrem Sterben beschäftigt und ihre Aufträge an euch sind vielleicht ihre Art zu sagen: "Ich weiß Bescheid und ich will, dass ihr euch keine Sorgen machen müßt."
Vielleicht wartet auch sie nur auf ein Zeichen, ein offenes Wort und vorallem Ohr von EUCH. Vielleicht will SIE EUCH nicht die Hoffnung nehmen, dass sie wieder gesund und euch nicht verlassen wird. Vielleicht will eure Mama die Starke sein. Vorallem, nachdem ihr vor 4 Jahren erst euren Stiefvater verloren habt. So war es nämlich bei meiner Mama und uns. Zum Glück hatten wir dann noch die Zeit uns zu verabschieden. Aber es hat "lange" (sofern man bei 3 Monaten von "lang" reden kann) gedauert, bis wir es überhaupt - jeder für sich - akzeptiert und angenommen und somit miteinander reden, trauern und weinen konnten.
Das einzige, was ich dir raten würde, ist: Sensibel, sanft und unter 4 Augen in einem ruhigen Moment zu fragen, ob sie auch Angst hat und wie sehr du sie liebst. Das kann den Damm brechen, aber wenn deine Mutter nicht darüber reden will, dräng sie nicht!
Ich denke, kein Kranker will das Gefühl haben, dass alle ihn aufgegeben haben, wenn er sich selbst noch nicht aufgegeben hat. Und auch dafür ist deine Mutter zu bewundern.
Jeder Sterbende spürt, wann es soweit ist und wird sich rechtzeitig melden, wenn er noch etwas besprechen will. Wenn nicht, war es wahrscheinlich sein Wunsch, der akzeptiert werden muss.
Und manchmal sagen ein Blick, ein Händedruck, eine Umarmung mehr als 1000 Worte. Daran solltest du auch denken und diese Zeichen deiner Mama schenken und auch auf ihre achten.
Vielleicht hilft dir auch das Buch von Kübler-Ross "Verstehen, was Sterbende sagen wollen"

Alles Gute für dich und deine Mutter.
Geniess die Zeit mit ihr!
Gruß
Sandra
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