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Alt 23.02.2007, 07:23
antje s. antje s. ist offline
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Standard AW: dinge, die mir angesichts des sterbeprozesses nicht aus dem kopf gehen

Hallo Caro,

ich weiß, wie Du Dich fühlst. Am Tag bevor mein Mann gestorben ist, habe ich ihn gebeten, den letzten Weg anzutreten. Ich habe ihm erklärt, daß es keine Hoffnung gibt und daß es keine Heilung für ihn gäbe, selbst wenn er diese akute Situation überleben würde. In der Nacht noch habe ich ihm gesagt, er solle nun ein Flugzeug nehmen (vor seinem Krankenhausfenster war die Lande- bzw. in dieser Nacht die Startschleuse des Flughafens), in den Himmel fliegen und mein Engel sein. Ich war überzeugt, daß ich ihm das Richtige sage. Denn er hatte immer gesagt, wenn es für ihn keine Hoffnung mehr gäbe, würde er in ein Land gehen, in dem aktive Sterbehilfe nicht verboten ist.
Doch in seiner letzten Stunde, in der sein Herz so schwer schlug, hat er nur mit dem Kopf gezuckt, als wollte er sagen: "Nein, ich will nicht gehen!".
Ich weiß, es gibt kein Grund dafür, aber ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen, ein fürchterliches Gefühl, wenn ich daran denke, daß ich ihn "geschickt" habe.

Aber auch mein Mann hatte, nachdem das Herz nicht mehr schlug, einen ganz anderen Gesichtsausdruck. Er lag friedlich da und hatte eine ganz entspannte Mimik. Daher denke ich, daß er und alle anderen auch, nun in einer friedlicheren, schmerz- und angstfreien Umgebung sind. Auch Dein Papa!

Du hast alles getan, um ihm die letzten Wochen und Tage so angenehm wie möglich zu machen. Dein Vater war sicher sehr stolz und dankbar.

Liebe Grüße

Antje
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